Gott der Liebe, Tempera auf
Baumwolle, 15,5x30cm, Jahre 2001 Die Ikonographie des tantrischen Buddhismus ordnet den transzendenten Buddhas je eine Partnerin zu und bildet das Paar in ritueller Kohabitation ab. Diese Vater-Mutter-Darstellungen, tibetisch yab-yum, sind Ausdruck der Heilssuche. Der mystische Tantrismus bedient sich unter anderem der sexuellen Symbolik, um die Verschmelzung der Gegenpole und die Lösung aller Spannungen auszudrücken. Denn das Ziel des tantrischen Buddhismus ist es, die Gegensätze der Erscheinungswelt durch die Erkenntnis die essentiellen Einheit zu überwinden und durch Erfahrung des Verschmelzens der Gegensätze im Absoluten und der Identität aller Wesen im Absoluten zur Erlösung zu erlangen. Die Darstellung hier soll im Betrachter Buddha-Kräfte erwecken. Der mystische Buddha und seine Gefährtin sind mit den Boddhissattva-Juwelen geschmückt. Er umarmt seine Yum, ihre Arme sind innig um seinen Nacken geschlungen. Ihre Nacktheit symbolisiert die transzendente Wahrheit prajna, die bar aller weltlicher Trugbilder und Täuschungen ist. Ihre Pose symbolisiert die Vereinigung der Polaritäten, die große Wonne mahasukha der Erkenntnis der All-Einheit. Diesen Versuchungen der Besessenheit nach Liebe müssen die Mönche der lamaistischen Klöster im Rahmen tantrischer Initiationsriten zu widerstehen lernen, um höhere Formen der Askese zu erreichen und in der Hierachie des Klosters aufzusteigen. Dr. Eva Gerhards, Adelhauser Museum- Museum für Völkerkunde Freiburg 2007 |