solo-exhibition
OtGO Otgonbayar Ershuu
March 29, 2014 - May 03, 2014
Gallery Peter Zimmermann in Germany
Leibnizstraße
20 68165 Mannheim Germany
Telephone +49 (0)621-419 031 Fax +49 (0)621-419 030
info(at)galerie-zimmermann.de
www.galerie-zimmermann.de
Opening hours
Tuesday
– Friday 12:30 pm – 6 pm, Saturday 11 am – 2 pm and by appointment
TSENHER by OtGO 2013, acryl
on canvas, 220 x 200 cm
Galerie
Peter Zimmermann
Pressemitteilung
Otgonbayar Ershuu
– Tsenher Ulaan
Mit
der Ausstellung Tsenher
Ulaan
präsentiert die Galerie
Peter Zimmermann erstmals
Arbeiten des 1981 in Ulan Bator/Mongolei geborenen Künstlers Otgonbayar
Ershuu (OtGO).
Von
1996 – 1998 studierte OtGO
in Ulan Bator traditionelle mongolische Malerei und konzentrierte sich
dabei auf Maltechniken und Ikonografien die in der Mongolei durch
das seit Jahrtausenden bestehende Nomadentum stark beeinflusst
wurden. Insbesondere die Miniaturmalerei hat sich in
der
traditionellen mongolischen Kunst zu einem
wichtigen Zweig entwickelt.
Forschungsreisen,
die den Künstler während und nach dem Studium als Maler und Restaurator
zu historischen Stätten seines Landes führten, hatten
in ihm
ein großes Interesse an der Miniaturmalerei geweckt. Da es
jedoch
keinen Studiengang für dieses Fach gab, begann OtGO
ein sechsjähriges Selbststudium. In buddhistisch-
lamaistischen
Klöstern studierte er eingehend die verschiedenen Techniken und die
Ikonografie der Miniaturmalerei sowie deren spirituelle
Hintergründe.
Ergebnis
seines engagierten Selbststudiums waren ca. 600
malerische Studien
der traditionellen Thangka- Malerei,
die eindrucksvoll
zeigen, wie vertraut der junge mongolische Maler mit den
kulturellen Traditionen seines Landes
ist.
Durch
seine Studien hat OtGO
die Miniaturmalerei zu einer neuen Blüte weiterentwickelt. Aus der Nähe
kann der Betrachter in den Gemälden in eindrucksvolle
Paradieslandschaften, Erotika und Pferdehorden eintauchen –
detaillierte Szenerien mit völlig eigenständiger Bedeutung.
Aus der Distanz hingegen setzen sich diese kleinen Szenerien
zu
einem großen Ganzen zusammen und beeindrucken durch rhythmische
Bewegungsmuster, die sich über die gesamte Bildfläche
ziehen.
Im
Jahr 2004 erhielt OtGO
die Auszeichnung zum „Best Mongolian National Talent“. Seit 2005
lebt er als freischaffender Künstler in Berlin, wo er 2010
seinen
Master in „Art in Context“ an der Universität
der Künste machte.
Mit der Miniaturmalerei
geht er weiterhin konsequent seiner großen Leidenschaft nach
und führt seinen eigenen unverkennbaren Stil
fort.
In
der Ausstellung werden aktuelle Arbeiten aus den Jahren 2013 und 2014
präsentiert. Jede einzelne Leinwand zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie
es dem Künstler gelungen ist, die traditionelle Miniaturmaler in einen
zeitgenössischen Kontext zu übertragen.
(Text als PDF)
Vernissage:
Freitag, 28. März 2014, 19.00 – 21.00
Uhr.
Der
Künstler ist anwesend.
Zur
Begrüßung spricht Seine Exzellenz Herr Bolor Tsolmon, Botschafter der
Mongolei.
Einführende
Worte spricht Dr.Martin Stather, Leiter des Mannheimer
Kunstvereins.
Dr.Martin Stather:
Otgonbayar ErshuuEröffnung Galerie Zimmermann, 28.3.2014Die
Mongolei ist in unserer Wahrnehmung der Welt kaum vorhanden, was
beinahe unbegreiflich ist. Dabei umfasst ihr Staatsgebiet eine Fläche,
die etwa viereinhalb Mal so groß ist wie die Bundesrepublik mit jedoch
insgesamt nicht mehr als 3.18 Millionen Einwohnern. Etwa 40 % davon
leben in der Hauptstadt Ulan Bator (Ulaanbaatar) – der Rest ist
Schweigen. Diese himmlische Abgeschiedenheit vermag man sich hier gar
nicht vorzustellen. Vielleicht gerade weil die Mongolei in der
Weltpolitik keine prominente Rolle spielt, sollte das Interesse dafür
umso größer sein.
Aber
auch historisch hat die Mongolei viel zu bieten: unter Dschingis Khan
war sie das flächenmäßig größte zusammenhängende Weltreich der
Geschichte.
In
der Neuzeit ab ca. 1600 war die Mongolei ein Zentrum buddhistischer
Kunst in Anlehnung an indisch-tibetische Kunsttraditionen.
Besonderheiten dieser Kunst, und damit kommen wir gleich zu OtGO, wie
wir den Künstler nennen dürfen, Besonderheiten dieser Kunst also sind
die Thangka, Bildrollen zur Zierde von Klöstern, die, im Gegensatz zur
übrigen buddhistischen Kunst, die Darstellung von Tieren mit einbindet.
Otgo
ist der wichtigste zeitgenössische Maler der Mongolei heute. Seine
Arbeiten bezaubern durch eine Leichtigkeit und Frische, die einzigartig
sind. Menschen und Tiere begegnen uns da, die im kleinformatigen Reigen
die oft großen Flächen seiner Malerei füllen. Es ist immer ein
schwieriges Unterfangen, die Kunst eines fremden Kulturkreises zu
beurteilen und zu würdigen, insbesondere, wenn uns die Traditionen
fremd sind. Also sehen wir zwangsläufig die Kunst mit unseren Augen,
die mit unserer eigenen Kultur befrachtet sind, übersehen Dinge oder
nehmen sie anders wahr. Auf einem Bild der Heiligen Familie würde
jemand, der nichts vom christlichen Kulturkreis weiß, nur eine Familie
wahrnehmen. Mit dieser Beschränkung müssen wir mehr oder weniger leben.
Die
Malfläche weist zunächst einmal, grob gesagt, zwei Schichten auf. Ich
sage „grob gesagt“, weil zumindest die Malschicht aus vielen Schichten
oder Folien besteht, dazu gesellt sich die Figuration, die jeweils
durch einen klaren Kontur zur Malfläche hin abgegrenzt wird. Oft
besteht die Farbigkeit aus nur zwei oder drei Farben, allerdings in
vielen Schattierungen. Das erweckt leicht den (falschen) Eindruck einer
Monochromie, die allerdings die Bildfläche beruhigt, die durch Spuren
laufender Farbe dynamisiert wird. Diese Laufspuren erzeugen einen
starken visuellen Sog, der in direkten Bezug zur Figuration gesetzt
wird. Die Menschen, Frauen und Männer, sind in paradiesischer Nacktheit
wiedergegeben. Damit sind sie der Zeit entrückt, es wird kein Bezug zu
einer bestimmten Epoche gesucht. Die Tierwelt ist vielfältig – wir
sehen vorherrschend Pferde, da tummeln sich aber auch Enten, Reiher,
Fische Wölfe, Pelikane, Hirsche und so weiter. Divergierende Richtungen
im Bild erzeugen eine Dynamik und Lebendigkeit, der man sich kaum zu
entziehen vermag. Da sind einmal die Laufspuren der Farbe, die oft
tänzerischen Bewegungen der Menschen und der Tiere. Mensch und Tier
sind dabei immer in Beziehung zueinander gesetzt, reagieren aufeinander
und so entsteht ein Reigen, einem Strudel gleich, der den Betrachter
mitzieht. Die Farben sind in kräftigen, hellen Tönen gehalten, meist in
Übergängen zwischen zwei oder drei Farben, Rot/Gelb, Orange/Gelb,
Grün/Blau und Grün/Rosé etwa. Der Ausstellungstitel, „Rot und Blau“,
rekurriert auf diesen Fakt.
In
den etwas älteren Arbeiten treten zur Figuration Tier/Mensch noch
Pflanzen hinzu, Blumen und Gräser, die einen ornamentalen
Gesamteindruck der Bildflächen noch verstärken.
Ein
beinahe undurchdringliches malerisches Geflecht präsentiert sich da auf
der Leinwand, ein Dickicht aus Figuration und malerischer Fläche, das
zum genaueren Studium stets einlädt. Was es da alles zu entdecken gibt,
kann man kaum mit den Augen fassen, immer neue Szenen führen den Blick
über die Malfläche.
OtGO
hat nach einem Studium für Malerei in langen Jahren des Selbststudiums
die traditionellen Maltechniken und Ikonografien mongolischer
Miniaturmalerei erlernt und dann in einer ganz eigenen,
zeitgenössischen Umsetzung für sich adaptiert. Den meditative Malakt
der Thangkamalerei, bei dem ein Gottesbild in einem Arbeitsschritt
gemalt wird, hat der Künstler folgendermaßen beschrieben:
„Thangkamalerei bedeutet, dass der Geist malt, nicht die Hände, wie
Meditation schenkt sie neue Kraft und Energie.“
Die
Bewegung des Bildes, die aus dem Geist in die malende Hand fließt, ist
am Ende die immerwährende Bewegung des Lebens selbst, aber auch die
Befreiung von einer materiellen Welt auf dem Weg zu einer geistigen
Welt.
Die
Arbeiten dieses mongolischen Künstlers, der übrigens seit 2005 in
Berlin lebt, dürfen mit Fug und Recht zu einer Weltkunst gezählt
werden, die alle Kulturen umfasst. Er hat nicht nur die Kunst seiner
mongolischen Heimat konsequent in die Jetztzeit geführt und ist in der
Welt ein kultureller Botschafter seines Volkes, er steht auch für eine
junge, globale Generation, die regionale Traditionen achtet und
gleichzeitig international agiert. In einer sorgsamen und sehr
gelungenen Art und Weise blendet er westliche und östliche
künstlerische Traditionen ineinander und schafft so eine Kunst, die in
der Globalisierung angekommen ist.
ULAAN by OtGO 2013, acryl
on canvas, 220 x 200 cm
OtGO
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