Antarctic
Panorama Penguinsby
OTGO acryl on canvas 300
cm x 900 cm 2015-2016
National Art Museum, Moldawien OTGO ANTARCTIC PANORAMA PENGUINS Die Eröffnung: 18. Mai 2016 OTGO
Otgonbayar Ershuu - Solo Ausstellung
MUZEUL
NAŢIONAL de ARTĂ al MOLDOVEI Bulevardul
Ștefan cel Mare și Sfînt,
Chișinău, Republik Moldau www.mnam.md
MNAM, Secţia Relaţii Publice şi Expoziţii. Tel.: 022-24-13-12
Ein Denkmal für die getöteten
Pinguine in der Welt ....
„Der Klimawandel führt dazu, dass
Pflanzen- und Tierarten aussterben, als erste Opfer menschlichen
Fehlverhaltens von der Erde verschwinden. Doch die Menschheit ist in ihrer
Existenz ebenfalls bedroht: Mit dem Eis wird auch sie nach und nach fortschmelzen.
Mich schmerzt es zu sehen, wie die Natur leidet, und von diesem Schmerz
spricht mein Antarktis-Panorama. Das Schicksal der Pinguine hat mich
sehr bewegt.
Es hat etwas sehr menschliches ... Wir müssen für die Pinguine etwas unternehmen!
Antarktis Panorama ist ein sehr kritisches und trauriges Bild. Die
Farben weinen, Eis und Schnee schmelzen
mit den Pinguinen dahin.“
(Otgonbayar
Ershuu)
detail: Antarctic Panorama Penguins
Otgonbayar
Ershuu wurde am 18. Januar 1981 in Ulaanbaatar / Mongolei geboren.
Seine große Begabung für die Zeichnung und Malerei wurde bereits
früh erkannt und im Alter von 15 Jahren hatte er seine erste Einzelausstellung.
Von 1998 bis 2001 studierte OTGO in Ulaanbaatar traditionelle
mongolische Malerei. Nach dem Studium beteiligte er sich als Maler und
Restaurator an mehreren Forschungsreisen zu historischen Stätten der
Mongolei. In den buddhistisch-lamaistischen Klöstern studierte er
verschiedene Techniken, die Ikonografie der Miniaturmalerei sowie deren
spirituelle Hintergründe. Seit
2005 lebt und arbeitet OTGO in Berlin. 2007-2010 studierte er im Institut
für Kunst im Kontext, Fakultät Bildende Kunst der Universität der Künste
Berlin und hat sein Studium 2010 mit dem Master of Arts abgeschlossen.
Seine internationale Ausstellungstätigkeit begann 2001. Nach seiner
ersten Werkgruppe, den Thangkas, d.h. meist erotischen Miniaturmalereien,
deren Inhalte aus den Götterwelten des Schamanismus,
Tengrismus und Buddhismus abgeleitet sind, bearbeitete OTGO in
einer zweiten Werkgruppe Illustrationen zu der „Geheimen Geschichte
der Mongolen“, die vor ca. 800 Jahren verfasst wurde. Sie ist das älteste
und bedeutendste Literaturwerk der Mongolen, Mythos, Epos und Chronik
zugleich. Mit seinen Miniatur-Illustrationen wollte OTGO dieses
wichtige Werk für alle Altersgruppen seiner Kultur einfacher lesbar machen. Seine
dritte und bis sich heute sehr komplex entfaltende Werkgruppe, die mit der
Entstehung des großformatigen Bildes „HUN“ (2010 – 2012) beginnt,
könnte man mit dem Titel „Paradiesbilder“ umschreiben. „HUN“ ist ein
All-Over-Painting aus annähernd 12.000 miteinander verwobenen Menschen
und Tieren, gestaltet als ein panoramaartig verdichteter, vibrierender
Mikrokosmos. Menschen und Tiere sind miniaturhaft- individuell
gezeichnet, verschmelzen im Bild in einer farbenfrohen bewegungs-suggestiven
Gesamtkomposition, zu einem Spiegelbild der an Harmonie
orientierten mongolischen Kultur. OTGOS Bilder lassen uns in malerisch
ausdrucksvoller Sprache eine Vorstellung vom Gleichklang zwischen
Mensch und Natur in einer von der Zivilisation teilweise noch unberührten
Welt spüren. Und
nun sieht OTGO diese ursprünglich paradiesische Welt extrem gefährdet.
Seine „Paradiesbilder“ wandeln sich in einigen neueren Werken zu
„Allegorien des verlorenen Paradieses“, zu warnenden Bildwelten eines einst
natürlichen Kosmos, der im Begriff ist, in sein Gegenteil, in eine von Zerstörung
und Traurigkeit bestimmte Welt umzuschlagen. Die Pinguine dienen OTGO
dabei als Symbolfiguren einer gefährdeten Tierwelt und als Botschafter
seines Engagements für einen bewussteren und vorsichtigeren Umgang mit
Umweltverschmutzung und Erderwärmung. „Den Pinguinen auf der
Antarktischen Halbinsel schmilzt das Eis unter den Füßen
weg. Einige Kolonien sind bereits um 60 Prozent geschrumpft. An manchen
Stellen in der Antarktis erwärmt sich die Erde fünfmal so stark wie im
Durchschnitt des Planeten. Selbst in 3000 Metern tiefe wird es wärmer."
Eines
der zentralen Werke dieser jüngsten Werkserie mit dem Titel "Antarktis
Panorama" zeigt eine Pinguinkolonie mit ca. 20.000 Tieren im einst mit
„ewigem Eis“ bezeichneten antarktischen Lebensraum. Das 300 x 900 cm
große Panoramabild besteht aus 12 gleichgroßen Einzelbildern in der Größe
von je 150 x 150 cm. Gegenüber den zuvor geschaffenen Arbeiten,
die sich meist durch eine hohe Präzision an Einzelformen, virtuell
bewegten Gesamtkompositionen und kontrastreichen koloristischen Formstrukturen
ausweisen, zeigt „Antarktis Panorama“ eine Konzentration der
Gesamtkomposition auf die natürlichen Verhaltensstrukturen der Pinguine: Individualverhalten, Familienbildungen, Massenversammlungen, Wanderungen, Bewegungsformationen. OTGO hat sich intensiv mit den Verhaltensformen
und der brutalen Dezimierung der Pinguinpopulation seit der
Industrialisierung beschäftigt und verbindet nun in seinem großformatigen
Werk seine Erfahrungen und subjektiven Empfindungen mit einer
gesellschaftspolitischen Botschaft. Die
Größe des Bildes deutet auf die für den Künstler gewonnene Bedeutung
des Themas hin. Gegenüber früheren Tierzeichnungen in seinen
Arbeiten wirken die Binnenzeichnungen der Pinguine weicher und malerischer,
zeigen sie eine Art „Vermenschlichung“. Das Weiß der Eislandschaft
verbindet sich mit den vom Sonnenlicht gelb gefärbten Weißen
Bäuchen der Pinguine zu einer impressionistischen Gesamtkomposition,
die das harmonische Zusammenspiel der natürlichen Elemente
mit den Tieren zelebriert. Um seiner Traurigkeit Ausdruck zu verleihen
überzog OTGO die Leinwand am Schluss mit vertikal fließenden weißen
Linien, die die gesamte Gestaltung mit einem netzartigen Tränenschleier
überlagern. Mit
„Antarktis Panorama“ schuf OTGO ein Werk, das in einer virtuosen Malerei ein
gesellschaftlich hochbrisantes Thema symbolhaft zum Ausdruck
bringt. Aufgrund der für den Künstler typischen Kombination an zeichnerischen,
malerischen und koloristischen Mittel in Verbindung mit dem großen
Format kann man bei diesem Bild von einem modernen Denkmal für
den Schutz der Natur sprechen.
J.
Erdenetsetseg Die
Zeitung Unuudur („Heute“) vom 22. Dez. 2015 in Ulaanbaatar, Mongolei Der
in Deutschland lebende Künstler E. Otgonbayar
erhebt seine Stimme im Kampf gegen den globalen Klimawandel, indem er
mit Pinsel und Farbe 20.000 Pinguine zu neuem Leben erweckt. Sein neun
Meter breites und drei Meter hohes Gemälde kommentiert er mit folgenden
Worten: „Der Klimawandel führt dazu, dass Pflanzen- und Tierarten
aussterben, von der Erde verschwinden als erste Opfer menschlichen
Fehlverhaltens. Doch die Menschheit ist in ihrer Existenz ebenfalls
bedroht; mit dem Eis wird auch sie nach und nach fortschmelzen. Mich
schmerzt es zu sehen, wie die Natur leidet, und von diesem Schmerz
spricht mein Antarktis-Panorama.
detail: Antarctic Panorama Penguins
Die
Arbeit an diesem Bild, das ich im Mai 2015 begonnen habe, ist im
Wesentlichen abgeschlossen. Zuvor hatte ich mich ziemlich intensiv mit
dem Thema Klimawandel beschäftigt, hatte aber nicht unbedingt vor, so
etwas zu malen. Dann waren es die Pinguine, die mich dazu brachten.
Ihre Geschichte ist so tragisch, dass sie sich nur in schwarzen Tönen
darstellen lässt.
Die
Pinguinbestände sind in den letzten zweihundert Jahren immer stark
zurückgegangen. Die Statistik besagt, dass es von den Kaiserpinguinen
heute weltweit nur noch vierzig Kolonien gibt, von denen jede einige
Hundert bis einige Tausend Mitglieder zählt. Und so kam ich eines Tages
auf die Idee, eine weitere Kolonie Kaiserpinguine zu erschaffen, die
einundvierzigste. Sie sollte 20.000 Mitglieder haben.
Die
Menschheit hat sich an den Pinguinen schwer versündigt. Anfang und
Mitte des 19. Jahrhunderts wurden massenhaft Seehunde, Wale,
Seeelefanten und ähnliche Tiere gejagt. Es gab Massaker, die sich
beinahe mit den Tragödien des ersten und des zweiten Weltkriegs
vergleichen lassen. Die Pinguine blieben zunächst unbeachtet, denn ihr
Fleisch galt als ungenießbar und ihre Haut als zu hart für eine
Bearbeitung. Als man aber herausfand, dass das Fett der Pinguine nicht
erstarrte, eine Eigenschaft, die auch das damals gebräuchliche Lampenöl
auszeichnete, begann man, die armen Tiere – im wahrsten Sinne des
Wortes – auszupressen. Oder man verwendete sie lebendigen Leibes als
Brennstoff.
Die
mit Tausenden erlegter Seehunde, Wale usw. schwer beladenen
Schiffeverbrauchten gewaltige Mengen von Kohle. Das war nicht nur
teuer, die mit Kohle beheizten Schiffe waren auch zu langsam. Wenn man
also die Öfen mit lebenden Pinguinen heizte, hatte man einen guten
Brennstoff und sparte gleichzeitig Kohle. Offiziere und Matrosen jener
Zeit berichteten, dass auf ihrem Schiff im Durchschnitt 700 Tiere pro
Tag verheizt wurden. In einem solchen Bericht heißt es: 'Die Pinguine
machen ohnehin viel Geschrei. Wenn wir einen, der noch lebte, ins Feuer
warfen, schrie er ungefähr eine Viertelstunde gottsjämmerlich, bis er
tot war. Dann warfen wir den nächsten in den Ofen.'
Noch
schlimmer wurde es, als irgendjemand auf den Gedanken kam, Pinguinfett
als Lampenöl zu nutzen. Auf den Macquarie-Inseln wurden vor allem
Haubenpinguine verarbeitet. Aus einem Haubenpinguin konnte man 250 g
Fett gewinnen. 4.000 Tiere ergaben eine Tonne Fett, gehandelt zu nur
achtzehn Pfund Sterling. Wie aus einem Bericht hervorgeht, wurden die
armen Tiere, jämmerlich schreiend, über eine Rampe getrieben, von wo
aus sie in einen Kessel mit siedendem Öl fielen. Dort wurden sie lebend
gekocht. Berichten zufolge wurden auf diese Weise täglich 4.000 – 6.000
Pinguine verarbeitet. In einer Saison waren es rund 150.000, und das
siebzig Jahre lang. Angesichts solcher Zahlen begreift man das Ausmaß
menschlicher Schuld gegenüber diesen Tieren. Tierschützer erreichten
schließlich, dass diesen Grausamkeiten ein Ende bereitet und die Fabrik
1918 geschlossen wurde.
detail: Antarctic Panorama Penguins
Das
ist die wahre Geschichte der Pinguine, die dazu verurteilt wurden, das
dunkle Europa zu beleuchten – als lebende Fackeln gewissermaßen. Ob man
will oder nicht, man bekommt Mitleid mit diesen Tieren, man möchte
ihnen helfen, etwas für sie tun. Aus diesem Gefühl heraus entstand das
Antarktis-Panorama, mein Pinguin-Bild. Heute bin ich zu einem Gespräch
mit Frau S. Oyuun
eingeladen, die Mitglied des mongolischen Parlaments ist. Es geht
darum, wie sich Künstler mit den Mitteln ihrer Kunst im Kampf gegen den
Klimawandel in der Welt Gehör verschaffen können.
Ich erinnere mich gut
an den Tag, an dem ich zum ersten Mal etwas über das Schicksal der
Pinguine las. Ich war wie gebannt, und als ich plötzlich hinter mir ein
Geräusch hörte, erschrak ich furchtbar. Da erst wurde mir bewusst, dass
ich weinte. Ich hatte drei Nächte lang Albträume. Es ist wirklich eine
traurige Geschichte, das mit den Pinguinen.“