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Erstes
Kapitel: Tschingis
Chaans (
Dschingis Khan, Chinggis Khaan, Genghis Khan )
Vorfahren
und seine Kindheit
Info: Die Geheime Geschichte der Mongolen
Die
Geheime Geschichte der Mongolen ist das erste literarische Werk der
Mongolei und erzählt die Geschichte der Sippe von Dschingis Khan. Es
wurde nach dessen Tod 1227 verfasst und vermutlich auf dem mongolischen
Reichstag, dem Kuriltai, den Ugedai Khan 1240 abhielt, vorgestellt. Der
Verfasser ist unbekannt, stammt aber aller Wahrscheinlichkeit nach aus
dem Umfeld des Auftraggebers Ugedais. Möglicherweise handelt es sich um
Schigichutuchu, den Adoptivbruder Ugedais. Inhalt Die
Geheime Geschichte, die nur der Herrscher-Sippe zugänglich war, erzählt
die Geschichte der Sippe von Temüdschin, der 1206 auf dem Kuriltai am
Fluss Onon die mongolische Nation einigte und zum "ozeangleichen
Herrscher" - zum Dschinghis Khan - erhoben wurde. Wie viele solche
Sagen, verlegt auch die Geheime Geschichte den Beginn der mongolischen
Historie in eine mythische Zeit. Danach wurde der Urvater des
mongolischen Herrschergeschlechts (Bata-chiqan) von einem blau-grauen
Wolf (mong.: Börte cinu-a) und einer weißen Hirschkuh (mong.: Qugha
maral) gezeugt. Spätere Quellen personalisieren die Namen Börte cinu-a
und Qugha maral.[1] Nach einem kursorischen Durchgang durch die frühen
Generationen wird das Werk erst genauer, als es auf Temüdschins
Urgroßvater Chabul kommt. Die Geheime Geschichte der Mongolen ist die
einzige historische Quelle, die Börte cinu-a (den blau-grauen Wolf) und
Qugha maral (die Hirschkuh) als die Vorfahren der Mongolen darstellt.
Spätere Quellen enthalten meist ebenso diese beiden Namen (allerdings
dort meist in personalisierter Form), aber stellen sie nicht an den
Anfang der genealogischen Angaben über die Mongolen, was darauf
hindeutet, dass die in der Geheimen Geschichte gemachten
diesbezüglichen Angaben schon bald nicht mehr verbreitet waren.[2] Als
Temüdschin noch ein Junge ist, wird der Vater, selbst Stammesführer,
von einem konkurrierenden Stamm, den Tataren, vergiftet. Der
Neunjährige erfährt im Zelt seines künftigen Schwiegervaters, zu dem
ihn sein Vater gebracht hatte, von dem Mordanschlag. Sofort eilt er
zurück zu seiner Sippe, doch sein Vater ist bereits tot, als er dort
eintrifft. Und es kommt noch schlimmer: Nach dem Tod des Vaters wendet
sich die ganze Sippe von der Familie ab. In den nächsten Jahren
schlägt sich die Mutter mit ihren vier Söhnen durch. Das Leben ist
hart, und als einer der Brüder, Bekter, Temüdschin einen Fisch weg
nimmt, den dieser gefangen hat, tötet ihn Temüdschin. Der hat die
Schmach nicht vergessen, die ihm und seiner Sippe angetan wurde, und so
verbringt er die nächsten Jahre seines Lebens damit, Getreue um sich zu
sammeln, um seine Rache vorzubereiten. Mit Macht, Charisma und
diplomatischem Geschick, aber auch mit List und Tücke gelingt es ihm
schließlich, die feindlichen Stämme einen nach dem anderen zu
vernichten und die Steppenvölker zum Mongol ulus, der mongolischen
Nation zu einen. Kern der neuen Nation ist das Heer. Der nun als
"Dschingis Khan" bekannte Temüdschin gibt dem ungeordneten Nomadenheer
eine neue Ordnung. Er teilt es auf in Zehner-, Hunderter-, und
Tausenderschaften. Wer sich als fähiger und tapferer Krieger erweist,
kann einen Rang im Heer bekleiden, auch ohne ein Blutsverwandter des
Herrschers zu sein. Nach seiner Erhebung zum Khan unterwirft
Temüdschin die letzten Steppenvölker. Sein nächster Eroberungszug
richtet sich gegen die mandschurische Jin-Dynastie, die zu jener Zeit
Nordchina beherrscht. Ein Versuch, diplomatische Beziehungen zum Reich
Choresmien aufzunehmen, scheitert. Der Sultan lässt die 100-köpfige
Gesandtschaft hinrichten - und provoziert so die Eroberung und
Zerstörung seines Reiches. Weil die Tanguten dem Khan die Truppen
für den Feldzug gegen Choresmien verweigert haben, gilt ihnen der
nächste Feldzug. Es soll Dschingis Khans letzter werden: Gleich zu
Beginn der Strafexpedition im Jahr 1226 hat er einen Reitunfall und
verletzt sich schwer, weigert sich aber, deshalb den Feldzug zu
beenden. Die Tanguten werden besiegt, doch der Herrscher fühlt sein
Ende nahe. Er regelt seine Nachfolge - neuer Khan wird sein Sohn Ugedei
- und stirbt im folgenden Jahr. Interessant ist, dass Dschingis
Khan, obwohl die Geheime Geschichte durchaus hagiographische Züge
trägt, nicht kritiklos als Held dargestellt wird. So erfahren wir etwa,
dass der Herrscher der Mongolen Zeit seines Lebens Angst vor seiner
Mutter und vor Hunden hatte. Überlieferung Das
in vermutlich in uigurischer Schrift verfasste Original ist nicht
erhalten. Vermutlich wurden alle Versionen in dieser Schrift nach der
Vertreibung der mongolischen Yuan-Dynastie durch die chinesischen
Ming-Dynastie vernichtet. 1899 fand sich in der Sammlung eines
chinesischen Kaisers ein Manuskript in chinesischen Schriftzeichen, das
sich jeder Deutung entzog. Es war eine Transkription des mongolischen
Lautwertes in chinesische Schriftzeichen. Als Transkription überlebte
die Geheime Geschichte den Sturz der Yuan-Dynastie. Eine Rekonstruktion
des mongolischen Textes gelang erst dem Berliner Sinologen Erich
Haenisch 1940. Belege
- ↑
Denis Sinor The legendary Origin of the Türks, in Egle Victoria Zygas,
Peter Voorheis Folklorica: Festschrift for Felix J. Oinas, S. 240
- ↑
Denis Sinor The legendary Origin of the Türks, in Egle Victoria Zygas,
Peter Voorheis Folklorica: Festschrift for Felix J. Oinas, S. 242
Literatur
- Manfred Taube (Übers.): Geheime Geschichte der Mongolen. Beck, München 2005, ISBN 3-406-53562-3.
- Michael
Halliday: The Language of the Chinese ‘Secret History of the Mongols’.
Blackwell 1956. Neuauflage in Jonathan J. Webster (Hg.): Collected
Works of M. A. K. Halliday [韩礼德文集]. Peking University Press 北京大学出版社,
Beijing 2006; Bd. 8: Studies in Chinese Language [汉语语言研究], ISBN
978-7-301-13009-4, S. 5–171.
Text
aus Wikipedia (16.02.2010)
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