Ts.Erdenetsog
Ts. Erdenetsog ist 1959 in Zuunmod in der Provinz Tuv (Mongolei) geboren. Nach einer klassischen Ausbildung als Bühnenbildner/ Theatermaler, widmete er sich einige Jahre der persönlichen Kreativität und sammelte berufliche Erfahrung in öffentlichen Kunsteinrichtungen. Schließlich promovierte er in Russland an der „Pädagogischen Universität“.
Eindrucksvoll transportiert der mongolische Künstler Ts. Erdenetsog seine Ausbildung zum Bühnenbildner auf die Leinwände seiner Gemälde. Der Bildraum wird zur Theaterbühne, Protagonist ist der Mensch, das Drehbuch schreibt die Geschichte.
Szenen, Bildnisse und Architekturen verschmelzen zu einer komplexen Gesamtkomposition. Der Kindlich verspielte Pinselstrich hüllt sich wie Nebel um nahezu fotografisch dargestellte Bildpartien. Jedes Gemälde überliefert eine Vielzahl von Geschichten und Eindrücken, die letztlich collagenähnlich als Einheit zusammenwirken.
Das thematische Zentrum ist der Mensch in seiner Doppelfunktion als winziges Bruchstück der Gesellschaft und zugleich als unabhängiges Individuum, losgelöst von Raum und Zeit. Inspiriert durch die Surrealisten und vor allem den Maler Rene Magritte, transportiert auch Erdenetsog den menschlichen Körper und lässt sein Bildnis zum Sprachrohr werden.
Sein Gemälde „Model in the Mirror“ zeigt die
Rückansicht einer jungen Frau. Ihre Silhouette ist von Zeitungsfetzen
bedeckt. Anonym wird sie zum Träger menschlicher Geschichte. Im Spiegel
jedoch erblicken wir – fast erleichtert – eine nackte, junge Frau mit
braunen Haaren und weichen weiblichen Zügen. Es lässt sich keine
Aussage darüber treffen, welche Geschichte sie erzählt. Im Mittelpunkt
steht sie, als Individuum jungendlicher Schönheit – ungeschmückt
entzieht sie sich allen äußeren Einflüssen.
Ein gänzlich anderer
Stil des Künstlers lässt sich an traditionellen bzw. heimatlichen
Motiven fassen. Dynamisch, lebendig lässt der Künstler die
traditionelle mongolische Frau farbenfroh und modern erscheinen.
Liebevoll nimmt er sich den kulturellen Festivitäten des Landes an und
bringt malerisch seine persönliche Verbundenheit zur Mongoolei zum
Ausdruck. Die in der Sammlung der Collection Freudenberg AG vertretenen
Gemälde des Künstlers zeugen von seiner Vielfältigkeit. Politische und
soziale Interessen spiegeln sich in seinen Werken ebenso wieder wie die
Nähe zur traditionellen Heimat. Die Auseinandersetzung mit der
Gegenwart und der Tradition seines Landes zieht sich wie ein roter
Faden durch Erdnetsogs Gemälde.
Text von Martina Busch, Svenja Teßmann
Die Mongolen kommen!“
lautet
das Motto der Sonderausstellung veranstaltet von der Botschaft der
Mongolei und der Collection Freudenberg. 25. Juni 2010 – 1. August 2010