OtGONBAYAR Ershuu M.A.
Seit 2018
arbeitet er parallel zu seiner künstlerischen Tätigkeit ehrenamtlich
als „Chief Curator and External Affairs of The National Art Gallery of Mongolia".
OtGO is Artist/Painter – Art Historian – Curator – Collector – Autor
Ershuu Otgonbayar – WHITE
Eröffnung Galerie Peter Zimmermann, 12.6.2015
Der
Gang über Grenzen, ein Wechsel der Kulturen verheißt Freiheit ebenso
wie Gefahr. Wer die weglose Wildnis zwischen zwei Welten durchdringen
will, tut dies auf eigenes Risiko. Er ist vor Überraschungen und
Täuschungen nicht sicher. Jeder Schritt kann ein Scheitern sein oder
die Chance, zu neuen Horizonten und Einsichten vorzustoßen. Und dies
gilt immer für beide Seiten, in diesem Fall für den Künstler und den
Betrachter seiner Bilder.
Wir stehen zwischen Leinwänden, die
zu Landschaften werden. Fremde und doch seltsam vertraute Welten tun
sich vor unseren Augen auf. Horizontlose Wildnisse, in denen sich
geheimnisvolles Leben entfaltet. Figurenreiches Gewimmel, eingewoben in
ein dichtes Gefüge aus sich mehrfach überlagernden Farbspuren.
Was
von fern wie eine überraschend lebendige Wiedergeburt informeller
Strukturen wirkt, erweist sich beim Näherkommen als löchriger Text auf
der Höhe postmoderner Ironie und beim Herantreten an die Oberflächen
als ein graphisch ausgeklügeltes Gewebe comic-artiger Figurationen in
paradiesischer Unschuld und heiligem Ernst, also ohne jeden Hang zu
Satire und Gegenwart.
Was wir hier sehen, ist im wahrsten
Sinne des Wortes: vielschichtig. Wir sehen: ein lasierendes
Aufeinanderstapeln abstrakter Farbverläufe einerseits und ein
flächenhaftes Verknoten, Verwirbeln und Vernetzen feinziselierter,
schablonenhafter Mensch-Tier-Agglomerationen andererseits. Und wir
sehen: das virtuose Ineinanderschieben dieser beiden unvermischten und
perspektivlosen Ebenen der Bildgestaltung – weit jenseits von
Wahrnehmungskonventionen, die uns vertraut sind. Abstraktion und
Figuration lösen sich nicht auf, sondern entfalten - unvereint - ihren
vollen Antagonismus.
Aber statt, dass die Bildwelten
explodieren und zerfallen, entspringt aus dem auf der Leinwand
gebändigten Widerspruch ein unerwartetes, nie gesehenes Großornament:
visuell flirrend, ikonografisch ambivalent. Faszinierend wirkt die
ostentative Widersprüchlichkeit zwischen dem wuchernden Gestaltchaos
und einer obsessiven Systematik.
Kurzum: Was wir sehen,
entzieht sich dem eindimensionalen Zugriff von Beschreibung und
Interpretation. Vorsicht also beim Betreten eines unbekannten Terrains,
das zu Recht Neugier weckt.
Nur so viel lässt sich am Beginn
unserer Reise ins Unbekannte sagen: Diese überraschenden Bilder sind
HYBRIDE. Sie markieren einen unbestimmten Ort kultureller
Überschneidung. Die Soziologie definiert Hybridität als ein Phänomen,
das in Situationen auftritt, in denen antagonistische Denkinhalte und
unvereinbare Logiken aus unterschiedlichen kulturellen, sozialen oder
religiösen Lebenswelten zu neuen Handlungs- und Denkmustern
zusammengesetzt werden. Vorzugsweise in diesen Situationen entsteht
kulturelle Dynamik. Und - füge ich hinzu - in einer solchen
Konstellation entsteht die Chance zu echter Erneuerung.
Ershuu
Otgonbayar - der sich als Künstler selbst OtGO nennt - wurde am 18.
Januar 1981 am Rande Ulaanbataars, der Hauptstadt der Mongolei, als
sechster Sohn des einfachen Arbeiters Erschüü geboren. Zwischen
Zentral-, Nord- und Ostasien gelegen, ist das Steppen- und
Halbwüstenland fast fünfmal so groß wie Deutschland und mit 3 Millionen
Einwohnern der am dünnsten besiedelte unabhängige Staat der Welt.
Jahrtausendelang lebten hier Nomaden, die Dschingis Khan Ende des 12.
Jahrhunderts für kurze 70 Jahre zu einem Weltreich bündelte. Seitdem
steht das Land unter dem geistigen Einfluss des Buddhismus und
Lamaismus, alte Religionen die selbstverständlich die - nach der
Sowjetunion zweitälteste - sozialistische Volksrepublik überlebten.
Der
Maler OtGO wuchs mit sieben Geschwistern und einem Adoptivbruder am
anderen Ende der Welt auf. Er zeigte früh seine künstlerische Begabung
und studierte in den 1990er Jahren Malerei an der Kunsthochschule in
Ulaanbataar. Danach widmete er sich sechs Jahre lang dem Selbststudium
der traditionellen mongolischen Miniaturmalerei und arbeitete zeitweise
als Restaurator. Und er machte sich auf den Weg zu den Quellen: zwei
Jahre nomadisierte er durch seine Heimat, reiste zu Fuß und zu Pferd,
mit Schiff und Flugzeug durch das ganze Land, in die verstecktesten
Winkeln, zu Dörfern und Klöstern. Er traf auf die unterschiedlichsten
Menschen und lebte mit seinen Lehrern zusammen. Seine Liebe zum Land
und zur Religion seiner Väter wurzelt in dieser Zeit.
OtGO
eignete sich die Techniken, Ikonografien und spirituellen Hintergründe
der mongolischen Miniatur-Malerei in den buddhistisch-lamaistischen
Klöstern im traditionellen direkten Lehrer-Schüler-Verhältnis an und
begann, alle Malutensilien selbst herzustellen. Er wurde ein Meister in
der Thangka-Malerei, die für ihn mehr Philosophie, denn Handwerk ist.
Ein Thangka ist ein Rollbild des tantrischen Buddhismus (Lamaismus). Es
wird zur Meditation in Tempeln oder Hausaltären aufgehängt und bei
Prozessionen mitgeführt.
OtGO malte mit feinsten Haarpinseln
ohne optischen Hilfsmittel auf winzigen diagroßen Formaten (6 x 7 cm)
Hunderte von Buddhas, Bodhisattvas und Schutzgottheiten:
Einzelfigurationen von filigranster Ornamentik. Seine geheimnisvollen
Schwarz-grundierungen sind aus Ruß und Milchschnaps angemischt, die
Farben bestehen aus mineralischen und pflanzlichen Pigmenten, gebunden
mit Leim aus Yakhaut.
OtGO erfindet sich als Künstler
innerhalb eines definierten Kanons neu. Malerei wird für ihn zur
Meditation, ohne konkrete religiöse Intentionen. Er arbeitet im
spirituellen Geborgensein der Vorstellung, dass die Energie durch die
lebendige Gottheit auf ihn als Werkzeug übergeht. "Tangkamalerei
bedeutet, dass der Geist malt, nicht die Hände, wie Meditation schenkt
sie neue Kraft und Energie.“ Wenn der Maler erst ganz am Schluss den
Gesichtern seiner heiligen Figuren Augen gibt, erwacht die Gottheit zum
Leben.
Die wichtigste Grundlage für diese Malerei ist das
natürliche Licht. In der Mongolei scheint an 300 Tagen im Jahr die
Sonne. So wurde Deutschland zur Herausforderung. Denn Otgonbayar
siedelte nach staatlichen Auszeichnungen und Ausstellungen in aller
Welt 2005 nach Berlin um und fing 2007 noch einmal ein Kunststudium an,
diesmal im Institut für Kunst im Kontext an der Universität der Künste
Berlin. Er schloss es 2010 mit dem Master of Arts ab.
Der
Künstler erwarb auf diese Weise nicht nur die Kenntnis über Techniken,
Ikonografien und das Selbstverständnis westeuropäischer Kunstgeschichte
und Gegenwartskunst, er tauchte auch ein in die aktuellen Diskurse um
Malerei und Medien, Moderne und Postmoderne. So ging er über Grenzen in
eine neue Welt und erweiterte seine Horizonte, ohne die frühen
Prägungen zu verdrängen. OtGO arbeitet in Deutschland nicht nur als
Maler, sondern engagiert sich auch stark im künstlerischen und
geistigen Austausch zwischen Europa und seiner Heimat. Mit seiner
Galerie Zurag in Berlin bietet er einen künstlerisch geprägten
Schutzraum an, an dem sich Ost und West treffen, wo die Wahrnehmung
mongolischer Kultur ermöglicht wird und in dem auch der mongolische
Ministerpräsident schon einmal absteigt.
In Deutschland fehlt das
Licht, "der Himmel ist fast immer dunkel". Doch Deutschland wird nun
der Ort, an dem OtGO in den fünf Jahren nach dem zweiten
Studienabschluss seinen originären Hybridstil entwickelte, in dem
nichts vermischt und aufgelöst wird, sondern sich die kulturellen
Prägungen zweier Welten gegenüberstehen: im Bild und als Bild
bezwungen.
OtGO bringt die technische Virtuosität und die
ikonografischen Tradition der mongolischen Miniaturmalerei, die er
innerhalb seines heimatlichen Kulturkreises bereits zeitgenössisch
interpretiert hat, ein in die westliche Tradition einer auf die eigenen
Bildmittel bezogenen, selbstreferentiellen Kunst, die seit Manet und
dem Impressionismus den Weg in die Abstraktion gegangen ist. Mit der
Durchdringung dieser zwei entgegengesetzten Bildbegriffe gestaltet OtGO eine Synthese. Seine Malerei erweist sich als ein eigenständiges
visuelles Phänomen. Die bewusst herbeigeführte und künstlerisch auf
hohem Niveau bewältigte Situation der Hybridität in der Überlagerung
zweier Kulturen wird zum Einfallstor für Neues.
Zu beobachten
ist, dass die aktuelle Entwicklung OtGOs zu größerer ikonografischer
Freiheit und Abstraktion geht. Das graphische Wimmel-Drama, die
Kamasutra-Erotik wird zugunsten eines beruhigten Figurenkosmos in
paradiesischer Verschlingung zurückgenommen. Die malerische Textur
tritt als gleichberechtigter Partner immer stärker in die Bildfindung
ein.
Nach einer Phase intensiver zeitgeistiger
Neon-Farbigkeit, weisen im Moment pastellhafte Grundtöne stärker auf
die Fläche zurück. Dafür nehmen die malerischen Strukturen gestische
Züge und experimentellen Charakter an. Die einzelnen Bildelemente lösen
sich mehr und mehr auf und bilden hybride Mischformen, die sich in
Wellenbewegungen und Meta-Mustern über die homogeneren Bildoberflächen
ziehen.
So stehen wir heute vor expressiver Acrylmalerei mit
filigranen Tuschzeichnungen auf Baumwoll-Leinwänden. Zebraschwärme, von
Frauenkörpern in Streifenkostümen begleitet, entfalten einen op-artigen
Wirbel. Pinguinkolonien scheinen in informellen Texturen auf, um im
eisblauen Orkus zu verlöschen. Unüberschaubare Pferdeherden galoppieren
über türkisfarbene Steppen einem Abend der Existenz entgegen, wunderbar
im Licht des letzten Ausstellungsraums changierend. Im titelgebenden
Triptychon „white“ entdecken Sie zwischen schneeigen Farbgittern ein
ornamentales Gewimmel nackter Menschenkörper und mongolischer Tierwelt
mit Gazellen und Wildziegen, Schneehasen und Schneeleoparden. Zu Recht
zwergenhaft wirkt der Mensch im Universum der Bilder. Die
traditionsgemäß ohne Lupe gemalten Figurationen fügen sich in der
Fernwirkung zum textilen Gewebe zusammen. In diesem Kosmos ist alles
einer unablässig transformierenden Bewegung unterworfen, die wie der
Atem eines Gottes durch die Elemente geht.
Ershuu Otgonbayar
hat sich zu einem selbstbewussten zeitgenössischen Künstler im
westlichen Kontext entwickelt, der die Kunstentwicklung seiner Heimat
von hier aus inspiriert. Mit Recht kann man ihn daher wohl als
bedeutendsten mongolischen Künstler der Gegenwart bezeichnen. Doch aus
meiner Sicht ist er mehr: Vertreter einer internationalen
Malergeneration im Zeitalter der Post-Postmoderne. Er sorgt innerhalb
der zeitgenössischen nachmedialen Malerei für einen Erneuerungsimpuls.
Ein Impuls, der die Ebenen von Bild und Bedeutung beim
Ineinanderschieben durchlässig macht. Wir erleben eine malerische
Sprache, die komplex, expressiv und originär ist - ein Oeuvre, das uns
bezaubert und verblüfft.
© Ulrike Lorenz 2015
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OtGO is The Winner of GRAND PRIX
of The International Biennale of Painting Chisinau-2015
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Masterarbeitsthema:
„Der heutige Dschingis Khan-Kult der Mongolei im Spiegel des Comics von OtGO, des mongolischen Künstlers Otgonbayar Ershuu“
Masterarbeit von Ariane SauerUniversität Heidelberg - Philosophische Fakultät (2014)
Zusammenfassung:
In
der Mongolei existiert seit den letzten 25 Jahren wieder eine starke
Rückbesinnung zur mongolischen Geschichte und auf Dschingis Khan (um
1155-1227), dem ersten Großkhan. Er vereinte am Anfang des 13.
Jahrhunderts die mongolischen Stämme und schuf ein zentralasiatisches
Großreich. Unterlagen Person und Wirken Dschingis Khans unter
sowjetischer Einflussnahme bis in die 1990er Jahre einer politischen
und kulturpolitischen Ächtung, wurde er nun mit seinem Namen und seinem
Bild eine bis zum Überdruss strapazierte nationale Identifikationsfigur
in der heutigen Mongolei. Die Arbeit geht zum Beispiel den Fragen nach
wie sich dieser Kult in den mongolischen Künsten, speziell in der
Bildenden Kunst äußert oder inwiefern der heutige Dschingis Khan-Kult
den bekannten mongolischen Künstler OtGO zu seinem Comic-Werk „Die Geheime Geschichte der Mongolen“
inspirierte. Nach einer Schilderung des historischen Hintergrundes der
Mongolei im 20. Jahrhundert und Informationen zum Literaturdenkmal
„Geheime Geschichte der Mongolen“ (1228/1240) analysiert die Arbeit
ausgewählte Bilder des Comics von OtGO nach Ikonografie, Form und Stil, bestimmt OtGOs
Gestaltungsmittel und die Stellung des Comics innerhalb der Gattung.
Die Arbeit beinhaltet zudem eine Gegenüberstellung von OtGOs
„Dschingis
Khan-Bild“ im Comic und europäischen Comicdarstellungen wie die des
belgischen Künstlers Griffo und des französischen Künstlers Patrick
Cothias von 1997 (in drei Bänden erschienen).
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FARBENTEPPICHE AUS MENSCHEN
Das Museum Baruther Glashütte zeigt Arbeiten des mongolischen Künstlers Otgonbayar Ershuu
Baruth
– Allein die Fläche ist überwältigend. Sechseinhalb Meter lang und mehr
als zwei Meter hoch ist das farbenprächtige Gemälde. Bei jedem Schritt
des Betrachters fängt es an zu flimmern. Die vielen kleinen
pixelartigen Punkte beginnen sich zu bewegen. Ganze Flächen und
Konturen schieben sich nach vorne, andere treten in den Hintergrund.
Erst aus der Nähe wird klar, was hier in Wirklichkeit zu sehen ist:
Menschen, Menschen, Menschen, dazwischen hin und wieder Tiere in einem
wilden Durcheinander – filigran gemalt in Acryl auf einer
Baumwollleinwand.
„Hun“ heißt das Bild und gibt zugleich den Titel
für die kleine Ausstellung des mongolischen Miniaturmalers Otgonbayar
Ershuu, der sich den kurzgriffigen Künstlernamen OtGO gegeben hat. Am
Wochenende wurde sie im Museum Baruther Glashütte (Teltow-Fläming)
eröffnet. Hun bedeutet auf Deutsch „Mensch“ und der steht im Zentrum
von OtGOs Arbeiten. Feingliedrig gemalt, so zart, dass für die Details
schon fast eine Lupe benötigt wird, wandern sie über das riesige Bild.
Der Mensch ein Zwerg im Kosmos, der aber massenhaft auftritt und daher
auf dem Planeten Erde kaum noch Platz für andere Wesen lässt. Die
wenigen Tiere, die auf dem riesigen Rollbild zwischen tausenden
Menschen hervorlugen, sind in den Hintergrund gedrängt. Aber auch der
abgebildete homo sapiens wird nackt und damit in seiner ganzen
Verletzlichkeit gezeigt. Ein Gewimmel von Körpern, die sich lieben,
streiten, hassen, bekämpfen, anerkennen.
OtGOs Arbeiten lassen sich
durchaus als Zivilisationskritik aus der Perspektive einer teilweise
noch vorindustriellen Welt verstehen. Sieben recht unterschiedliche
Werke des seit 2005 in Berlin lebenden Künstlers zeigt die Baruther
Schau. Neben dem Riesenwerk ein gerade erst entstandener vierteiliger
Zyklus von Acrylbildern. Menschen und Tiere tauchen in neonfarbenen
Konturen auf dunklem Grund hinter großflächigen Schraffuren auf. Die
Oberflächenstruktur erinnert trotz ihrer grellmodernen Kolorierung an
traditionelle Teppichmuster.
Überhaupt: Die Tradition ist der Pool,
aus dem der 1981 in der mongolischen Hauptstadt Ulan-Bator geborene
Künstler schöpft. Angefangen hat er mit der klassischen Miniaturmalerei
seiner Heimat, den sogenannten Thangkas, winzigen Bildern von Göttern
der lamaistisch-buddhistischen Religion. Die etwa in der Größe eines
Dias auf Baumwolle gefertigten Abbildungen werden ohne optische
Hilfsmittel gezeichnet und koloriert. Im letzten Arbeitsschritt
entsteht das Gesicht, womit der Gottheit rituell die Augen geöffnet
werden.
OtGO hat diese Maltechnik aus ihrem religiösen Hintergrund
gelöst und schafft damit beeindruckende Werke zeitgenössischer Kunst.
In Baruth sind drei seiner Miniaturbilder aus den späten 90er-Jahren zu
sehen. Sie sind an den Außenwänden eines kleinen Kabinetts angebracht.
Drinnen liegt hinter Glas eine ganz besondere Arbeit des Künstlers. Ein
nur 30 auf 20 Zentimeter großes Kamasutra-Gemälde, Tempera auf
Baumwolle. Die erotischen Handlungen von 1200 Menschen sind abgebildet.
Mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Doch der Künstler hat für die
getrübten Augen der Europäer eine Lupe dazugelegt. Hun = Menschen. Gemälde von Otgonbayar Ershuu. Bis 31. August. Museumsdorf Baruther Glashütte, Hüttenweg 20, Baruth/Mark.
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Dr.
Georg Goes
Museumsleiter, Museum
Baruther Glashütte
Medieninformation: Museum und Glasstudio Baruther Glashütte
"HUN =
Menschen" – Gemälde des mongolischen Künstlers Otgonbayar
Ershuu
Museum Baruther Glashütte, 19.7.-31.8.2014
Diese
Sonderausstellung könnte auch den provokanten Titel „Die Mongolen
kommen“ tragen. Sie zeigt vom 19. Juli bis zum 31. August 2014 Werke
des mongolischen Künstlers Otgonbayar Ershuu. OtGO, Jg. 1981, studierte
an der Universität der Künste in Berlin. Zuvor hatte er in seinem
Heimatland als Miniaturmaler gewirkt. Die religiösen Auftragsarbeiten
ermöglichten OtGO gerade durch ihre klaren Regeln und einen engen Bezug
zur Tradition eine Reifung und Etablierung als Maler der Moderne und
wirken bis in seine gegenwärtigen Werke hinein.
Die Bedeutung der
Meditation wird sowohl in der mongolischen respektive buddhistischen
Miniaturmalerei, als auch im aktuellen Werk des renommierten
zeitgenössischen Künstlers nachhaltig spürbar. Die Entwicklung von der
religiösen Auftragskunst zur zivilisationskritischen monumentalen
Acrylmalerei lässt sich in der Schau gut nachvollziehen. Neben kleinen
Blättern mit buddhistischen Gottheiten und einer Kamasutra-Miniatur
zeigt die Ausstellung auch ein selten gezeigtes Rollbild mit den
beeindruckenden Maßen von etwa 6,5 x 2 Metern. In beiden Fällen spielen
der Malprozess und die verwendeten Werkzeuge eine zentrale Rolle für
die Motivfindung. Miniaturen die sich auf eine zeitgenössische Art und
Weise mit der Welt des Kamasutra auseinandersetzen, nehmen eine
Sonderstellung ein. Während die filigrane Thanka-Motivik der religiösen
Miniatur eine Gottheit in den Mittelpunkt stellt, zeigen das Rollbild
und vier weitere Werke aus OtGOs aktueller Schaffensphase, Myriaden
von Einzelgestalten: Menschen fressen einander und bekämpfen Löwen,
daneben sehen wir Bären und Elefanten, die, in Ihrer Erhabenheit
bedrängt, als „Könige der Tiere“ verdrängt werden. Die traditionsgemäß
ohne Lupe gemalten Figuren OtGOs fügen sich zu einem beinahe textilen
Gewebe zusammen, das von großer Farbenpracht und Fernwirkung ist. Vier
weitere großformatige Tafelgemälde betören durch Farben und Motivik,
die die Natur und ihre Gefährdung darzustellen scheinen.
OtGO zeigt seine Werke im Museumsdorf Baruther Glashütte auch deshalb,
weil die Stadt Baruth/Mark
eine Partnerschaft mit der mongolischen Stadt Morun
(Mörön) unterhält. Als zweiter geeigneter Anlass, die Malerei OtGO einem weiteren Publikum vorzustellen, kann auch das vierzigjährige
Jubiläum der mongolisch-deutschen diplomatischen Beziehungen gelten.
Die
Eröffnung findet am 19. Juli 2014 um 15 Uhr statt im Ausstellungshaus
am Hüttenbahnhof im Museumsdorf Baruther Glashütte. Es werden Gäste aus
der mongolischen Botschaft erwartet.
Am 10. August, 15 Uhr, hält der Künstler den Vortrag: „Die
Miniaturmalerei der Mongolen“.
Museum Baruther Glashütte, Hüttenweg 20, 15837 Baruth-Glashütte
Tel. 03370/980914; info(at)museumsdorf-glashuette.
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Otgonbayar Ershuu
Eröffnung
Galerie Zimmermann, 28.3.2014
Die
Mongolei ist in unserer Wahrnehmung der Welt kaum vorhanden, was
beinahe unbegreiflich ist. Dabei umfasst ihr Staatsgebiet eine Fläche,
die etwa viereinhalb Mal so groß ist wie die Bundesrepublik mit jedoch
insgesamt nicht mehr als 3.18 Millionen Einwohnern. Etwa 40 % davon
leben in der Hauptstadt Ulan Bator (Ulaanbaatar) – der Rest ist
Schweigen. Diese himmlische Abgeschiedenheit vermag man sich hier gar
nicht vorzustellen. Vielleicht gerade weil die Mongolei in der
Weltpolitik keine prominente Rolle spielt, sollte das Interesse dafür
umso größer sein.
Aber
auch historisch hat die Mongolei viel zu bieten: unter Dschingis Khan
war sie das flächenmäßig größte zusammenhängende Weltreich der
Geschichte.
In
der Neuzeit ab ca. 1600 war die Mongolei ein Zentrum buddhistischer
Kunst in Anlehnung an indisch-tibetische Kunsttraditionen.
Besonderheiten dieser Kunst, und damit kommen wir gleich zu OtGO, wie
wir den Künstler nennen dürfen, Besonderheiten dieser Kunst also sind
die Thangka, Bildrollen zur Zierde von Klöstern, die, im Gegensatz zur
übrigen buddhistischen Kunst, die Darstellung von Tieren mit einbindet.
OtGO
ist der wichtigste zeitgenössische Maler der Mongolei heute. Seine
Arbeiten bezaubern durch eine Leichtigkeit und Frische, die einzigartig
sind. Menschen und Tiere begegnen uns da, die im kleinformatigen Reigen
die oft großen Flächen seiner Malerei füllen. Es ist immer ein
schwieriges Unterfangen, die Kunst eines fremden Kulturkreises zu
beurteilen und zu würdigen, insbesondere, wenn uns die Traditionen
fremd sind. Also sehen wir zwangsläufig die Kunst mit unseren Augen,
die mit unserer eigenen Kultur befrachtet sind, übersehen Dinge oder
nehmen sie anders wahr. Auf einem Bild der Heiligen Familie würde
jemand, der nichts vom christlichen Kulturkreis weiß, nur eine Familie
wahrnehmen. Mit dieser Beschränkung müssen wir mehr oder weniger leben.
Die
Malfläche weist zunächst einmal, grob gesagt, zwei Schichten auf. Ich
sage „grob gesagt“, weil zumindest die Malschicht aus vielen Schichten
oder Folien besteht, dazu gesellt sich die Figuration, die jeweils
durch einen klaren Kontur zur Malfläche hin abgegrenzt wird. Oft
besteht die Farbigkeit aus nur zwei oder drei Farben, allerdings in
vielen Schattierungen. Das erweckt leicht den (falschen) Eindruck einer
Monochromie, die allerdings die Bildfläche beruhigt, die durch Spuren
laufender Farbe dynamisiert wird. Diese Laufspuren erzeugen einen
starken visuellen Sog, der in direkten Bezug zur Figuration gesetzt
wird. Die Menschen, Frauen und Männer, sind in paradiesischer Nacktheit
wiedergegeben. Damit sind sie der Zeit entrückt, es wird kein Bezug zu
einer bestimmten Epoche gesucht. Die Tierwelt ist vielfältig – wir
sehen vorherrschend Pferde, da tummeln sich aber auch Enten, Reiher,
Fische Wölfe, Pelikane, Hirsche und so weiter. Divergierende Richtungen
im Bild erzeugen eine Dynamik und Lebendigkeit, der man sich kaum zu
entziehen vermag. Da sind einmal die Laufspuren der Farbe, die oft
tänzerischen Bewegungen der Menschen und der Tiere. Mensch und Tier
sind dabei immer in Beziehung zueinander gesetzt, reagieren aufeinander
und so entsteht ein Reigen, einem Strudel gleich, der den Betrachter
mitzieht. Die Farben sind in kräftigen, hellen Tönen gehalten, meist in
Übergängen zwischen zwei oder drei Farben, Rot/Gelb, Orange/Gelb,
Grün/Blau und Grün/Rosé etwa. Der Ausstellungstitel, „Rot und Blau“,
rekurriert auf diesen Fakt.
In
den etwas älteren Arbeiten treten zur Figuration Tier/Mensch noch
Pflanzen hinzu, Blumen und Gräser, die einen ornamentalen
Gesamteindruck der Bildflächen noch verstärken.
Ein
beinahe undurchdringliches malerisches Geflecht präsentiert sich da auf
der Leinwand, ein Dickicht aus Figuration und malerischer Fläche, das
zum genaueren Studium stets einlädt. Was es da alles zu entdecken gibt,
kann man kaum mit den Augen fassen, immer neue Szenen führen den Blick
über die Malfläche.
OtGO
hat nach einem Studium für Malerei in langen Jahren des Selbststudiums
die traditionellen Maltechniken und Ikonografien mongolischer
Miniaturmalerei erlernt und dann in einer ganz eigenen,
zeitgenössischen Umsetzung für sich adaptiert. Den meditative Malakt
der Thangkamalerei, bei dem ein Gottesbild in einem Arbeitsschritt
gemalt wird, hat der Künstler folgendermaßen beschrieben:
„Thangkamalerei bedeutet, dass der Geist malt, nicht die Hände, wie
Meditation schenkt sie neue Kraft und Energie.“
Die
Bewegung des Bildes, die aus dem Geist in die malende Hand fließt, ist
am Ende die immerwährende Bewegung des Lebens selbst, aber auch die
Befreiung von einer materiellen Welt auf dem Weg zu einer geistigen
Welt.
Die
Arbeiten dieses mongolischen Künstlers, der übrigens seit 2005 in
Berlin lebt, dürfen mit Fug und Recht zu einer Weltkunst gezählt
werden, die alle Kulturen umfasst. Er hat nicht nur die Kunst seiner
mongolischen Heimat konsequent in die Jetztzeit geführt und ist in der
Welt ein kultureller Botschafter seines Volkes, er steht auch für eine
junge, globale Generation, die regionale Traditionen achtet und
gleichzeitig international agiert. In einer sorgsamen und sehr
gelungenen Art und Weise blendet er westliche und östliche
künstlerische Traditionen ineinander und schafft so eine Kunst, die in
der Globalisierung angekommen ist.
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Galerie
Peter Zimmermann
Mannheim
2014
Otgonbayar Ershuu
– Tsenher
Ulaan
Mit
der Ausstellung Tsenher
Ulaan
präsentiert die Galerie
Peter Zimmermann erstmals
Arbeiten des 1981 in Ulan Bator/Mongolei geborenen Künstlers Otgonbayar
Ershuu (OtGO).
Von
1996 – 1998 studierte OtGO
in Ulan Bator traditionelle mongolische Malerei und konzentrierte sich
dabei auf Maltechniken und Ikonografien die in der Mongolei durch
das seit Jahrtausenden bestehende Nomadentum stark beeinflusst
wurden. Insbesondere die Miniaturmalerei hat sich in
der
traditionellen mongolischen Kunst zu einem
wichtigen Zweig entwickelt.
Forschungsreisen,
die den Künstler während und nach dem Studium als Maler und Restaurator
zu historischen Stätten seines Landes führten, hatten
in ihm
ein großes Interesse an der Miniaturmalerei geweckt. Da es
jedoch
keinen Studiengang für dieses Fach gab, begann OtGO
ein sechsjähriges Selbststudium. In buddhistisch-
lamaistischen
Klöstern studierte er eingehend die verschiedenen Techniken und die
Ikonografie der Miniaturmalerei sowie deren spirituelle
Hintergründe.
Ergebnis
seines engagierten Selbststudiums waren ca. 600
malerische Studien
der traditionellen Thangka- Malerei,
die eindrucksvoll
zeigen, wie vertraut der junge mongolische Maler mit den
kulturellen Traditionen seines Landes
ist.
Durch
seine Studien hat OtGO
die Miniaturmalerei zu einer neuen Blüte weiterentwickelt. Aus der Nähe
kann der Betrachter in den Gemälden in eindrucksvolle
Paradieslandschaften, Erotika und Pferdehorden eintauchen –
detaillierte Szenerien mit völlig eigenständiger Bedeutung.
Aus der Distanz hingegen setzen sich diese kleinen Szenerien
zu
einem großen Ganzen zusammen und beeindrucken durch rhythmische
Bewegungsmuster, die sich über die gesamte Bildfläche
ziehen.
Im
Jahr 2004 erhielt OtGO
die Auszeichnung zum „Best Mongolian National Talent“. Seit 2005
lebt er als freischaffender Künstler in Berlin, wo er 2010
seinen
Master in „Art in Context“ an der Universität
der Künste machte.
Mit der Miniaturmalerei
geht er weiterhin konsequent seiner großen Leidenschaft nach
und führt seinen eigenen unverkennbaren Stil
fort.
In
der Ausstellung werden aktuelle Arbeiten aus den Jahren 2013 und 2014
präsentiert. Jede einzelne Leinwand zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie
es dem Künstler gelungen ist, die traditionelle Miniaturmaler in einen
zeitgenössischen Kontext zu übertragen.
(Text als PDF)
Vernissage:
Freitag, 28. März 2014, 19.00 – 21.00
Uhr.
Der
Künstler ist anwesend.
Zur
Begrüßung spricht Seine Exzellenz Herr Bolor Tsolmon, Botschafter der
Mongolei.
Einführende
Worte spricht Dr.Martin Stather, Leiter des Mannheimer
Kunstvereins.
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Otgonbayar
Ershuu
wurde am 18. Januar 1981 in Ulaanbaatar / Mongolei geboren. Seine große
Begabung für die Zeichnung und Malerei wurde bereits früh erkannt und
im Alter von 15 Jahren hatte er seine erste Einzelausstellung. Von 1998
bis 2001 studierte OtGO in Utaanbaatar traditionelle mongolische
Malerei. Nach dem Studium beteiligte er sich als Maler und Restaurator
an mehreren Forschungsreisen zu historischen Stätten der Mongolei. In
den buddhistisch-lamaistischen Klöstern studierte er verschiedene
Techniken, die Ikonografie der Miniaturmalerei sowie
deren spirituelle Hintergründe.
Seit
2005 lebt und arbeitet OtGO in Berlin. 2007- 2010 studierte er im
Institut für Kunst im Kontext, Fakultät Bildende Kunst, Universität der
Künste Berlin und hat sein Studium 2010 als Master of Arts
abgeschlossen. Seine internationale Ausstellungstätigkeit begann
2001.
Die
erste große Werkgruppe OtGOs sind die Thangkas,
d.h. Miniaturmalereien, deren Inhalte aus den Götterwelten des
Schamanismus, Tengrismus und Buddhismus abgeleitet sind, welche der
Künstler ohne Vorzeichnung direkt auf eine speziell grundierte Leinwand
aufträgt. Die Grundierung der Leinwände besteht aus einer Mischung aus
schwarzem Ruß, Kreide und Wodka oder Milchschnaps. Dieser Mischung
werden Pigmente aus Mineralien oder Pflanzen beigefügt. Schließlich
wird die Mixtur mit Leim aus Yakhaut gebunden und beidseitig auf die
Leinwand aufgetragen. Unter Anwendung der von OtGO entwickelten
speziellen Technik und im Zustand höchster Konzentration entstanden
etwa 600 Thangkas. Auffällig ist die meist erotisierte Darstellung der
Bildthemen. Ein Leitsatz des mongolischen Glaubens ist das Erreichen
der „All – Einheit“ durch die Überwindung aller Gegensätze der realen
Erscheinungswelt.
Eine
zweite Werkgruppe besteht aus den etwa 600 Seiten an comicartigen Illustrationen der „Geheimen Geschichte der Mongolen“,
die vor ca. 800 Jahren verfasst wurde. Sie ist das älteste und
bedeutendste Literaturwerk der Mongolen, Mythos, Epos und Chronik
zugleich. Mit seinen Miniatur-Illustrationen wollte OtGO dieses
wichtige Werk für alle Altersgruppen seiner Kultur einfacher lesbar
machen.
„Schon
als Kind träumte ich bunt, von Blumen und sich tummelnden Menschen, von
Leichtigkeit und Unbeschwertheit, vom Paradies.“ (OtGO)
Seine
dritte und jüngste Werkgruppe, die mit der Entstehung des
großformatigen Bildes „HUN“ (2010 –
2012) beginnt, könnte man mit dem Titel „Paradiesbilder“
umschreiben. „HUN“ ist ein All-Over-Painting aus annähernd
12.000
miteinander verwobenen Menschen und Tieren, gestaltet als ein
panoramaartig verdichteter, vibrierender Mikrokosmos. Menschen und
Tiere sind miniaturhaft-individuell gezeichnet, verschmelzen im Bild
allerdings in einer farbenfrohen bewegungs-suggestiven
Gesamtkomposition zu einem Spiegelbild der an Harmonie orientierten
mongolischen Kultur.
Die
in Mannheim präsentierten Bilder
zeigen fliegende, schwimmende, rennende Menschen und Tiere, vereinzelt
und zu Gruppen verdichtet, eingebunden in einen Kosmos aus koloristisch
prägnant in Szene gesetzten Naturelementen. Alles ist in Bewegung,
Veränderung, Transformation. OtGOs Bilder lassen uns in malerisch
ausdrucksvoller Sprache eine Vorstellung vom Gleichklang zwischen
Mensch und Natur in von der Zivilisation teilweise noch unberührten
Räumen spüren, Räumen eines irdischen Paradieses, das in mancherlei
Hinsicht mit unserer westlichen Vorstellung von einer
ganzheitlichen
Harmonie im Einklang ist.
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Otgonbayar
Ershuu ist 1981 in der Mongolei geboren. Bereits als kleiner Junge
beginnt er zu malen. Sein häufigstes Motiv sind die Pferde. Das
Nationaltier der Mongolen, verbildlicht er in kindlichen Zeichnungen
und Malereien. Kleine Kinder lernen in der Mongolei reiten, bevor sie
laufen können. So entsteht eine natürliche Vertrautheit zu diesen
Tieren, welche in Otgonbayars Gemälden zu sehen und zu spüren ist.
Die
Leidenschaft am Malen trägt Otgonbayar durch seine Schulzeit, bereits
mit 15 Jahren stellt er seine Werke zum ersten Mal im „Kulturpalast der
mongolischen Kinder“ in Ulaanbaatar aus. Der Schulalltag hingegen fällt
dem jungen Künstler schwer, in Schaffensperioden kommt es zu langen
Fehlzeiten. Schon vor Bestehen seines Abiturs erteilt ihm die
Universität in Ulaanbaatar, die sichere Zusage auf einen Studienplatz,
auf Grund seiner außergewöhnlichen künstlerischen Fähigkeiten.
Von
1996 bis 1998 studiert Otgonbayar „Traditionelle mongolische Malerei“
und erhält das Diplom als Kunstmaler. Seiner Verbundenheit der
mongolischen Heimat gegenüber folgend, möchte er nun die traditionelle
Miniaturmalerei erlernen, da jedoch in diesem Genre kein Studiengang
angeboten wird, begibt sich der junge Künstler in ein sechsjähriges
Selbststudium.
In
den Jahren von 1998 – 2004 bereist Otgonbayar
alle historischen Stätten der Mongolei und nimmt an zahlreichen
kulturellen und sozialen Projekten teil. Als Mitarbeiter der
„Mongolischen Gesellschaft zum Kampf gegen Armut“ gibt er Workshops für
Kinder. Als Restaurateur kämpft er gegen den Verfall des mongolischen
Kulturguts und im disziplinierten Selbststudium erlernt er die
traditionellen Techniken und Ikonographien mongolischer
Miniaturmalerei. Eine dieser traditionell mongolischen Techniken ist
die Tangkamalerei. Bei dieser meditativen Malweise geht es darum kleine
Gottesbilder zu fertigen. Jedes Bild muss in einem Arbeitsschritt
entstehen, als Letztes werden die Augen des Gottes gemalt, sind diese
fertig ist die Arbeit abgeschlossen. Das abschließende Öffnen der
Augen, lässt die Gottheit „erwachen“.
Otgonbayar
fertigte
600 Gottesbilder in der traditionellen Tangkatechnik an. Er selbst
sagt: „Tangkamalerei
bedeutet, dass der Geist malt, nicht die Hände,
wie Meditation schenkt sie neue Kraft und Energie.“
Seit
2005
lebt Otgonbayar als freischaffender Künstler in Berlin. Neben seinem
Masterstudium „Art in Context“ an der Universität der Künste, geht er
konsequent seiner großen Leidenschaft der Malerei nach. Aus den
erlernten traditionellen mongolischen Techniken entwickelt der junge
Künstler seinen eigenen unverkennbaren Stil moderner Miniaturmalerei.
„Die
wichtigste Grundlage der Miniaturmalerei ist das natürliche Licht. In
der Mongolei scheint an ca. 300 Tagen im Jahr die Sonne. Deutschland
hingegen ist eine Herausforderung - Der Himmel ist fast immer dunkel.“
(Otgonbayar)
Otgonbayar
nutzt für seine Gemälde keine optischen
Hilfsmittel, spezielles Training ermöglicht ihm das Malen mit bloßen
Augen, trotz erschwerter Lichtverhältnisse.
Es
ist schon
beeindruckend mit welcher Präzision und Liebe zum Detail Otgonbayar
seine Leinwände füllt. Lebendige, farbenfrohe Paradiesbilder, Erotika
und Pferdehorden verzaubern die Bildfläche in phantasievolle
Kompositionen, fesseln und fordern auf diese Welten der Miniaturmalerei
zu erkunden. In Tempera auf Leinwand kreierte Otgonbayar detaillierte
Gemälde von atemberaubender Filigranität, seine neusten Werke
präsentieren eine ganz neue Welt seines Schaffens. In Acryl auf
Leinwand komponiert der junge Künstler ein faszinierendes Nebeneinander
aus detaillierter Miniaturmalerei und bewegter Abstraktion der
Bildelemente.
Am
25. September 2010 eröffnet Otgonbayar, als
erster Mongole eine Galerie außerhalb der Mongolei. Der Name der
Galerie definiert seine Philosophie. Das mongolische Wort ZURAG
bedeutet Bild, Gemälde, Zeichnung, Fotografie und Darstellung – kurz es
ruft auf zur Vielseitigkeit! In den Räumlichkeiten der ZURAG
Galerie
soll mehr als eine Kunstausstellung entstehen.
ZURAG
soll ein Ort des
kulturellen und künstlerischen Austauschs werden, bei dem die
Wahrnehmung für die mongolische Kultur sensibilisiert wird.
„Dröhnende
Hufe“ heißt Otgonbayars aktuelle Ausstellung: Ein aufregender
Querschnitt durch die Tempera- und Acrylgemälde des jungen Künstlers.
Otgonbayar
Ershuu ist mittlerweile „Ein Mongole mit tausenden von Pferden…“, die
in bunten Herden, dröhnend, über seine Leinwände galoppieren und uns in
ein facettenreiches Miniaturuniversum tragen.
Minimundus
erklärt
uns die Welt, Otgonbayar wird uns die Mongolei, das Land der Pferde,
erklären. Wer sonst sollte es tun, wer sonst malte eine halbe Millionen
Pferde?
Otgonbayar
Ershuu und die
Glaubenswelt Mongolei
Die
Frage welche Religion in der Mongolei, den Alltag der Menschen
bestimmt, ist nicht so leicht zu klären. Es scheint viel mehr, als
wurden Elemente verschiedener Religionen, wie Kochzutaten in einen
großen Topf gegeben und zu einem individuell abgestimmten Festmahl
zubereitet. So entstand eine religiöse Mischform, die fasziniert und
uns doch teilweise geheimnisvoll, nicht greifbar, experimentell
erscheint. Die ursprüngliche Religion war der Tengerismus. Als
Naturreligion reagiert sie direkt auf das Handeln und Wirken der
Menschen. „Vater Himmel“ wacht über das Land, schützt und straft, wie
ein Vater als Oberhaupt der Familie. „Mutter Erde“ oder auch „Mutter
Land“ ist die Quelle des Lebens, lässt entstehen, versorgt und zieht
heran, wie die Mutter ihre Kinder, unter den strengen, weisen Augen des
Vaters. Der Himmel ist das Zentrum mongolischer Welt- und
Glaubensvorstellungen, allgegenwärtig, spielt sich unter seinen Augen
rechtes und unrechtes menschliches Handeln ab und wird belohnt oder
gestraft. Dieser Ursprung mongolischer Weltanschauung ist bis heute ein
Grundbaustein des mongolischen Glaubens. Ein weiterer Grundbaustein ist
der Schamanismus.
Nur
wenige Menschen haben die Fähigkeiten des
Schamanen, als Mittler zwischen Diesseits und Jenseits das Verhältnis
zwischen Himmel und Erde, Göttern, Geistern und Menschen im
Gleichgewicht zu halten. Im 16.Jh. erhielt der Buddhismus Einzug in die
mongolische Glaubenswelt, jedoch ließen sich Tengerismus und
Schamanismus nur scheinbar verdrängen, vielmehr wurden sie integriert
und prägen bis heute die Glaubenswelt der Mongolei.
Gegenwärtig
sind
ein Großteil der mongolischen Bevölkerung Buddhisten, jedoch
praktizieren sie einen ganz eigenen Buddhismus, ein individuell
zubereitetes Festmahl nach traditionell, mongolischem Rezept.
OtGO
(Otgonbayar Ershuu) hat seinen ganz eigenen Blick auf Religion
und Glaubenswelten. Als kleiner Junge ging er auf eine buddhistische
Klosterschule, er sollte „Lama„ werden. Doch bereits damals wusste er,
dass sein Leben einen anderen Weg einschlagen würde.
Er
selbst sagt
von sich, dass er keine Religion habe. Was ihm jedoch aus der
Klosterzeit geblieben ist, sind Respekt und Faszination für die
traditionellen Arbeitstechniken buddhistischer Kunst.
In
jahrelanger
Arbeit machte er sich diese Techniken zu eigen, zeichnete 600
Gottheiten en miniature und entwickelte seine Fähigkeiten zur
Perfektion. Seine Gottesbilder sind ein Spagat zwischen dem strengen
Regelwerk buddhistischer Thangkamalerei und künstlerischer
Individualität, doch genau diese Spannung ist es, die seine Götter so
einzigartig, faszinierend und geheimnisvoll macht...
Otgonbayar
Ershuu und die
Kunst der buddhistischen Thangkamalerei
Thangkas
sind kleine Rollbilder aus Baumwolle mit religiösem Ursprung. Sie
wurden angefertigt zu buddhistischen Ritualen der Meditation und
Götterverehrung. Heute steht der künstlerisch, handwerkliche Wert der
Thangkamalerei im Vordergrund. Die kleinen Götterbilder sind in ihrer
Anfertigung sehr aufwändig, verlangen vom Künstler unglaubliches
technisches Können und meditative Konzentrationsfähigkeit. Besonders
verbreitet ist die Herstellung von Thangkas in buddhistisch geprägten
Ländern, wie Indien, Nepal, Bhutan und Tibet.
Mit
dem Buddhismus
erhielt die Thangkamalerei auch in die Mongolei Einzug und ist bis
heute fester Bestandteil der Kunst- und Glaubenswelt. Es gibt
zahlreiche Künstlerwerkstätten im ganzen Land, die sich auf die
Anfertigung von Thangkas spezialisiert haben. Die kleinen werden in
mehreren Arbeitsschritten unterschiedlicher Schwierigkeit hergestellt.
Der letzte Arbeitsschritt obliegt dem Meister. Er zeichnet das Gesicht
der Gottheit und öffnet ihm die Augen, lässt ihn „erwachen“. Die
Fertigung der Gesichtspartie ist maßgebend für die qualitative
Einschätzung und bestimmt somit den Wert des Bildes.
Thangkas
werden
auf Baumwollleinwänden angefertigt. Der Stoff wird mehrfach, beidseitig
mit Leim bestrichen, damit die Farben beim Auftragen nicht verlaufen.
Danach wird eine Schicht aus Kleister und weißem Pulver aufgetragen,
diese wird anschließend geglättet und poliert. Bei der traditionellen
Thangkamalerei werden die fertigen Leinwände nicht direkt bemalt. Das
ausgewählte Design wird auf ein Skizzenblatt gezeichnet und die
Umrisslinie mit feinen Löchern nach gestochen, so dass eine siebartige
Oberfläche entsteht. Die durchlöcherte Zeichnung wird mit Kohlestaub
oder Pulver auf die Leinwand übertragen.
Sowohl
die handwerkliche
Anfertigung, als auch die Ikonografie der Bilder unterliegen strengen
Regeln und lassen wenig Raum zur künstlerischen Entfaltung. Daher wird
der farblichen Gestaltung der Thangkas eine besondere Bedeutung
beigemessen, sie verleiht dem Bild seine künstlerisch, individuelle
Note. Die Farben werden aus pflanzlichen und mineralischen Stoffen
gewonnen. Zuerst werden die großen Bildflächen ausgemalt, wobei mit den
hellen Farben begonnen wird.
Besonders
hochwertige Thangkas werden
mit Farbe aus echtem Gold aufgewertet. Sie verleiht den Gottesbildern
einen verzauberten Glanz. Wenn die Farben der Flächen getrocknet sind,
werden Schattierungen, feine Umrisslinien, Gesichter und Augen
angefertigt. Diese letzten Arbeitsschritte verlangen viel Erfahrung und
perfektionierte Technik, so dass sie oftmals vom Meister persönlich
ausgeführt werden müssen. Das Abschließende polieren der Bildoberfläche
enthüllt die faszinierende Leuchtkraft der kleinen farbigen
Gottesbilder.
OtGO’s
Thangkas sind nicht aus religiösen
Intentionen entstanden, viel mehr reizte ihn die Herausforderung, eine
so anspruchsvolle, wie traditionelle Arbeitstechnik zu erlernen. Eine
tiefe Faszination für die Anfertigungstechnik und der eigene Anspruch
einer individuellen künstlerischen Umsetzung, trotz fester Regularien,
weckten den Ehrgeiz des jungen Künstlers und waren der Anfang einer
Jahrelangen Entwicklung auf dem Gebiet der Thangkamalerei. Seine
Technik entwickelte OtGO auf langen reisen durch die Mongolei, sie sind
ein Potpourri aus Erfahrung, Ausdauer und unglaublichem künstlerischem
Talent.
Eine
Besonderheit an OtGO’s Thangkas ist, dass er die
Zeichnung direkt auf die Leinwand malt und so den Arbeitsschritt über
das Skizzenblatt ausspart. Zieht man in Betracht, dass seine Bilder nur
etwas größer als ein Dia sind, wird schnell klar wie detailliert, genau
und perfekt der Maler arbeiten muss, um ein Bild anzufertigen.
Otgonbayar Ershuu fertigte 600 Thangkas an, wobei ein Großteil der
Bilder in einem einzigen Arbeitsschritt entstanden ist. Jeder Strich
kann nur einmal gesetzt werden, es ist fast unmöglich Fehler zu
korrigieren. Über Stunden muss der Zustand höchster Konzentration
gehalten werden, ungeachtet natürlicher menschlicher Bedürfnisse oder
unvorhersehbarer Störfaktoren.
Die
mongolische Thangkamalerei ist
entsprechend der Landestradition miniaturisiert und auch die
Ikonografie wurde der vielfältigen Glaubenswelt angepasst. OtGO’s
Figurenrepertoire bedient sich aus den Götterwelten des Schamanismus,
des Tengerismus und des Buddhismus. Auffällig ist die meist erotisierte
Darstellung der Bildthemen.
Ein
Leitsatz des mongolischen Glaubens
ist das Erreichen der „All – Einheit“ durch die Überwindung aller
Gegensätze der realen Erscheinungswelt. Sinnbildlich für diesen Prozess
steht die geschlechtliche Vereinigung zwischen Mann und Frau, die
letztlich den Keim für neues Leben in sich trägt. Die Erotisierung
religiöser Bildinhalte, wird, unter Berücksichtigung dieses
Grundgedanken, zur natürlichen, fast selbstverständlichen Konsequenz.
Otgonbayar Ershuu entnimmt seine Bildthemen und Götterfiguren
traditionellen Kunstdarstellungen. Teilweise sind seine Miniaturgötter
Details eines großen Gemäldes oder die malerische Interpretation einer
Skulptur, immer jedoch sind sie auf seine ganz spezielle, eigene Weise
individualisiert und zu echten „OtGO’s “ geworden.
Otgonbayar
Ershuu arbeitet bei der Herstellung seiner Thangkas mit
unterschiedlichen Grundierungsfarben, um diese zu erhalten ist eine
Vorbehandlung der Leinwände nötig. Die schwarze Grundierung ist eine
Mischung aus schwarzem Ruß, Kreide und Wodka oder Milchschnaps. Dieser
Mischung werden Pigmente aus Mineralien oder Pflanzen zugesetzt.
Schließlich wird die Mixtur mit Leim aus Yakhaut gebunden und
beidseitig auf die Leinwand aufgetragen. Eine Geruchsprobe an den
kleinen Bildchen, verrät auch nach über zehn Jahren noch die Verwendung
von Ruß und Alkohol zur Behandlung des Stoffes und verleiht den kleinen
Kunstwerken ihren geheimnisvoll, antiquaren Charakter...
Ausstellung "MONGOL AYAN"
Der
Maler OtGO (Otgonbayar Ershuu) ist 1981 in der Mongolei geboren.
Bereits als kleine Junge beginnt er zu malen. Sein häufigstes Motiv
sind die Pferde, zunächst verbildlicht in kindlichen Zeichnungen und
Malereien. Die Leidenschaft am Malen trägt OtGO durch seine Schulzeit,
bereits mit 15 Jahren stellt er seine Werke zum ersten Mal im
Kulturpalast der mongolischen Kinder in Ulaanbaatar aus. Der
Schulalltag hingegen fällt dem jungen Künstler schwer, in
Schaffensperioden kommt es zu langen Fehlzeiten. Schon vor Bestehen
seines Abiturs erteilt ihm die Universität in Ulaanbaatar, die sichere
Zusage auf einen Studienplatz, auf Grund seiner außergewöhnlichen
künstlerischen Fähigkeiten.
Von
1996 bis 1998 studiert OtGO „Traditionelle mongolische Malerei“ und erhält das Diplom als
Kunstmaler. Seiner Verbundenheit der mongolischen Heimat gegenüber
folgend, möchte er nun die traditionelle Miniaturmalerei erlernen. Da
jedoch in diesem Genre kein Studiengang angeboten wird, begibt sich der
junge Künstler in ein sechsjähriges Selbststudium. Ergebnis seines
engagierten Selbststudiums, sind ca. 600 malerische Studien der
Tangkamalerei, die eindrucksvoll zeigen, wie vertraut der junge
mongolische Maler mit den kulturellen Traditionen seines Landes ist.
Seit
2005 lebt OtGO als freischaffender Künstler in Berlin. Neben seinem
Masterstudium „Art in Context“ an der Universität der Künste, geht er
konsequent seiner großen Leidenschaft der Malerei nach. Aus den
erlernten traditionellen mongolischen Techniken, entwickelt der
Künstler seinen eigenen unverkennbaren Stil moderner Miniaturmalerei.
Lebendige, farbenfrohe Paradiesbilder, Erotika und Pferdehorden
verzaubern die Bildfläche in phantasievolle Kompositionen, fesseln und
fordern auf diese Welten der Miniaturmalerei zu erkunden.
„Schon
als Kind träumte
ich bunt, von Blumen und sich tummelnden Menschen,von Leichtigkeit und
Unbeschwertheit, vom Paradies.“ (OtGO)
OtGO’s
Paradiesbilder sind ein Erlebnis. Tritt man zurück, ist man überwältigt
von der Harmonie der Farben und dem Zusammenspiel der einzelnen
Bildelemente, tritt man heran erfährt man die Einzigartigkeit des
Details. Jeder Mensch, jede Blüte, jeder Pinselstrich ist einzigartig
und doch verschmilzt alles wie selbstverständlich in der Harmonie einer
beeindruckenden Gesamtkomposition. Der junge Künstler setzt seine
Vorstellung einer paradiesischen Welt kompositorisch in Szene.
Farbenfroh und ehrlich präsentiert er uns einen Traum, in dem es soviel
zu entdecken gibt, dass man noch einen Augenblick verweilen möchte,
obgleich man in der Ferne bereits die Pferdehufe dröhnen hört…
Laut,
wild und schnell galoppieren die Pferde über die Ebenen mongolischer
Landschaften, laufen auseinander wieder zusammen, tanzen in
atemberaubender Geschwindigkeit über die Leinwand. Einzelne Elemente
schmelzen, lösen sich auf in einem Meer aus Farben. Bunte Wellen
definieren sich zu klaren Formen, hunderte, tausende von Pferden
preschen feurig aus ihnen hervor und tragen einen immer weiter bis zu
jenem Punkt, wo der Himmel die Erde berührt. In Tempera auf Leinwand
kreierte OtGO detaillierte Gemälde von atemberaubender Filigranität,
seine neusten Werke präsentieren eine ganz neue Welt seines Schaffens.
In Acryl auf Leinwand komponiert der Künstler ein faszinierendes
Nebeneinander aus detaillierter Miniaturmalerei und bewegter
Abstraktion der Bildelemente.
„MONGOL AYAN 1“ zeigt einen aufregenden Querschnitt durch OtGO’s
Tempera und Acrylgemälde.
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Uwe Ahnert
Galerist, Collection
Freudenberg AG, Freudenberg - Berlin 2009
Otgonbayar Ershuu
OtGO
(Otgonbayar Ershuu) wurde 1981 in Ulan-Bator geboren. Seit frühester
Jugend interessierte OtGO sich für das Malen und setzte sich
gegen
Widerstände durch, diesen Weg professionell beschreiten zu können. Sein
Talent fand schnell Beachtung und führte zu einer wirtschaftlichen
Unabhängigkeit, die es erlaubte die professionelle Malerei zu
vertiefen. Bereits mit 15 Jahren hatte er Einzelausstellungen, die
mittlerweile beachtliche internationale Dimensionen erlangt haben und
zahlreiche Auszeichnungen hervorbrachten.
In
Ulan-Bator
studierte er Kunst und konzentrierte seine Studien auf traditionelle
Malerei und Maltechniken und Ikonografie, die in der Mongolei durch das
seit Jahrtausenden bestehende Nomadentum stark beeinflusst wurde. Nicht
zuletzt wegen der Notwendigkeit im Leben eines Nomaden alles auf das
Auf- und Abbauen sowie den Transport hin zu optimieren, hat sich die
Miniaturmalerei zu einem wichtigen Zweig der traditionellen
mongolischen Kunst entwickelt. Forschungsreisen, die OtGO
während des
Studiums sowie nach dem Studium als Maler und Restaurator zu
historischen Stätten der Mongolei führten, ließen eine große Achtung
vor den traditionellen Werten und Techniken, die viele Kultur- und
Politwellen überdauerten, heranwachsen.
Durch
seine Studien hat OtGO die Miniaturmalerei zu einer neuen
Blüte weiterentwickelt. Aus der
Veränderung der Distanz des Betrachters zum Bild entfaltet sich der
Bild im Bild Aufbau wie durch ein kunstvoll arangiertes
Prismenteleskop, welches mit jedem Schritt, den man dem Objekt näher
kommt, detaillierte Szenerien mit völlig eigenständiger Bedeutung
eröffnet, hingegen den Gesamteindruck des Bildes aus der Distanz, der
durch spielerischen Umgang mit Farben und Motiven, das friedvolle
Nebeneinander schablonenartiger präziser Elemente stets leicht und
heiter erscheinend, allmählich verdrängt und vergessen lässt. Der
Betrachter stößt mit jedem Schritt auf ein neues, vielfältiges
Innenleben des Bildes.
OTGO lebt
und arbeitet seit 2005 in
Berlin. Darüber hinaus engagiert sich OtGO in sozialen
Projekten, die
vor allem auf die Verbesserung der Lebensbedingungen in der Mongolei
ausgerichtet sind.
Eine
langjährige Arbeit von OtGO ist die "Geheime Geschichte der Mongolen" -Als Comic
im Stil der mongolischen Malerei erzählt.
Dieser Comic besteht aus ca. 600 Seiten, die sich in zwölf Kapitel
gliedern. Jede Buchseite zeigt mehrere Bilder, so dass die Arbeit
insgesamt etwa 3000 Zeichnungen umfasst. Die "Geheime Geschichte der
Mongolen" wurde vor ca. 800 Jahren verfasst. Sie ist das älteste und
bedeutendste Literaturwerk der Mongolen, Mythos, Epos und Chronik
zugleich. Ursprünglich enthält sie keine Illustrationen. Damit diese
Geschichte für alle Altersgruppen verständlicher und interessanter
werden kann, entschloss er sich, den Inhalt dieses bedeutenden Werk als
Mongolische Miniaturmalerei zu arbeiten. Denn für viele Menschen ist
das Betrachten von Bildern einfacher als das Lesen. Ein besonders
Anliegen während der Ausarbeitung des Comics war ihm, ethnische
Merkmale der Mongolen sowie historische Fakten und Artefakte möglichst
originalgetreu wiederzugeben. Daher bedurfte es auch in der Hinsicht
ausführliche Recherchen, die ihn in verschiedene wissenschaftliche
Bereiche geführt haben. Durch die Einbeziehung der Miniaturmalerei
sollte etwas Charakteristisches und traditionell Mongolisches
aufgegriffen werden.
1981
geboren in Ulan-Bator, Mongolei
Studium:
1996-1998
Studium: „Traditionelle mongolische Malerei“
Kunstmaler-Diplom in Ulan-Bator
1999-2005
Selbststudium „ Mongolische Miniaturmalerei“ in der Mongolei.
2007-2010
"Art in Context" Master of Arts, Institut für Kunst im Kontext,
Fakultät Bildende Kunst, Universität der Künste Berlin.
Auszeichnung:
1996
Verleihung der Medaille „ Wissen“ in Gold durch die genannte
Einrichtung von Kulturpalast der mongolischen Kinder, Ulan-Bator.
2004
Auszeichnung als „Bester mongolischer Volkstalent“ durch das
Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft der Mongolei.
Veröffentlichung:
Katalog:
„Götter“ (2004)
Katalog:
„Das Paradies, mit meinem Herzen gesehen“ (2004)
Sozialarbeit:
1995-2005
Mitarbeiter der Mongolischen Gesellschaft zum Kampf gegen die
Armut
(Zahlreiche
Kulturworkshops in der ganzen Mongolei)
Studien
und Forschung:
2002-2005
Zahlreiche Studienreisen zu historische Stätten der Mongolei
(Umfangreiche
Materialsammlungen und Studien zur mongolischen Kunst und
Nomadenkultur sowie zur buddhistischen Kunst)
Ca.
600 Studien „Buddhismus“
Ca.
100 Studien „Die historische Entwicklung der Jurte“
Ca.
60 Studien „Formen und Schmuckelemente des mongolischen Sattels“
Ca.
50 Studien „Altes mongolisches Kunsthandwerk: Feuerstahl und Messer“
Ca.
250 Studien „Gebrauchsgegenstände aus dem Alltag der Nomaden“
Ausstellung:
1996
Erste Ausstellung im Kulturpalast der mongolische Kinder in
Ulan-Bator.
2001
Ausstellung mongolischer Künstler in der deutsche Botschaft in
Ulan-Bator
2007
Solo Ausstellung im Adelhausermuseum in Freiburg (14.02.-06.07.07)
2007
Solo Ausstellung im Mongoleizentrum in Freiburg (17.02.-06.07.07)
2007
Ausstellung bei der Deutsche Bank in Berlin (05.-31.10.07)
2007
Solo Ausstellung in München (09.-30.11.07)
2007
Solo Ausstellung in Örbero, Schweden (11.-28.11.07)
2009
Solo Ausstellung in Örbero, Schweden (15.-31.05.2009)
2009
Ausstellung in Konstanz, Deutschland (29.04-18.05.2009)
Beteiligung
an
Ausstellung:
Tokio,
Japan (2001, 2002, 2004)
Wittenberge,
Deutschland (Oktober 2005)
Neu-Delhi,
Indien (Januar 2006)
Ensisheim,
Frankreich (April 2008)
Prag,
Tschechischen Republik (Mai 2008)
Amsterdam,
Niederlande (Juni 2008)
Stockholm,
Schweden (August 2008)
Zürich,
Schweiz (August 2008)
Paris
Frankreich (Okteber 2008)
Berlin,
Deutschland (Dezember 2008)
Berlin,
Deutschland (Dezember 2009)
Weilrod-Mauloff,
Deutschland (Juni 2010)
Berlin,
Deutschland (Juli 2010)
Berlin,
Deutschland (August 2010)
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Dr. Eva
Gerhards
Adelhauser
Museum- Museum für Völkerkunde Freiburg, 2007
Otgonbayar Ershuu
Geboren
1981 in Ulan-Bator, der Hauptstadt der Mongolei. Malen faszinierte ihn
seit seiner frühen Jugend. Seine Begabung wurde bald erkannt, und
bereits im Alter von 15 Jahren hatte er Einzelausstellungen.
Er
studierte traditionelle
mongolische Malerei
in Ulan-Bator. Die Stadt war als Sitz des Oberhaupts des Lamaismus in
der Mongolei gegründet worden und beherbergt das berühmteste
buddhistisch- lamaistische Kloster des Landes, das Gandan-Kloster.
Während seines Hochschulstudiums schuf Otgonbayar Ershuu fast
vierhundert Bilder.
Nach
dem Studium beteiligte er sich als Maler
und Restaurator an mehreren Forschungsreisen zu den historischen
Stätten der Mongolei. In den buddhistisch- lamaistischen Klöstern
studierte er eingehend die verschiedenen Techniken und die Ikonografie
der Miniaturmalerei
sowie
deren spirituelle Hintergründe.
Seit
1998 lebt er als freier Künstler. Zu seinem Schaffen gehören neben
freien künstlerischen
Arbeiten auch mehr
als sechshundert sogenannte
„Forschungsbilder“, darunter die in
dieser Webseite gezeigten Miniaturen.
Die
ethische Haltung des Malers wird profiliert durch seine Mitarbeit in
der „Mongolischen Gesellschaft für den Kampf gegen die Armut“
(1995-2005) und anderen Projekten der Sozialarbeit. Auf künstlerischer
Ebene reflektiert sich sein Wunsch, Beiträge zum geistigen Fundus
seines Volkes zu leisten, in der Fertigung von Miniaturbildern mit Götterdarstellungen,
die für viele
Menschen Gegenstand der Anbetung und Grundlage der meditativen Andacht
sind.
Für
seine Arbeit erhielt Otgonbayar Ershuu diverse Preise und
Auszeichnungen, darunter die Goldmedaille „Wissen“ vom
Kulturpalast der mongolischen Kinder (1996) und die
Auszeichnung „Bestes
Volkstalent der Mongolei“ (2004).
Außerhalb
der Mongolei wurden seine Werke durch Ausstellungen in Tokio
(Japan) Berlin, München, Freiburg, Konstanz (Deutschland)
Stockholm, Örebro (Schweden) Ensisheim
(Frankreich) Prag (Tschechischen Republik) und Amsterdam (Niederlande)
bekannt.
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Åsa Jonsén
Rezension
in der Zeitung "Nerikes Allehanda" vom 17.11.2007 (in Örebro,
Schweden)
Eine der
spannendsten Ausstellungen dieses Jahres
Kunst
Konstfrämjandet
Otgonbayar
Ershuu
(bis
den 28. November 2007)
Es
ist nur Konstfrämjandet zu einer der spannendsten Ausstellungen des
Jahres zu gratulieren.
Otgonbayar ist in der Mongolei geboren und aufgewachsen, aber wohnt
jetzt in Berlin. Er ist jung, im Jahre 1981 geboren, hat doch schon
mehrere eigene Ausdrücke entwickelt. Er geht von der mongolischen
Miniaturmalerei aus, die schon im dreizehnten Jahrhundert die Kunst in
anderen Teilen der Welt beeinflusste, und er nimmt sich der Tradition
gut an.
Man
kann sich nicht für die Farbenexplosion
vorbereiten, die man beim Eintreten in die Ausstellungshalle begegnet.
Starke, klare Farben, die sich nicht darüber schämen auf eine völlig
nicht-abendländische Weise umzugehen, vibrieren gegen einen schwarzen
Hintergrund. Das Thema mit den meisten Variationen heisst „Paradise“,
und zweifellos scheint es wie ein Paradies mit allen Blumen und
Vorführungen der erotischen Kunst. Und es ist nicht nur die Menge von
Blumen, die für die Lust steht; die Blumenmuster selbst geben ein
lustbetontes, feuriges, passioniertes Gefühl. Das Herz schlägt ein
wenig härter, und man bekommt rote Backen, der Schnee heult draussen,
aber drinnen klopft es warm.
Bisweilen
schlägt seine Kunst in
das fast Groteske um, als wenn das Bild von Menschen so voll ist, dass
sie auf einander zu essen beginnen. Ganze Arme verschwinden in den Mund
eines anderen Menschen, Mengen von Menschen schlängeln sich dicht
umeinander, und man kann entweder an der Übervölkerung assoziieren,
oder an einer globalen Orgie die zugrunde geht.
Viele
von den
Bildern gewinnen darauf von mehreren verschiedenen Weiten betrachtet zu
werden. Mit der Nase beispielsweise gegen die „Roaring hooves“ sieht
man die Hunderte von kleinen, kleinen Pferden in klaren Temperafarben
die zusammen galoppieren, ein paar Schritte rückwärts bekommt das Bild
fast abstrakte Forme, wo die Farben das wichtigste sind, und mehrere
Meter davon sieht man wie die verschiedenen Gruppen Silhouetten von
anderen Pferden darstellen. Oder sind sie sogar andere Tiere?
Er
zeichnet auch Pferde mit einem unerhört sicheren Bleistift. Manchmal
beinahe wie ein Comicheft, manchmal Teenager romantisch, manchmal
grotesk, manchmal stark und schön. Es ist auch nicht erstaunlich, dass
er so ein Gefühl für Pferde hat, die Mongolei ist trotz allem für
ihre Wildpferde bekannt.
Man
verlässt die Ausstellung mit einem
Gefühl von Verspieltheit und Aufgeräumtheit. Die Farben widerhallt
gegen die Netzhaut und das graue Örebro fühlt etwas weniger grau.
(Übersetzung Elisabeth Hellman)
Rezension
in der Zeitung "Nerikes Allehanda" vom
17.11.2007 (in Örebro, Schweden)
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