Info: Turkvölker
Die
Turkvölker, Türkvölker, türkischen Völker, Türken sind eine vor allem
im eurasischen Großraum lebende und Turksprachen sprechende
ethno-linguistische Gruppe[1]. Die schätzungsweise 130 bis 150
Millionen türkischsprachigen Menschen[2] leben heute vor allem in
Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, Turkmenistan, Usbekistan und
der Türkei. Trotz der weiten geographischen Streuung bestehen
zwischen den einzelnen Turkstaaten und Turkvölkern kulturelle und
historische Gemeinsamkeiten, die größte stellt die Sprache dar. Die
Turksprachen stehen sich in Struktur, Grammatik und Wortschatz
teilweise sehr nahe. Sie gehören dem Sprachbund der altaischen Sprachen
an, der früher auch als Sprachfamilie angesehen wurde. Die im 19.
Jahrhundert entstandene politische und kulturelle Bewegung, die auf die
Gemeinsamkeit der Turkvölker zielt, heißt Panturkismus. Die
Wissenschaft, die sich mit den Sprachen, der Geschichte und den
Kulturen der Turkvölker beschäftigt, ist die Turkologie. Namensherkunft „Türke“
ist ursprünglich der Name eines Nomadenvolkes, das sich selbst Türk
nannte und im 5. Jahrhundert zwischen Irtysch, Oghusen und Jenissei
entstand und von den Chinesen T'u-chueh, Tu-küe oder Tür-küt genannt
wurde, der so viel bedeutet wie „die Mächtigen“. Der Terminus Türke
wurde zum ersten Mal als offizielle Bezeichnung im 6. Jahrhundert
verwendet. Sie beschrieb den politischen Staat der Göktürken. Die
Etymologie des Wortes Türk ist unklar. Die Wissenschaft bezeichnet die
frühen Türken vor der Zeit von 552 n. Chr. als gök türk
(Himmelstürk(en) bzw. Blau-Türk(en)) aber auch kök türk
(Grund/Wurzel/Basis Türke(n)).[3] Ursprung der Turkvölker Der
Ursprung der Turkvölker ist nicht bekannt. Die Türken betraten erst ab
dem 6. Jahrhundert n. Chr. auf eine unbestreitbare Weise die
Geschichtsbühne. Einige Historiker betrachten die Xiongnu als die
Vorfahren der türkischen und der mongolischen Völker. Diese Hypothese
konnte bislang nicht belegt werden.[4] Nach Josef Matuz reichte die
Urheimat der Turkvölker im Norden über den Baikalsee hinaus ins heutige
Sibirien hinein, im Westen sei sie von Altai und Sajangebirge, im Osten
von den Bergen des Tian Shan und im Süden vom Altungebirge im heutigen
Xinjiang umgrenzt.[5] Je nachdem, welche Vorfahren herangezogen
werden, unterscheidet sich die Datierung der türkischen Geschichte.
Einige Forscher glauben, dass die Hunnen (bzw. die früher mit ihnen
gleichgesetzten Xiongnu) zu den direkten Vorfahren zählen. Das lassen
zumindest einige der in anderen Sprachen überlieferten Eigennamen
vermuten. Die Hunnen selbst haben keine Schriftfunde hinterlassen. Dies
gilt auch für die früher mit den Hunnen gleichgesetzten Xiongnu, die in
den chinesischen Quellen 400–200 v. Chr. zum ersten Mal erwähnt werden.
Durch Erzählungen, Sprichwörter und Geschichten der älteren
turkstämmigen Menschen kann man jedoch darauf schließen, dass man hier
mehr oder weniger über die Vorfahren der heutigen Turkvölker spricht.
Andere Forscher wie Prof. Josef Matuz weisen auf die Schwierigkeit mit
der Zuordnung der Hunnen zu den Turkvölkern hin: "Hypothesen, wonach
die europäischen oder die asiatischen Hunnen, letztere in den
chinesischen Annalen unter der Bezeichnung Xiongnu erwähnt, Türken
gewesen seien, lassen sich mangels Überlieferung nicht nachweisen. Das
gleiche gilt für die Juan-Juan, die asiatischen und auch für die
europäischen Awaren."[6] Der Turkologe Michael Weiers geht davon
aus, dass im heutigen Nordchina Ende des 3. Jahrhunderts verschiedene
Stämme auftauchten, die er als Urtürken bezeichnet. Um diesen Kern
gruppierten sich mehrere andere Stämme. Nach griechischen, persischen
und chinesischen Quellen hielten sich damals dort folgende bedeutenden
Stammesverbände auf: Xiongnu-Hu (sogenannte östliche „Hunnen“), die
Tab'a, die hunnischen Xia und die türkischen und protomongolischen
Rouran.[7] Das Volk der Türken war in Stammesverbänden (alttürkisch
bodun) unterteilt. Die einzelnen Stämme benannten sich nach dem Urahn
des Stammesführers. So gibt es eine Vielzahl von Turkvölkern mit
unterschiedlichen Bezeichnungen wie z. B. Chasaren, Köktürken (auch
bekannt als Göktürken), Oghusen, Turkmenen, Türken, Uiguren und Usbeken. Geschichte Die
ersten Reiche der Turkvölker stellten lose Verbünde von verschiedenen
Turkstämmen dar, die durch gemeinsame Interessen zusammengehalten
wurden. Der Grund für den Zusammenschluss der einzelnen Nomadenstämme
und deren Westwanderung war möglicherweise die ständige Suche nach
Weideland und Wasser. In der Ursprungsheimat der Turkvölker lebten
noch diverse andere Steppenvölker, die das Reich der Chinesen
bedrohten. Kaiser Shi Huang Ti ließ angesichts dieser Bedrohung die
Große Mauer bauen, um den mächtigsten unter diesen Völkern, den
Xiongnu, den Weg in die fruchtbaren Gebiete in China zu versperren, was
auch gelang. Das erste Reich der Türken, das durch schriftliche Quellen
gestützt wird, war das Reich der Göktürken. Es hatte von 552 bis 745
Bestand und stellte einen losen Verband von Turkstämmen dar. Es
erstreckte sich von der chinesischen Grenze bis zum Kaspischen Meer.
Die Geschichte des Reiches wurde in den Orchon-Runen für die Nachwelt
festgehalten. In westlichen Quellen werden die Türken das erste Mal
beim spätantiken Geschichtsschreiber Theophanes von Byzanz (spätes 6.
Jh.) erwähnt. Nach der Zerschlagung des mongolischen
Schuschan-Reiches wurde das Göktürken-Reich im Jahre 552 n. Chr. durch
Bumin Kaghan gegründet. Das Reich reichte vom Chingangebirge bis nach
Transoxanien. Erstmals taucht in dieser Zeit die Erwähnung des Namens
Türke auf. Die Chinesen bezeichneten mit T'u-küe oder Tür-küt
(deutsche Übersetzung: die Mächtigen) die turksprachigen Völker in
ihrer Gesamtheit als Türken. Das Reich schloss mit den Sassaniden in
Iran einen Bündnis gegen die Hephthaliten. Nach der Zerschlagung der
Hephthaliten (um 560) stritten sich die ehemaligen Bündnispartner über
die Aufteilung der Beute.[8] Das Reich der Göktürken zerfiel nach
kurzer Zeit in einen westlichen und einen östlichen Teil und wurde
schließlich von mittelasiatischen Turkvölkern zerstört.[6] 744 n.
Chr. ersetzte das Reich der Uiguren das Reich der Göktürken. Die
Uiguren waren das erste Turkvolk, das in seiner Gesamtheit eine
Hochreligion annahm. Zuvor waren sie wie alle anderen Turkvölker
Anhänger des Tengrismus. 762 n. Chr. traten sie zum Manichäismus
über.[9] Die Uiguren wurde ihrerseits von dem Turkvolk der Kirgisen
aus ihrem Reichsgebiet vertrieben. Nach ihrer Vertreibung errichteten
die Uiguren zwei Reiche, im Tarimbecken und in China. Das Reich im
heutigen Turkestan wurde 1028 n. Chr. von den Tanguten, einem
tibetischen Volk, vernichtet.[9] Die Chasaren, ein anderes Turkvolk,
errichteten zwischen dem 7. und 11. Jahrhundert n. Chr. in Südrussland
ein Reich. Die Herrscherschicht bildeten Türken, die
Bevölkerungsmehrheit rekrutierte sich aus einem Oguren-Volk.[10] Die
Karachaniden bildeten das erste Turkvolk, das im 10. Jahrhundert zum
Islam übertrat. 999 n. Chr. eroberten sie Buchara und stürzten die
Samaniden. Im 12. Jahrhundert wurde ihr Reich wiederum von den
mongolischen Kara Kitai zerstört.[11] Nach der Ausbreitung des Islam
im 8. Jahrhundert in Mittelasien wurden viele Türken zum Islam
bekehrt.[12] Eine zentrale Rolle spielte dabei der Dschihad der
Samaniden gegen zentralasiatische Nomaden, welcher jedoch im Kern
politisch motiviert war und der Vergrößerung der eigenen Armee gedient
hat. Die ersten muslimischen Türken waren – mit wenigen Ausnahmen –
konvertierte Militärsklaven im Dienste der Samaniden und später der
abbasidischen Kalifen. So kam es auch, dass das erste von einem
muslimischen Türken gegründete Großreich aus den Reihen jener
Militärgeneräle hervorging: die Sultane von Ghazna. 961 n. Chr.
gelangte Alp Tigin, ein ehemaliger Militärsklave im Dienste der
Samaniden, an die Macht und löste den verstorbenen Herrschers Abd
al-Malik in Balch im persischen Chorasan als regionalen Fürst ab. In
Zabul errichtete er ein kleines Fürstentum, welches später unter seinem
Nachfolger expandieren sollte. Als eigentlicher Begründer der Dynastie
gilt jedoch sein Sohn Mahmud (989-1030). Obwohl die Ghaznawiden
ethnische Türken waren, lassen historische Dokumente und Biographien
jedoch stark daran zweifeln, dass sie sich selbst auch als solche
gesehen haben. Als persischsprachige Familie, die auch kulturell von
der einheimischen Bevölkerung Chorasans assimiliert worden war, waren
die Ghaznawiden der Anfang eines kulturellen Phänomens innerhalb der
muslimischen Gesellschaft, welches erst mit dem Siegeszug der späteren
Osmanen (s. u.) sein Ende fand: Nachkommen nomadischer Turkstämme
wurden zum Islam bekehrt, übernahmen daraufhin die persische oder
arabische Sprache und verbreiteten nun selbst diese Kultur in andere
Regionen (Indien, China, Anatolien). [13] Die gefährlichsten Feinde der Ghaznaviden waren wiederum eine türkische Dynastie, die Seldschuken.[12] Als
die Araber Transoxanien eroberten, gerieten einige turkische Stämme
unter arabische Gefangenschaft. Fortan dienten sie den abbasidischen
Kalifen als Sklaventruppen.[11] Die Mamelucken, überwiegend türkische
Militärsklaven, rissen in Ägypten die Macht an sich und herrschten fast
300 Jahre lang, bis sie von den ebenfalls türkischen Osmanen
unterworfen wurden. Die heutigen Türken in der Türkei sehen sich
selbst als Nachkommen jener osmanischen Türken. Diese wiederum waren
Angehörige der sogenannten Westtürken der Oghuz. Der Ursprung der
Oghusen liegt in der heutigen Mongolei. Während der Herrschaft der
türkischen Seldschuken über große Gebiete in Anatolien wanderten aus
dem Osten türkische Stämme nach Anatolien ein.[14] Die Osmanen waren
ursprünglich ein kleiner turkmenischer Stamm, dem der Sultan der
Rum-Seldschuken ein kleines Fürstentum (türk. Beylik) an der Grenze zum
Byzantinischem Reich überließ. Kultur Die
Kulturen, traditionellen Wirtschaftsformen und Lebensweisen der
Turkvölker sind vielfältig, und ihre Geschichte ist vielschichtig. Schrift und Sprache Die
Turkvölker benutzten ab Mitte des ersten Jahrtausends ihre eigene
Schrift, wie die Orchon-Inschriften oder das Uighuren-Alphabet
beweisen. Letzteres stellt in der späteren Version eine modifizierte
Schreibweise der arabischen Schrift dar. Die Turksprachen werden in vier Gruppen eingeteilt[15]: - Die südwestliche Gruppe (oghusisch):
- Aserbaidschan-Türkisch (Republik Aserbaidschan, Südaserbaidschan im Iran),
- Gagausisch (Moldawien, Ukraine, Rumänien, Bulgarien),
- Türkei-Türkisch (Türkei, Balkan, Irak), Turkmenisch (Turkmenistan, Afghanistan, Iran),
- südoghusische Dialekte (Iran).
- Die nordwestliche Gruppe (kyptschakisch):
- Baschkirisch (Baschkirien/Russland),
- Karaimisch (Litauen, Ukraine, Polen),
- Karakalpakisch (Usbekistan),
- Karatschaisch-Balkarisch (Kaukasus),
- Kasachisch (Kasachstan, Xinjiang/China),
- Kirgisisch (Kirgisistan, Xinjiang/China), Krimtatarisch (Krim, Usbekistan),
- Kumückisch (Kaukasus),
- Nogaisch (Kaukasus),
- Tatarisch (Tatarstan/Russland)
- Die südöstliche Gruppe (Türki-Gruppe):
- Uigurisch (Xinjiang/China),
- Usbekisch (Usbekistan),
- Die nordöstliche Gruppe (sibirische):
- Altaisch („Oirotisch“, Altai),
- Chakassisch (Chakassien),
- Dolganisch, West-Yugurisch (Gansu/China),
- Schorisch, Tofalarisch („Karagassisch“),
- Tschulymisch,
- Tuwinisch (Tuwa, Xinjiang/China),
- Jakutisch (Jakutien)
Religion Heute
sind die meisten Angehörigen der Turkvölker Muslime, die Mehrheit
wiederum Sunniten und Schiiten. Aber es gibt unter ihnen auch
Angehörige anderer Religionen wie z. B. naturreligiöse Schamanisten,
Buddhisten, Juden und Christen. Die Welt der Nomaden - Türkische Stämme Die
Gesellschaft der Türkvölker war bis vor kurzem im Wesentlichen in
Stämme gegliedert - mit Ausnahme des osmanischen Reichs,
Aserbaidschans, der mittleren Wolga und der Oasenkulturen in Turkistan.
In der frühen osmanischen Phase spielten Stammeselemente eine
prominente Rolle, doch verschwand ihre politische und soziale Rolle
fast vollständig. Dennoch fehlt diese Lebensweise nicht gänzlich in der
heutigen Türkei. Von besonderer Wichtigkeit war der Führer eines
Stamms oder einer Stammesvereinigung. Wenn Nomaden aus Eurasien die
Steppenregion verließen und im Nahen und Mittleren Osten ankamen,
restrukturierten sie sich oft. Die Rolle des Führers wurde um so
wichtiger bezüglich des Identifikationsgefühls der Gruppe, was
Stammesnamen refklektieren. Die Osmanen (Osmanlı) waren die „Männer des
Osman“. Der führende Stamm oder Clan gab meist seinen Namen der
gesamten Konföderation. Bei Zerfall dieses Gemeinwesens übernahm die
Konföderation den Namen des neuen Führerclans oder die früheren
Clannamen erschienen wieder. Stammesnamen aus vorislamischer und
vor-dschingisidischer Zeit zeigten verschiedene Muster auf. Im
Allgemeinen sind folgende Muster festzustellen: geografische Verweise
(z. B. Yış kizi), Nomaden/Wanderer (z. B. Qaçar, Yörük), nomadische
Angreifer (z. B. Qazaq, Yağma), Zahl der Bestandselemente (z. B. Toquz
Oğuz), ein Teil oder ein Überbleibsel eines Volkes (z. B. Qırıq,
Kesek), auf Titel basierende Namen (z. B. Yula, Çor), Gehorsamkeit oder
Friedfertigkeit (z. B. Çuvaş, Uygur), Gewalt, Gewalten der Natur (z. B.
Qarluq), Stärke, Kraft, Tapferkeit, Angriffslust (z. B. Salğur, Qınıq),
Berühmtheit, Reichtum (z. B. Bayaut). Die Entstehungen der
Stammesnamen sind nicht klar. Lange wurde angenommen, dass Clannamen
auf einen namensgebenden Vorfahren zurückgehen. Das scheint allerdings
nicht das Namensmuster früher Stammeskonföderationen gewesen zu sein.
Erst als die türkischen Stämme unter starken islamischen und
mongolischen (dschingisidischen) Einfluss kamen, erscheinen Stammes-
oder politische/dynastische Namen nach dem Muster eines namensgebenden
Vorfahren: Selçuk, Nogay, Osmanlı, Çağatay. Einige Namen hatten
totemische Wurzeln.[16] Räumliche Verbreitung Die
Gesamtheit der Angehörigen der Turkvölker wird heute auf ca. 150
Millionen Menschen geschätzt. Ihr Siedlungsgebiet reicht vom Balkan,
über den Vorderen Orient, Zentralasien, Russland, Iran, China und
Mongolei. Daneben gibt es bedeutsame Bevölkerungsgruppen in Westeuropa,
Australien und den USA, die in der neueren Zeit dort hin immigriert
sind. Geschlossene turksprachige Gebiete bestehen in Turkestan
(Turkmenen, Usbeken, Uiguren, Kasachen, Karakalpaken, Kirgisen),
Anatolien (Osmanen bzw. „Türkei-Türken“) und Aserbaidschan. Viele
Turkvölker leben verstreut im Wolgagebiet (Wolgabulgaren, Baschkiren,
Tataren, Tschuwaschen), auf der Krim (Krimtataren) und im
Kaukasusgebiet (Nogaier, Kumyken, Karatschaier, Balkaren). In
Bessarabien (Moldawien bzw. Moldau) lebt der christlich-orthodoxe
Volksstamm der Gagausen. Gegenwärtig existieren sechs turksprachige
Länder: Aserbaidschan, Kasachstan, Kirgisistan, Turkmenistan, Türkei
und Usbekistan. Die Türkische Republik Nordzypern wird nur von der
Türkei und Bangladesch diplomatisch anerkannt. Daneben gibt es mehrere
autonome Turkrepubliken und -regionen in der Russischen Föderation:
Republik Altai, Baschkortostan, Tschuwaschien, Dagestan, Chakassien,
Karatschai-Tscherkessien, Tatarstan, Tuwa und Sacha. Jede dieser
autonomen Turkrepubliken besitzt ihre eigene Flagge, ein eigenes
Parlament, eigene Gesetze und eine offizielle Staatssprache. Zwei
autonome Regionen existieren darüber hinaus in China und Moldawien.
Xinjiang, auch bekannt als „Ostturkestan“, wird zu einem großen Teil
von einem Turkvolk bewohnt. Die autonome Region Gagausien liegt im
Osten von Moldawien an der Grenze zur Ukraine. Zu
Verbreitungsgebieten ohne Autonomie zählen Gebiete im Iran, Nord-Irak,
Georgien, Bulgarien, Griechenland, Mazedonien, Tadschikistan,
Afghanistan und im Westen der Mongolei. Die Türken bilden das
zahlenmäßig größte Turkvolk, dann folgen die Aserbaidschaner. Trotz
der weiträumigen Besiedlung bestehen zwischen den einzelnen Turkstaaten
und Turkvölkern kulturelle und historische Gemeinsamkeiten, die größte
stellt die Sprache dar: Das Türkische der Türkei steht dem der meisten
Turkvölker nahe.[17] Sprachlich bildeten und bilden die Turkvölker
trotz der weiten Ausdehnung ihres Lebensraumes – bei Berücksichtigung
zahlreicher Eigentümlichkeiten der Turksprachen – insofern eine
Einheit, als auch heute die Türkei-Türken in den ethnischen und
sprachlichen Kontext der Turkvölker insgesamt gestellt werden
können.[18] Während der Westwanderung der Turkvölker haben diese
sich mehreren Reichen angeschlossen und später auch selbst mehrere
Reiche gegründet. Die autochthone, unterworfene Bevölkerung wurde dabei
in manchen Fällen kulturell assimiliert. Colin Renfrew spricht in
diesem Zusammenhang von einem élite dominance process, bei dem eine
siegreiche Minderheit ihre Sprache und zum Teil auch ihre Kultur auf
die unterworfene Mehrheit überträgt. Viele Türken wurden aber auch
selbst assimiliert und gingen in anderen Kulturen und Sprachgruppen auf. Einzelnachweise
- ↑ Peter B. Golden An Introduction to the History of the Turkic Peoples, S. 1
- ↑ [1] im Internet Archive
- ↑ vgl. M. Weiers: Kök-Türken, 1998 (PDF)
- ↑ Klaus Kreiser: Kleine Geschichte der Türkei. Stuttgart 2003, S. 20
- ↑
Josef Matuz, Das Osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte, 5.
Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, S. 9 und
323
- ↑ a b vgl. J. Matuz, 1996, Seite 9
- ↑ vgl. M. Weiers: Türken, Protomongolen und Prototibeter im Osten, 1998 (PDF)
- ↑ vgl. M. Weiers: Kök-Türken, 1998 (PDF)
- ↑ a b vgl. J. Matuz, 1996, Seite 10
- ↑ vgl. J. Matuz, 1996, Seite 11
- ↑ a b vgl. J. Matuz, 1996, Seite 12
- ↑ a b vgl. Lindenmuseum – Der lange Weg der Türken
- ↑ vgl. Encyclopaedia Iranica: "Ghaznavids" (Online-Version)
- ↑ vgl. World Civilizations- The origins of Ottomans Richard Hooker
- ↑ vgl. Turkologie, Gutenberg-Universität
- ↑
Peter B. Golden An Introduction to the History of the Turkic Peoples,
S. 3-6; Verweise von Golden auf Gy. Nemeth A honfoglaló magyarság
kialakulása, Budapest 1930, S. 18, 32-50, 71-72 und İbrahim Kafesoğlu
Türk Bozkır Kültürü (Die türkische Steppenkultur), Ankara 1987, S.18
- ↑ vgl. Columbia Encyclopedia: Turks
- ↑ vgl. U. Steinbach, 2003, Seite 8
Literatur
- Carter Vaughn Findley: The Turks in World History, Oxford Press 2005, ISBN 0195177266
- Peter
Benjamin Golden: An Introduction to the History of the Turkic Peoples:
Ethnogenesis and State-Formation in Medieval and Early Modern Eurasia
and the Middle East, Wiesbaden 1992, ISBN 3-447-03274-X
- Dschalal
Mamadow, Vougar Aslanow: Turan. Geheimnisvolles Reich der Turkvölker.
In: Wostok, Informationen aus dem Osten für den Westen. Berlin. Heft
2/2003, S. 75–77; Abstract: [2]
- Josef Matuz: Das Osmanische Reich – Grundlinien seiner Geschichte. Darmstadt 1996, ISBN 3-89678-010-7
- K. Heinrich Menges: The Turkic Language and People, Wiesbaden 1968
- Colin Renfrew: World linguistic diversity. Scientific American 270(1), 1994, S. 118
- Colin Renfrew: Archaeology and language: the puzzle of Indoeuropean origins. Jonathan Cape, London 1987, S. 131–133
- Wolfgang-Ekkehard
Scharlipp: Die frühen Türken in Zentralasien. Eine Einführung in ihre
Geschichte und Kultur. Darmstadt 1992, ISBN 3-534-11689-5
- Udo Steinbach: Geschichte der Türkei. München 2003, ISBN 3-406-44743-0
- Bert Fragner, Andreas Kappeler (Hg.): Zentralasien. 13. Bis 20. Jahrhundert. Geschichte und Gesellschaft. Wien 2006.
Mehrbändiges Werk Philologiae Turcicae Fundamenta:
- Philologiae Turcicae Fundamenta Band I (Sprachen der Türkvölker), hrsg. Jean Deny et al., Wiesbaden 1959
- Philologiae Turcicae Fundamenta Band II (Literaturen der Türkvölker), hrsg. Louis Bazin et al., Wiesbaden 1964
- Philologiae
Turcicae Fundamenta Band III (Geschichte der Türkvölker): Hans Robert
Roemer, Berlin 2000 (= Wolfgang-Ekkehard Scharlipp: History of the
Turkic Peoples in the Pre-Islamic Period, Berlin 2000, ISBN
3-87997283-4)
Text
aus Wikipedia
(12.02.2010)
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