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Erstes
Kapitel: Tschingis
Chaans (
Dschingis Khan, Chinggis Khaan, Genghis Khan )
Vorfahren
und seine Kindheit
Info: Hunnen
(Dieser
Artikel beschreibt die im westlichen Kulturkreis seit alters her als
„Hunnen“ bezeichnete Stämme und die damit verbundene Völkerwanderung;
weitere Zusammenhänge zu den Nomadengruppen in chinesischen Quellen
sind unter Xiongnu zu finden. Zu den „Hunnen“ in Zentralasien siehe
auch Chioniten, Kidariten sowie Hephthaliten.) Hunnen
ist ein Sammelbegriff für eine Gruppe zentralasiatischer Reitervölker
mit nomadischer, später halbnomadischer Lebensweise. Ihre genaue
Herkunft und Ethnizität ist nicht genau bekannt bzw. in der modernen
Forschung umstritten. Ebenso ist nicht sicher, dass der Begriff Hunnen
eine klar umrissene Gruppe von Stämmen bezeichnete; in der modernen
Forschung wird vielmehr oft angenommen, dass dies eher als
prestigeträchtige Bezeichnung für eine heterogen zusammengesetzte
Gruppe zu verstehen ist.[1] Fest steht nur, dass die in spätantiken
Quellen als „Hunnen“ bezeichneten Stämme um die Mitte des 4.
Jahrhunderts n. Chr. im Raum zwischen den Flüssen Don und Wolga lebten
und schließlich nach Westen vorstießen, wobei sie nicht unter
einheitlicher Führung agierten.[2] Sie fielen ab 375/76 n. Chr. mit
dort unbekannter Reiterkampftechnik in Europa ein (siehe
Völkerwanderung) und spielten in der spätantiken Geschichte noch bis
ins späte 5. Jahrhundert eine bedeutende Rolle. Allerdings zerstreuten
sich die Hunnen nach dem Tod Attilas 453 und dem Zerfall seines Reichs
wieder weitgehend. Hunnische Hilfstruppen in oströmischen Diensten sind
jedoch noch im 6. Jahrhundert belegt. Namensherkunft und -verwendung Das
Wort Hunne wird vom chinesischen Begriff für das Volk der Xiongnu
abgeleitet. Die Bezeichnung Hunnen taucht in abgewandelter Form als
Ounnoi (lat. Chunni bzw. Hunni) im 2. Jahrhundert n. Chr. in der
Geographie des Griechen Ptolemaios auf; allerdings sind diese Hunnen
kaum mit den um 375 nach Westen vordringenden Gruppen identisch.[3] Die
moderne Forschung geht auch nicht mehr davon aus, dass Hunnen und
Xiongnu in einer Beziehung zueinander stehen, wie zuerst im 18.
Jahrhundert angenommen wurde. Letztendlich handelte es sich bei den
zentralasiatischen Stämmen um Nomadengruppen, die sich je nach
politischen Umständen in rudimentären Herrschaftsbereichen
organisierten, trennten und neu organisierten, so dass einige Fragen zu
ihrer jeweiligen Zusammensetzung immer offen bleiben werden (siehe
auch: Ethnogenese). Der Name der Xiongnu bürgte wohl für ein gewisses
Prestige, weshalb dies als ein möglicher Grund für die
Namensübertragung angenommen wird, auch wenn die Hunnen des 4.
Jahrhunderts nicht mit den Xiongnu verwandt waren.[4] In der
spätantiken Geschichtsschreibung bezeichnet der Begriff Hunne
schließlich oft nur ein Volk, welches aus der gewaltigen Steppenregion
Zentralasiens stammte, ohne dass damit eine Aussage über die ethnische
Zugehörigkeit verbunden wäre. Von der Sprache der Hunnen sind nur
einige spärliche Überreste erhalten. Einige Forscher vertreten dabei
die Ansicht, dass die Hunnen des 4. und 5. Jahrhunderts kein altaisches
Idiom (wie bisweilen angenommen), sondern eine inzwischen ausgestorbene
Sprache gesprochen haben.[5] Aufgrund der sogenannten Hunnenrede
Kaiser Wilhelms II. wird der Begriff Hunne (engl. Hun) im englischen
Sprachraum als Schimpfwort für Deutsche benutzt. Herkunft und Abgrenzung zu den sogenannten „iranischen Hunnen“ Die
Herkunft der heute im Allgemeinen als Hunnen bezeichneten Stämme hatte
die ältere Forschung noch in Zusammenhang gesetzt mit dem Untergang des
Xiongnu-Reiches. Das Xiongnu-Reich hatte sich um die Mitte des 1.
Jahrhunderts n. Chr. in einen nördlichen und einen südlichen Teil
gespalten. Der südliche Teil wurde zu einem chinesischen Protektorat,
während das Nordreich gegen Ende des 1. Jahrhunderts unterging, die
Reste der Bevölkerung ging im Volk der Xianbei auf.[6] In der
älteren Forschung wurde nun angenommen, dass es eine Verbindung
zwischen den Xiongnu und den späteren Hunnen gegeben habe. Die neuere
Forschung ist, wie bereits angesprochen, diesbezüglich weitaus
skeptischer, wenn sie diese These nicht sogar ganz aufgegeben hat.[7] Es
ist faktisch nicht möglich, gesicherte Aussagen über die ethnische
Herkunft der Hunnen, die Mitte des 4. Jahrhunderts zwischen Don und
Wolga lebten, zu treffen; auch in der neueren Forschung können
höchstens Hypothesen aufgestellt werden. Dies ist auch dadurch bedingt,
dass der Begriff „Hunne“, wie schon erwähnt, in den spätantiken Quellen
oft als bloße Bezeichnung für Völker benutzt wurde, die in den
pontischen Steppen nördlich des Schwarzen Meeres und Mittelasiens
auftraten (ähnlich wie der Begriff „Skythen“). Ebenso waren diese
Gruppen kaum ethnisch homogen zusammengesetzt, zumal sich auch andere
Gruppen ihnen anschlossen. Zudem ist auch umstritten, welche in den
chinesischen Quellen als „Hunnen“ bezeichnete Völkerschaften wirklich
als Hunnen gelten dürfen. Viele dieser Völkerschaften hatten
wahrscheinlich keine Gemeinsamkeit, außer ihrer nomadischen
Lebensweise.[8] Fest steht nur, dass westliche Quellen die Angreifer,
die 375/76 im Gebiet der heutigen Ukraine auftauchten und die dann nach
Westen vorstießen, als „Hunnen“ bezeichneten und dass ihr Wohnsitz in
spätantiken Quellen nahe dem Asowschen Meer lokalisiert wurde.[9] Die
Region nördlich des Kaukasus wurde auch von späteren Quellen noch als
die Heimat der Hunnen bezeichnet.[10] Wer aber die Hunnen genau waren,
entzog sich auch ihrer Kenntnis. Im 4. Jahrhundert begannen Angriffe
verschiedener zentralasiatischer Stämme gegen das neupersische
Sassanidenreich. In den Quellen werden diese Angreifer teils als
„Hunnen“ bezeichnet, doch ist ihre genaue Herkunft unklar. Diese in der
Forschung auch als iranische Hunnen bezeichneten Gruppen waren aber
nicht mit den „Hunnen“ verwandt, die um 375 aus der südrussischen
Steppe nach Westen vorstießen.[11] Im Jahr 350 begannen Angriffe einer
als Chioniten bezeichneten Gruppe gegen das Sassanidenreich. Die
Chioniten eroberten Baktrien, doch konnte der Sassanidenkönig Schapur
II. sie schließlich schlagen. Die Chioniten stellten den Persern
Hilfstruppen, die 359 im römisch-persischen Krieg dienten und an der
Belagerung der Festung Amida teilnahmen. Den Chioniten folgten die
Kidariten (deren Reichsbildung wohl um 390 erfolgte und die um 470 den
Hephthaliten und Persern unterlagen) und schließlich die Hephthaliten
(sogenannte „Weiße Hunnen“, siehe auch das Geschichtswerk des Prokopios
von Caesarea; sie waren aber nicht verwandt mit den „europäischen
Hunnen“). Die Hephthaliten hatten wesentlichen Anteil am Niedergang des
indischen Großreichs der Gupta und führten auch mehrere
Auseinandersetzungen mit Persien (484 Tod des Sassaniden Peroz I.,
498/99 Einmischung in die sassanidischen Thronstreitigkeiten). Um 560
wurde ihr Reich jedoch von Persern und Türken vernichtet.[12] Die Hunnen in Europa Der Beginn der Völkerwanderung Zur
Zeitenwende beherrschten indogermanische Stämme aus der Gruppe der mit
den Skythen verwandten Sarmaten die Steppe Osteuropas (Iazygen,
Roxolanen, Alanen), im 3. Jahrhundert kamen die Goten dazu. Das
änderte sich, als ein Teil der in den spätantiken Quellen als Hunnen
bezeichnete Gruppen in den 70er Jahren des 4. Jahrhunderts die große
Völkerwanderung auslöste, wobei die Gründe für den Hunneneinfall unklar
sind; vielleicht spielte nur Beutelust eine Rolle, in Frage kommen aber
auch andere Gründe (z. B. Nahrungsmittelknappheit). Über die genauen
Hintergründe sowie über die genaue Herkunft dieser Hunnen sind jedoch
nur Spekulationen möglich. Unter ihrem Führer Balamir (oder Balamber,
dessen Historizität aber zweifelhaft ist) überschritten die Hunnen die
Wolga. Dort zerschlugen sie ca. 374 das Reich der Alanen im Gebiet der
Wolga und des Kaukasus und schlossen ein Bündnis mit ihnen. In der
heutigen Ukraine zerstörten sie 375 das Reich der Greutungen
Ermanarichs (vgl. vor allem Ammianus Marcellinus, 31, 2f.). Teile der
Greutungen flohen jedoch vor dem Zugriff der Hunnen nach Westen.[13] In
der Folgezeit erreichten die Hunnen die Grenzen des oströmischen
Reiches, so dass der Großteil der Terwingen sich gezwungen sah, über
die Donau ins Römische Reich zu fliehen. Die Hunnen sollen einen
geradezu dämonischen Eindruck auf ihre Feinde gemacht haben: Bei ihnen
war es, nach Angaben des Geschichtsschreibers Jordanes, Sitte, den
männlichen Kleinkindern die Gesichter zu zerschneiden, um den Bartwuchs
zu verhindern. Die Krieger schmierten sich Schwarzerde in die
Kampfwunden, damit sich dort dickhäutige Narben bildeten. Auch
praktizierten sie die Sitte der Schädeldeformation, weshalb viele
Hunnen hohe Turmschädel aufwiesen. Derartig deformierte Schädel wurden
sowohl in Thüringen als auch am Talas (Kirgisistan) gefunden. Der
Oberkopf wurde als äußeres Zeichen ihrer Unterwerfung kahlgeschoren.
Bezüglich der Kampftechnik zu Pferde waren die Hunnen den Europäern
weit überlegen: Wie alle zentralasiatischen Reiterhirten waren auch sie
außerordentliche Reiter und Bogenschützen und beherrschten die Technik
des Parthischen Manövers, bei der in vollem Galopp nach hinten
geschossen wurde. Die besten Bogenschützen trugen bunte Bänder in ihren
langen Zöpfen. Mit den Hunnen kam eine revolutionäre Erfindung nach
Europa: stabile Sättel mit eingearbeiteten Steigbügeln. Die Römer
kannten zwar auch leichte Sättel, aber keine Steigbügel. Durch den
stabilen Halt und die Steigbügel war die hunnische Reiterei in der
Lage, beidhändig vom Pferde aus zu kämpfen, da sie dieses nun mit den
Schenkeln lenken konnten. Den verschiedenen europäischen
Kampfverbänden der damaligen Zeit war ein derart flexibler Einsatz von
Reiterei und berittenen Bogenschützen hingegen noch weitgehend
unbekannt. Bei den germanischen Stämmen etwa war es üblich, den Gegner
in loser Keilformation frontal anzugreifen. Und auch die professionell
gedrillte römische Armee bestand Ende des 4. Jahrhunderts vor allem aus
Infanterieeinheiten (wenngleich die Rolle der Reiterei auch im
spätrömischen Heer stetig zunahm), deren disziplinierte und flexible
Formationen zwar frontal angreifenden Gegnern in der Regel weit
überlegen waren, die aber gegenüber dem hohen Tempo der sich immer
wieder zurückziehenden hunnischen Reiterei ebenfalls empfindliche
Nachteile aufwiesen. Hunnische Führungsprobleme Die
Hunnen hatten zunächst keine umfassend anerkannte Führungsspitze. So
stellten sie keine besondere Gefahr dar und konnten sogar gruppenweise
an diversen Orten in römischen Sold genommen werden. Bekannt wurden
die Anführer Basich und Kursisch, die 395 über den Kaukasus kamen und
römisches wie persisches Gebiet zwischen Antiochia und Ktesiphon
plünderten, bis sie von den Persern geschlagen wurden. Der Grund für
den Raubzug war eine Hungersnot auf ihrem Gebiet - sie trieben
unzählige Rinder ab. Später suchten sie in Rom um ein Bündnis nach. Im
gleichen Zeitraum spielte sich Uldin als Anführer der Hunnen gegenüber
den Römern in den Vordergrund, bis er aufgrund von Misserfolgen um
408/09 von der Bühne der Geschichte verschwand. Der nächste Anführer
scheint Charaton gewesen zu sein. Er ist für 412/13 belegt. Greifbarer
werden die nächsten Anführer, die Brüder Mundschuk, Oktar und Rua (der
jedoch vielleicht nicht mitregierte). Nach Oktars Tod 430 (angeblich
durch Völlerei), regierte Rua über den Großteil der europäischen
Hunnen. Rua war der erste, der eine einheitliche Führung der Hunnen
gewährleisten konnte, was sich in einer energischeren Außenpolitik
niederschlug. Die Römer einigten sich mit ihm auf einen
Waffenstillstand und mussten mäßige Tributzahlungen leisten. Dafür
versprach der Hunne, Rom im Bedarfsfalle Truppen zu stellen, was z.B.
im Falle des Burgundenkriegs 436 auch geschah (Nibelungensage). Attila Nach
dem plötzlichen Tode Ruas (angeblich Frühjahr 434) wurde das Reich
zwischen seinen Neffen bzw. Mundschuks Söhnen Bleda und Attila geteilt.
Im Auftrag des weströmischen Feldherren Aëtius zerschlugen hunnische
Hilfstruppen 436 das Reich der Burgunden, das sich seit 400 am
mittleren Rhein befand. Dadurch wurde der Hunnen-König Attila, der
daran aber nicht beteiligt war, ein wichtiger Bestandteil der deutschen
Heldensage des Mittelalters: Er ist der König Etzel des
Nibelungenliedes. Zu einem nicht ganz geklärten Zeitpunkt Ende
444/Anfang 445 wurde Bleda von Attila ermordet. Unter dem
Alleinherrscher Attila erreichte die Macht der Hunnen ihren Höhepunkt,
wenngleich Attila nie über alle Hunnen herrschte und seine Kontrolle
wohl eher indirekter Natur war, indem er die wichtigsten Anführer der
unterworfenen Völker an seinen Hof band. Mitte des 5. Jahrhunderts
begannen die „europäischen Hunnen“ sesshaft zu werden: Das
Hauptsiedlungsgebiet des Volkes lag zwischenzeitlich in der Theißebene,
wo Attila seit 444 seinen Heersitz hatte. Attila bekam einen Palast aus
Holz, von Pfählen umzäunt, auch wenn die Hunnen immer noch im Zelt
lebten. Ein Minister badete sogar in seinem eigenen Bad, die Ausnahme
schlechthin. Einen eindrucksvollen Bericht über Attilas Herrschaftssitz
liegt von dem oströmischen Gesandten Priskos vor. Es gab eine
frühfeudale Rangordnung am Hofe. Verdiente Leute wurden dank römischen
Goldes mit Pensionen versorgt, hatten Güter oder Vorrechte - so z.B.
durfte der einflussreiche Minister Onegesius seine Gefangenen behalten.
Aber der römische Dienst war eben doch attraktiver - Attila forderte
Hunnen als entlaufene Vasallen vom oströmischen Kaiser zurück. Attila
war auf Beutegewinne bzw. Tributzahlungen angewiesen, um seine
Machtstellung zu behaupten. In den Jahren zwischen 441 und 447
verwüstete Attila den gesamten Balkanraum und legte die Städte
Singidunum, Serdica und Ratiaria in Schutt und Asche. Er zwang den
damaligen oströmischen Kaiser Theodosius II. zu hohen Tributzahlungen.
Kaiser Markian jedoch stellte die Tributzahlungen ein; Attila musste
sich nach einer neuen Quelle umsehen, zumal die europäischen Provinzen
Ostroms bereits verwüstet waren. Attila zog schließlich gegen Westrom:
Er marschierte quer durch „Germanien“ und traf in Gallien 451 auf
seinen einstigen Verbündeten Flavius Aëtius, den Statthalter Westroms:
Dieser war zwischenzeitlich mit den Stammeskönigen der Franken,
Burgunden und Westgoten verbündet und schlug Attila und dessen
ostgotische, gepidische u.a. Vasallen in der Schlacht auf den
Katalaunischen Feldern zurück. Die Schlacht endete ohne Sieger, beide
Seiten hatten schwere Verluste, aber die Moral der Hunnen war
erschüttert, zumal Attila den Rückzug antreten musste. Attila zog
dann nach Italien und verwüstete mehrere Städte (u.a. Aquileia), musste
sich dann aber in die Ungarische Tiefebene zurückziehen; die angebliche
Begegnung mit Papst Leo dem Großen, der Attila davon abgehalten haben
soll, Rom zu plündern, ist wohl nicht historisch. Aber im Grunde
stellte Attila bereits seit seinem Rückzug aus Gallien keine ernsthafte
Gefahr mehr dar. (Wobei das wieder eine Frage der Sichtweise ist, denn
immerhin hat sich Attila für das Risiko eines Raubzuges in Gallien,
weit entfernt von seinem natürlichen Stammland, gut gehalten.) Auch
Ostrom lehnte weitere Tributzahlungen ab; gleichzeitig griffen
oströmische Truppen hunnisches Gebiet an.[14] Verfall und Untergang Im
Jahre 453 heiratete Attila die Gotin Hildico und starb bereits in der
Hochzeitsnacht, laut Überlieferung an einem Blutsturz. Nun begann der
rasche Verfall des Hunnenreichs Attilas. Durch innere
Auseinandersetzungen (Abfall der Gepiden, Ostgoten und anderen) um
454/55 stark zerrissen, verloren sie endgültig ihre Schlagkraft. Ellac
(Ellak, İleks) fiel 454 in der Schlacht am Nedao, Dengizich 469 im
Krieg gegen Ostrom. Hunnen dienten später noch als Söldner, etwa für
Ostrom (während der Kriege Justinians wurden sie unter anderem von
Belisar eingesetzt). Die Hunnen gingen nun in anderen Völkern auf.
Ein Teil von ihnen (unter Ernak) wurde unter römischer Oberherrschaft
in der späteren Dobrudscha angesiedelt. Diese Volksteile sollten einen
der Grundstöcke für die späteren Gagausen bilden. Andere ließen sich an
der heutigen serbisch-bulgarischen Grenze nieder und gingen in den
slawischen Vorfahren der heutigen Mazedonier auf. Eine dritte Gruppe
verblieb im heutigen Ungarn (der Name „Ungarn“ wird teils
fälschlicherweise auf die Hunnen zurückgeführt) und zog in der
Folgezeit auch nach Siebenbürgen weiter: Aus ihnen wurde angeblich im
9. Jahrhundert der magyarische Volksstamm der Szekler, dies ist jedoch
sehr zweifelhaft, da andere Erklärungen für die Herkunft der Szekler
weit glaubhafter sind. An den Läufen der unteren Wolga siedelten
ebenfalls noch Reste der Hunno-Bulgaren. Vereinzelte hunnische
Volkssplitter wurden noch in den Jahren zwischen 539 und 540 von
oströmischen Geschichtsschreibern erwähnt, als diese bis nach Korinth
und Konstantinopel vorstießen. Die Oströmer/Byzantiner hetzten
schließlich ihre Fürsten Sandilch (Utiguren) und Zabergan (Kutriguren)
558/59 aufeinander, dazu griffen die Awaren an. Auch die Sabiren, die
im 6. Jahrhundert nördlich des Kaukasus saßen, und die kaum bekannten
Zalen wurden von den Awaren unterworfen. So sollten auch jene Reste in
anderen Turkvölkern aufgehen: Als wichtigste Nachfolgestämme seien hier
nur die Wolgabulgaren, Chasaren, Petschenegen und Kumanen genannt. Materielle Kultur der europäischen Hunnen Als
typisches Kennzeichen der Hunnen Europas gelten runde bronzene
Metallspiegel, die die Hunnen allgemein von den Chinesen übernommen
hatten und den Toten als Grabbeigabe mitgegeben wurden. Genauso wie
eigentümliche große Kupferkessel (bis 50 kg schwer, am Rand mit
Schuppen verziert), die ebenfalls aus China stammten und wahrscheinlich
als Opfergefäße verwendet wurden. Diese Bronzekessel fanden sich in
Ungarn ebenso wie in Rumänien, Kasachstan, Russland samt Permgebiet und
in Minussinsk. Charakteristische hunnische Ziermotive sind der
Lebensbaum und Raubvögelköpfe, vor allem der Adler erfreute sich bei
den Hunnen großer Beliebtheit, wie bei den iranischen Steppenvölkern
(Sarmaten, Alanen), von denen auch die Goten und andere Germanenstämme
das Adlermotiv übernommen hatten. Die Hunnen kämpften meist beritten
mit dem enorm durchschlagskräftigen Kompositbogen, für den Nahkampf zu
Pferde verwendeten sie ein sehr langes zweischneidiges Schwert, das
auch als sarmatisches Langschwert oder sassanidisches Langschwert
bezeichnet wird. Für den Kampf zu Fuß führten alle Hunnen ein
einschneidiges, säbelartiges Kurzschwert mit. Die Hunnen waren selten
schwer berüstet, neben der Leder- und Fellkleidung wurden Fellmützen
oder Spangenhelme getragen. Hunnische Gräber sind in der Regel
Einzelgräber, oft in der Nähe von Flüssen angelegt. Oftmals wurden den
hunnischen Kriegern Reitsattel, Lasso, Reitpeitsche und Zaumzeug ihrer
Pferde, manchmal sogar die Tiere selbst mit ins Grab gegeben. Typisch
für hunnische Frauen waren große Ohrringe, die Vornehmen unter ihnen
trugen Stirnbänder aus Gold, verziert mit rotem Almandin und
Perlmutteinlagen. Zur Religion Der
Großteil der Hunnen hatte zu Zeiten Attilas unverändert eine
naturverbundene Religion, wie zu jener Zeit, als sie aus Asien
kamen.[15] Man übte Wahrsagung und Schamanismus aus, wobei die
Schamanen am Namenskürzel "-kam" (Atakam, Eskam) zu erkennen waren.
Eingeweideschau und Schulterblattschau als Mittel der Vorhersage sind
überliefert, wobei Jordanes nicht angab, ob die Schulterblätter dabei
wie in Asien im Feuer erhitzt wurden. Die Naturkräfte waren göttlich.
So wuschen die Hunnen sich und ihre Kleider bis auf wenige Ausnahmen
(Attila selbst) nicht. Möglicherweise galt auch das fließende Wasser
(wie etwa bei den Mongolen) als lebendig und musste entsprechend rein
gehalten werden. Für die Hunnen war der Herrscher gottähnlich, denn
er sah sich von Gott zum Herrscher und König ernannt und wurde mit der
Sonne verglichen. Jedenfalls vertrat man gegenüber einem römischen
Vermittler die Gottähnlichkeit Attilas, der aber zumindest gegenüber
seinen Hunnen ein bescheidenes Äußeres pflegte. Es gibt auch
Hinweise auf erfolgreiche katholische Missionierungsversuche bei den
Hunnen. Allerdings zeugen die unverändert anhaltenden Plünderungen -
und damit verbundenen Gewalttaten in Kirchen - davon, dass es sich
hierbei bloß um römische Wunschträume handelte. Es gab zwar nach wie
vor eine sesshafte katholische Bevölkerung im hunnisch besetzten
Pannonien, aber die Hunnen übernahmen offensichtlich nicht den Glauben
der Besiegten. An Kultgegenständen gab es Idole aus Gold und
Elektron wie bei den Sarmaten und Alanen, des weiteren Amulette und
schamanistisch geprägte Masken. Einige Idole wurden vom Hunnenführer
Grod um 528 eingeschmolzen, um Münzen herzustellen, was seine
Hinrichtung durch seinen Bruder zur Folge hatte. Anmerkungen
- ↑ Vgl. etwa Stickler, Die Hunnen, S. 24ff.
- ↑ Siehe allgemein die fachwissenschaftlichen Beiträge in dem Ausstellungskatalog Attila und die Hunnen.
- ↑ Ptolemaios 3,5,10, siehe dazu auch Martin Schottky: Huns. In: Encyclopedia Iranica; Stickler, Die Hunnen, S. 24ff.
- ↑ Vgl. Stickler, Die Hunnen, S. 20–26.
- ↑ Gerhard Doerfer: Zur Sprache der Hunnen. In: Central Asiatic Journal 17 (1973), S. 1–50.
- ↑ David Andrew Graff: Medieval Chinese warfare. Cambridge 2002, S. 39f. ISBN 0-415-23954-0
- ↑
Vgl. etwa Denis Crispin Twitchett, Michael Loewe (Hrsg.): The Cambridge
History of China. Bd 1. Cambridge 1986, S. 383ff. ISBN 0-521-24333-5
- ↑ Vgl. Hunnen. In: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Bd 15. de Gruyter, Berlin 2000, S. 246ff. ISBN 3-11-016649-6
- ↑ Ammianus Marcellinus 31,2,1.
- ↑ Priskos, Fragment 1; Prokopios von Caesarea, Bella 4,5; Agathias 5,11.
- ↑ Martin Schottky: Huns. In: Encyclopedia Iranica; vgl. auch Stickler, Die Hunnen, S. 29ff.
- ↑
Vgl. zur Verquickung der Geschichte der Hephthaliten und Sassaniden
etwa Klaus Schippmann: Grundzüge der Geschichte des sasanidischen
Reiches. Darmstadt 1990, S. 32ff. ISBN 3-534-07826-8
- ↑
Vgl. zur folgenden Geschichte die einschlägigen Handbücher zur
Spätantike sowie Maenchen-Helfen: Welt der Hunnen. Wiesbaden 1997. ISBN
3-928127-43-8; Allgemein und recht aktuell etwa Peter J. Heather: The
Fall of the Roman Empire. London 2005, S. 145ff. ISBN 0-330-49136-9
- ↑ Vgl. Heather: Fall of the Roman Empire, S. 333ff.
- ↑ Zur Religion der Hunnen vgl. Maenchen-Helfen, Die Welt der Hunnen, S. 189ff.
Literatur
- Franz Altheim: Geschichte der Hunnen. 5 Bde. Berlin 1959ff.
- (Älteres und teils überholtes Standardwerk)
- Bodo
Anke: Studien zur reiternomadischen Kultur des 4. bis 5. Jahrhunderts.
Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Bd 8. Wilkau-Haßlau
1998. ISBN 3-930036-11-8
- Attila und die Hunnen. Begleitbuch zur Ausstellung. Hrsg. vom Historischen Museum der Pfalz, Speyer. Stuttgart 2007.
- Istvan Bóna: Das Hunnenreich. Theiss, Stuttgart 1991. ISBN 963-13-3356-6
- (Vor allem aufgrund der Einbeziehung archäologischer Erkenntnisse lesenswert)
- Peter
J. Heather: The Huns and the end of the Roman Empire in Western Europe.
In: English Historical Review. 110 (1995), S. 4–41. ISSN 0013-8266
- Otto J. Maenchen-Helfen: Die Welt der Hunnen. Deutsche Übersetzung von Robert Göbl. Wiesbaden 1997.
- (Deutsche Erstaufl. 1978. Standardwerk, teils lückenhaft, dt. Fass. auf neuerem Stand)
- Wilfried
Menghin (Hrsg.): Germanen, Hunnen und Awaren. Schätze der
Völkerwanderungszeit. Die Archäologie des 5. und 6. Jahrhunderts an der
mittleren Donau und der östlich-merowingische Reihengräberkreis.
Ausstellungskataloge des Germanischen Nationalmuseums. Nürnberg 1987.
ISBN 3-9801529-4-4
- Timo Stickler: Die Hunnen. München 2007. ISBN 978-3-406-53633-5
- (Kompakte Einführung in die Geschichte der Hunnen in der Reihe C.H.Beck Wissen; Besprechung bei H-Soz-u-Kult)
- Edward A. Thompson: The Huns. Oxford 1999, 2000. ISBN 0-631-21443-7
- (Werk aus den 40er Jahren, mit einem Nachwort von Peter Heather)
Text
aus Wikipedia (17.02.2010)
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