Newspaper Unuudur („Today“) in Mongolia of 22. December 2015 The Artist E. Otgonbayar,
who is a resident of Germany, raised his voice against global climate
change and brought back to life 20 000 penguins with the stroke of his
brush. He comments on his nine meter broad and three meter tall
painting: “Climate change causes the extinction of plant and animal
species on earth, as the first victims of human misconduct.
However, the existence of humanity is endangered as well; together with
the ice, it too, will melt away. It pains me to see how nature
suffers and my Antarctic-Panorama speaks of this pain. I
have largely completed work on this picture, which I started in May
2015. I had informed myself about climate change rather
intensely, but never really intended to paint something like this. The
penguins caused me to paint this picture. Their story is so tragic that
it can only be depicted in black shades.
In
the past two hundred years the population of penguins have decimated
dramatically. Statistics tell us that there are only around forty
colonies of emperor penguins left worldwide, of which each counts
around one hundred to one thousand members. And so one day I came
up with the idea to create another colony of emperor penguins, the
forty-first. It would be comprised of 20 000 members.
Humanity
has committed great sins against penguins. At the beginning and
mid-19th century seals, wales, elephant seals and similar animals were
hunted on great scale. The massacres of these animals could almost be
compared to the tragedies of the first and second world war. Initially
the penguins went unnoticed, for their meat was considered inedible and
their skin was too hard for processing. Nevertheless, when man realized
that their grease did not congeal, much like that of the common lamp
oil, they literally squeezed the poor animals, or they were burned
alive for fuel. The
heavy loaded ships carrying thousands of slain seals, wales, etc.
consumed vast amounts of coal. Not only was this very expensive, but
the coal-fired ships were also much too slow. Firing the furnaces with
penguins, not only provided good fuel, but also saved coal. Officers
and sailors reported that they burned around 700 animals per day on
their ships. One of these reports reads: “The penguins cause a lot of
clamor anyway. Whenever we threw one of them into the fire alive, it
screamed miserably for about a quarter of an hour until it was dead.
Then we threw the next one into the furnace.“ It
got even worse when someone came up with the idea to use penguin grease
as lamp oil. The Macquarie-Islands mainly processed royal penguins. A
royal penguin could deliver 250g of grease. 4.000 animals delivered a
ton of grease, which was traded at eight-teen pounds sterling only. As
one of the reports reveals the poor animals were driven over a ramp
screaming miserably and fell into a cauldron of boiling oil. This is
where they were boiled alive. According to reports, this is how 4.000
to 6.000 penguins were used daily. The animals added up to around
150.000 per season for a period of 70 years. Faced with these
numbers we realize the measure of human wrongdoing. Eventually, animal
rights activists put an end to these cruelties and the factory was
closed in 1918.
This
is the true history of penguins which were doomed to light up our dark
Europe –as living torches so to say. Like it or not, these animals
arouse compassion, one feels the need to help them, do something for
them. The Antarctic-Panorama was created out of this deep
compassion. Today, I was invited to a conversation with the Ms. S. Oyuun,
a member of the Mongolian parliament. We will discuss how artists
can be heard in the struggle against climate change through their
medium of art. I still remember the day when I first read about the
fate of the penguins. I was captured by their story and when I suddenly
heard some kind of noise behind me I got terribly scared. It was then
when I realized that I was crying. I was haunted by nightmares for
three nights. It is really such a terribly sad story, the fate of the
penguins.”
Translation from German to English by Elisa Kohl-Garrity
Otgonbayar Ershuu: Antarktis Panorama Ein Denkmal für die getöteten Pinguine in der Welt ....
„Der Klimawandel führt dazu, dass Pflanzen- und Tierarten aussterben, als erste Opfer menschlichen Fehlverhaltens von der Erde verschwinden. Doch die Menschheit ist in ihrer Existenz ebenfalls bedroht: Mit dem Eis wird auch sie nach und nach fortschmelzen. Mich schmerzt es zu sehen, wie die Natur leidet, und von diesem Schmerz spricht mein Antarktis-Panorama. Das Schicksal der Pinguine hat mich sehr bewegt. Es hat etwas sehr menschliches ... Wir müssen für die Pinguine etwas unternehmen! Antarktis Panorama ist ein sehr kritisches und trauriges Bild. Die Farben weinen, Eis und Schnee schmelzen mit den Pinguinen dahin.“
(Otgonbayar Ershuu)
Otgonbayar Ershuu wurde am 18. Januar 1981 in Ulaanbaatar / Mongolei geboren. Seine große Begabung für die Zeichnung und Malerei wurde bereits früh erkannt und im Alter von 15 Jahren hatte er seine erste Einzelausstellung. Von 1998 bis 2001 studierte OTGO in Ulaanbaatar traditionelle mongolische Malerei. Nach dem Studium beteiligte er sich als Maler und Restaurator an mehreren Forschungsreisen zu historischen Stätten der Mongolei. In den buddhistisch-lamaistischen Klöstern studierte er verschiedene Techniken, die Ikonografie der Miniaturmalerei sowie deren spirituelle Hintergründe. Seit 2005 lebt und arbeitet OTGO in Berlin. 2007-2010 studierte er im Institut für Kunst im Kontext, Fakultät Bildende Kunst der Universität der Künste Berlin und hat sein Studium 2010 mit dem Master of Arts abgeschlossen. Seine internationale Ausstellungstätigkeit begann 2001. Nach seiner ersten Werkgruppe, den Thangkas, d.h. meist erotischen Miniaturmalereien, deren Inhalte aus den Götterwelten des Schamanismus, Tengrismus und Buddhismus abgeleitet sind, bearbeitete OTGO in einer zweiten Werkgruppe Illustrationen zu der „Geheimen Geschichte der Mongolen“, die vor ca. 800 Jahren verfasst wurde. Sie ist das älteste und bedeutendste Literaturwerk der Mongolen, Mythos, Epos und Chronik zugleich. Mit seinen Miniatur-Illustrationen wollte OTGO dieses wichtige Werk für alle Altersgruppen seiner Kultur einfacher lesbar machen. Seine dritte und bis sich heute sehr komplex entfaltende Werkgruppe, die mit der Entstehung des großformatigen Bildes „HUN“ (2010 – 2012) beginnt, könnte man mit dem Titel „Paradiesbilder“ umschreiben. „HUN“ ist ein All-Over-Painting aus annähernd 12.000 miteinander verwobenen Menschen und Tieren, gestaltet als ein panoramaartig verdichteter, vibrierender Mikrokosmos. Menschen und Tiere sind miniaturhaft- individuell gezeichnet, verschmelzen im Bild in einer farbenfrohen bewegungs-suggestiven Gesamtkomposition, zu einem Spiegelbild der an Harmonie orientierten mongolischen Kultur. OTGOS Bilder lassen uns in malerisch ausdrucksvoller Sprache eine Vorstellung vom Gleichklang zwischen Mensch und Natur in einer von der Zivilisation teilweise noch unberührten Welt spüren. Und nun sieht OTGO diese ursprünglich paradiesische Welt extrem gefährdet. Seine „Paradiesbilder“ wandeln sich in einigen neueren Werken zu „Allegorien des verlorenen Paradieses“, zu warnenden Bildwelten eines einst natürlichen Kosmos, der im Begriff ist, in sein Gegenteil, in eine von Zerstörung und Traurigkeit bestimmte Welt umzuschlagen. Die Pinguine dienen OTGO dabei als Symbolfiguren einer gefährdeten Tierwelt und als Botschafter seines Engagements für einen bewussteren und vorsichtigeren Umgang mit Umweltverschmutzung und Erderwärmung. „Den Pinguinen auf der Antarktischen Halbinsel schmilzt das Eis unter den Füßen
weg. Einige Kolonien sind bereits um 60 Prozent geschrumpft. An manchen
Stellen in der Antarktis erwärmt sich die Erde fünfmal so stark wie im
Durchschnitt des Planeten. Selbst in 3000 Metern tiefe wird es wärmer."
Eines der zentralen Werke dieser jüngsten Werkserie mit dem Titel "Antarktis Panorama" zeigt eine Pinguinkolonie mit ca. 20.000 Tieren im einst mit „ewigem Eis“ bezeichneten antarktischen Lebensraum. Das 300 x 900 cm große Panoramabild besteht aus 12 gleichgroßen Einzelbildern in der Größe von je 150 x 150 cm. Gegenüber den zuvor geschaffenen Arbeiten, die sich meist durch eine hohe Präzision an Einzelformen, virtuell bewegten Gesamtkompositionen und kontrastreichen koloristischen Formstrukturen ausweisen, zeigt „Antarktis Panorama“ eine Konzentration der Gesamtkomposition auf die natürlichen Verhaltensstrukturen der Pinguine: Individualverhalten, Familienbildungen, Massenversammlungen, Wanderungen, Bewegungsformationen. OTGO hat sich intensiv mit den Verhaltensformen und der brutalen Dezimierung der Pinguinpopulation seit der Industrialisierung beschäftigt und verbindet nun in seinem großformatigen Werk seine Erfahrungen und subjektiven Empfindungen mit einer gesellschaftspolitischen Botschaft. Die Größe des Bildes deutet auf die für den Künstler gewonnene Bedeutung des Themas hin. Gegenüber früheren Tierzeichnungen in seinen Arbeiten wirken die Binnenzeichnungen der Pinguine weicher und malerischer, zeigen sie eine Art „Vermenschlichung“. Das Weiß der Eislandschaft verbindet sich mit den vom Sonnenlicht gelb gefärbten Weißen Bäuchen der Pinguine zu einer impressionistischen Gesamtkomposition, die das harmonische Zusammenspiel der natürlichen Elemente mit den Tieren zelebriert. Um seiner Traurigkeit Ausdruck zu verleihen überzog OTGO die Leinwand am Schluss mit vertikal fließenden weißen Linien, die die gesamte Gestaltung mit einem netzartigen Tränenschleier überlagern.
Mit „Antarktis Panorama“ schuf OTGO ein Werk, das in einer virtuosen Malerei ein gesellschaftlich hochbrisantes Thema symbolhaft zum Ausdruck bringt. Aufgrund der für den Künstler typischen Kombination an zeichnerischen, malerischen und koloristischen Mittel in Verbindung mit dem großen Format kann man bei diesem Bild von einem modernen Denkmal für den Schutz der Natur sprechen.
Die Zeitung Unuudur („Heute“) vom 22. Dez. 2015 in Ulaanbaatar, Mongolei Der in Deutschland lebende Künstler E. Otgonbayar
erhebt seine Stimme im Kampf gegen den globalen Klimawandel, indem er
mit Pinsel und Farbe 20.000 Pinguine zu neuem Leben erweckt. Sein neun
Meter breites und drei Meter hohes Gemälde kommentiert er mit folgenden
Worten: „Der Klimawandel führt dazu, dass Pflanzen- und Tierarten
aussterben, von der Erde verschwinden als erste Opfer menschlichen
Fehlverhaltens. Doch die Menschheit ist in ihrer Existenz ebenfalls
bedroht; mit dem Eis wird auch sie nach und nach fortschmelzen. Mich
schmerzt es zu sehen, wie die Natur leidet, und von diesem Schmerz
spricht mein Antarktis-Panorama. Die
Arbeit an diesem Bild, das ich im Mai 2015 begonnen habe, ist im
Wesentlichen abgeschlossen. Zuvor hatte ich mich ziemlich intensiv mit
dem Thema Klimawandel beschäftigt, hatte aber nicht unbedingt vor, so
etwas zu malen. Dann waren es die Pinguine, die mich dazu brachten.
Ihre Geschichte ist so tragisch, dass sie sich nur in schwarzen Tönen
darstellen lässt.
Die
Pinguinbestände sind in den letzten zweihundert Jahren immer stark
zurückgegangen. Die Statistik besagt, dass es von den Kaiserpinguinen
heute weltweit nur noch vierzig Kolonien gibt, von denen jede einige
Hundert bis einige Tausend Mitglieder zählt. Und so kam ich eines Tages
auf die Idee, eine weitere Kolonie Kaiserpinguine zu erschaffen, die
einundvierzigste. Sie sollte 20.000 Mitglieder haben.
Die
Menschheit hat sich an den Pinguinen schwer versündigt. Anfang und
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden massenhaft Seehunde, Wale,
Seeelefanten und ähnliche Tiere gejagt. Es gab Massaker, die sich
beinahe mit den Tragödien des ersten und des zweiten Weltkriegs
vergleichen lassen. Die Pinguine blieben zunächst unbeachtet, denn ihr
Fleisch galt als ungenießbar und ihre Haut als zu hart für eine
Bearbeitung. Als man aber herausfand, dass das Fett der Pinguine nicht
erstarrte, eine Eigenschaft, die auch das damals gebräuchliche Lampenöl
auszeichnete, begann man, die armen Tiere – im wahrsten Sinne des
Wortes – auszupressen. Oder man verwendete sie lebendigen Leibes als
Brennstoff.
Die
mit Tausenden erlegter Seehunde, Wale usw. schwer beladenen
Schiffeverbrauchten gewaltige Mengen von Kohle. Das war nicht nur
teuer, die mit Kohle beheizten Schiffe waren auch zu langsam. Wenn man
also die Öfen mit lebenden Pinguinen heizte, hatte man einen guten
Brennstoff und sparte gleichzeitig Kohle. Offiziere und Matrosen jener
Zeit berichteten, dass auf ihrem Schiff im Durchschnitt 700 Tiere pro
Tag verheizt wurden. In einem solchen Bericht heißt es: 'Die Pinguine
machen ohnehin viel Geschrei. Wenn wir einen, der noch lebte, ins Feuer
warfen, schrie er ungefähr eine Viertelstunde gottsjämmerlich, bis er
tot war. Dann warfen wir den nächsten in den Ofen.'
Noch
schlimmer wurde es, als irgendjemand auf den Gedanken kam, Pinguinfett
als Lampenöl zu nutzen. Auf den Macquarie-Inseln wurden vor allem
Haubenpinguine verarbeitet. Aus einem Haubenpinguin konnte man 250 g
Fett gewinnen. 4.000 Tiere ergaben eine Tonne Fett, gehandelt zu nur
achtzehn Pfund Sterling. Wie aus einem Bericht hervorgeht, wurden die
armen Tiere, jämmerlich schreiend, über eine Rampe getrieben, von wo
aus sie in einen Kessel mit siedendem Öl fielen. Dort wurden sie lebend
gekocht. Berichten zufolge wurden auf diese Weise täglich 4.000 – 6.000
Pinguine verarbeitet. In einer Saison waren es rund 150.000, und das
siebzig Jahre lang. Angesichts solcher Zahlen begreift man das Ausmaß
menschlicher Schuld gegenüber diesen Tieren. Tierschützer erreichten
schließlich, dass diesen Grausamkeiten ein Ende bereitet und die Fabrik
1918 geschlossen wurde.
Das
ist die wahre Geschichte der Pinguine, die dazu verurteilt wurden, das
dunkle Europa zu beleuchten – als lebende Fackeln gewissermaßen. Ob man
will oder nicht, man bekommt Mitleid mit diesen Tieren, man möchte
ihnen helfen, etwas für sie tun. Aus diesem Gefühl heraus entstand das
Antarktis-Panorama, mein Pinguin-Bild. Heute bin ich zu einem Gespräch
mit Frau S. Oyuun
eingeladen, die Mitglied des mongolischen Parlaments ist. Es geht
darum, wie sich Künstler mit den Mitteln ihrer Kunst im Kampf gegen den
Klimawandel in der Welt Gehör verschaffen können. Ich erinnere mich gut
an den Tag, an dem ich zum ersten Mal etwas über das Schicksal der
Pinguine las. Ich war wie gebannt, und als ich plötzlich hinter mir ein
Geräusch hörte, erschrak ich furchtbar. Da erst wurde mir bewusst, dass
ich weinte. Ich hatte drei Nächte lang Albträume. Es ist wirklich eine
traurige Geschichte, das mit den Pinguinen.“
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