vor allem bei den Burjaten, und nicht selten soll es vorgekommen sein, dass der himmlische Verwandte ihnen ein Zeichen gab, dass sie Schamane werden sollten. Die Seelen der meisten Menschen schließen sich den Totengeistern oder Dämonen an, aus denen sich die unterste Ebene des schamanistischen Pantheons rekrutiert. Sie verteilen sich auf viele Untergruppen, die als ad, čötgör, boroldoj, elee, albin, Chölčin usw. bezeichnet werden. Dämonen halten sich gern in der Nähe von Begräbnisstätten auf, an Wegkreuzungen, in verlassenen Jurten und Gebäuden und anderen unheimlichen Orten. Nachts werden sie aktiv. Sie streifen umher, reiten auf Pferden, machen Feuer und bringen die Menschen mit Irrlichtern vom Wege ab, sie erschrecken die Menschen, vor allem kleine Kinder, und treiben ihre Scherze mit ihnen. Aber sonst tun ihnen meistens nichts.Die Seelen von sehr armen Menschen, die zeitlebens Hunger und Not leiden mussten, müssen dieses Los bedauerlicherweise auch nach ihrem Tode weitertragen. Im Unterschied zu vielen anderen Totengeistern erscheint diese Gruppe den Menschen in Lumpen und zu Fuß. Sie haben ständig Hunger und suchen irgendetwas zu essen. Sie lecken die Suppenkessel, die Essschalern und Löffel der Menschen ab, gelten aber ansonsten als harmlos. Gefährlicher sind die Wassergeister, die Seelen von Ertrunkenen, die nur darauf erpicht sind, den Menschen Schaden zuzufügen, sie zu ertränken. Gefährlich sind auch die Seelen von Geisteskranken. Sie sind unberechenbar und grundsätzlich böse.
Auch die Seelen von Frauen, die keine Kinder geboren haben, oder von jungen Mädchen, die gestorben sind, ohne das Glück der Liebe kennengelernt zu haben, gelten als gefährlich. Man glaubt vielfach, dass sie es sind, die Kinderkrankheiten verbreiten. Eine Gruppe von ihnen sind die muu šuvuu. Man sagt, dass sie nachts einsamen Wanderern in Gestalt schöner Frauen erscheinen, die statt Lippen einen langen roten Schnabel haben. Vor allem junge Männer überfallen sie gern und saugen ihnen das Gehirn aus, nachdem sie ihm mit ihrem Schnabel den Schädel aufgehackt haben.Besondere Angst haben die Mongolen davor, dass die bösen Geister den Kindern etwas antun könnten. Da gibt es z.B. die anachaj (bei den Burjaten), die besonders gern Kinder unter 7 Jahren in ihre Gewalt bringen. Sie sehen aus wie Menschen, haben aber nur ein Auge auf der Stirn. Sie können sich in Hunde und Katzen verwandeln. Sie leben, für gewöhnliche Menschen unsichtbar, irgendwo im Ail, und man kann sie nur sehr schwer und nur mit Hilfe eines Schamanen vertreiben. Furcht haben diese Geister vor allem vor Feuer, Hagebuttenzweigen, Weihrauch, Gewehrschüssen und dem Lärm von Eisen. Das Unangenehme ist, dass ein vertriebener anachaj sich sofort wieder eine neue Heimstatt sucht.Wie die anachaj fürchten sich auch die meisten anderen Geister vor Lärm, vorHagebuttenzweigen, vor Zweigen des Weißdorns und eines Strauches mit dem Namen Dseeren But, vor dem Uhu, aber auch vor Salz, d. h. eigentlich vor dem knackenden Geräusch, das man erzeugen kann, wenn man Salz auf dem Feuer erhitzt. Der Schamane nutzt dieses Wissen, um die Geister zu vertreiben, indem er z.B. mit Hagebuttenzweigen einem Neugeborenen auf das Wickeltuch schlägt oder am Eingang einer Jurte, in der eine Wöchnerin liegt, solche Zweige befestigt. Wenn eine Frau ein Kind bekam, war es früher üblich, dass alle Frauen des Ails mit Töpfen, Kellen und anderen Eisengeräten einen Höllenlärm veranstalteten, um eventuelle Geister zu vertreiben.
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