Zurag
29 ist eine einzelne Miniatur des Künstlers OtGO aus einer Serie von 10
Einzelminiaturen von 2018. Sie befindet sich in Privatbesitz.
In der wimmelbildartigen Darstellung erkennt der Betrachter in der
Nahschau zahlreiche Tiere und menschliche Figuren – Pumas, Störche oder
reiherartige Vogelwesen, Zebras, Kamele und Tiger. Auf dem Malgrund,
der mit mehreren Farbschichten aufgetragen wurde, befinden sich
blütenartige Gebilde, die an Kaffeebohnen erinnern lassen. Zahlreiche
menschliche Körper verschwimmen in Farbe und Form. Sind weiblichen oder
männlichen Geschlechts – Kinder, Erwachsene – reitend auf Zebras oder
Kamelen. Im Übrigen versteht es der Künstler Otgo, die menschlichen
Figuren jeweils nackt ohne Kleider und Haarbedeckung zu malen. Doch
warum entschied sich der Künstler für diese Darstellungsweise? Otgo
äußert sich selbst dazu wie folgt:
„Ich male die Menschen nicht als Menschen, sondern als Lebewesen“.
Er möchte die Menschen in einer wie er selbst sagt „ursprünglichen
Form“ darstellen – Gehören dazu denn nicht auch die Haare, die uns an
unsere evolutionsgeschichtliche menschliche Tradition erinnern? Diesen
Umstand lässt das Bild offen und reduziert es vielmehr auf das
Wesentliche. Ohne Ablenkung und Schnörkelei fügen sich die Figurinen in
einen Reigen, ja fast in eine tanzartige Vorstellung auf dem Bildgrund.
Die Bildfläche scheint zu verschwimmen – Was ist Vordergrund und was
ist Hintergrund? Manche Tiger und Pumas blicken nicht zum Betrachter.
Sitzend oder schreitend scheinen sie in eine (bessere?) Vergangenheit
zu blicken und kehren somit dem Betrachter den Rücken zu. Die
vogelartigen Wesen erinnern an Kraniche, die im ostasiatischen
Kulturbereich oft verwendeten Symbole für Weisheit, für ein langes
Leben oder Glück. Sind sie hier als Zeichen des Glücks zu verstehen?
Als Zeichen des Aufbruchs in eine bessere Zukunft, wenn es der Mensch
nur schaffe, endlich wieder im Einklang mit der Natur zu leben?
Hellblaue, gelbe und blassgelbe Vögel erscheinen auf rotem bis
dunkelrotem Grund. Es scheint als öffne sich eine lavaartige Erde und
sei dabei das bunte Treiben und die Arten zu „verschlingen“. Um dieses
Areal tanzt ein Reigen an menschlichen Darstellungen. Manche Figuren
betrachten das Geschehen kniend mit etwas Abstand.
Zurag 29 – eine weitere Hommage des Künstlers OtGO an den Klimawandel, der nun aktuell auch in aller Munde ist?
Ein Meisterwerk der Miniatur jedenfalls, das jeden Betrachter nicht nur
wegen seiner faszinierenden Farbgebung bestechend in seinen Bann ziehen
kann.