Erstes
Kapitel: Tschingis
Chaans (
Dschingis Khan, Chinggis Khaan, Genghis Khan )
Vorfahren
und seine Kindheit
Info:
Karakorum (Stadt)
Karakorum
auch Qara Qorum (mongolisch: schwarze Berge/schwarzer Fels/schwarzes
Geröll) ist eine Ruinenstätte am Fuße des Changai-Gebirges (Mongolei). Geographie Karakorum,
die ehemalige altmongolische Hauptstadt des von Dschingis Khan im 13.
Jahrhundert gegründeten Mongolenreiches, bildet auf einer Länge von 1,5
km eine etwa 2 km² große Stadtwüstung[1], die rund 320 km westlich von
Ulan Bator im Tal des Orchon auf der Ostseite dieses Flusses liegt. Sie
schließt sich an die Nordmauer des Klosters Erdene Zuu an. Etwas
südlich davon befindet sich die heutige Siedlung Charchorin. Im
selben Flusstal gibt es in der Nähe auch kulturgeschichtliche Zeugnisse
noch viel älterer Reiche. Dazu zählen Grabstätten alttürkischer Khane,
die Ruinen der ostuigurischen Hauptstadt Char balgas (744–840 n. Chr.)
und die der anderen Hauptstädte verschiedener Steppen- und
alttürkischer Reiche. Geschichte Gründung Spätere
Inschriften verbinden die Gründung von Karakorum mit Dschingis Khan im
Jahr 1220. Die Rekonstruktion einer solchen Inschrift auf Fragmenten
einer Stele spricht von diesem Datum und der Bestimmung dieses Ortes
für seine Residenz im Gebiet von Helin neben anderen Residenzen im
gesamten Land. Doch der Orchon war und ist die Lebensader der ganzen
Region, und an seinem Ufer lagen schon vor Dschinghis Khan die Zentren
großer vergangener Steppenreiche. Durch seine mit großer Sicherheit
jedoch nicht zufällige Ortsauswahl für eine weitere Residenz und erst
spätere Stadtgründung gerade an dieser Stelle verblieb er ganz bewusst
in der Tradition seiner Vorgänger. Die Zentren alter Mongolenreiche im
Tal des Orchon markierten für die Mongolen schon damals die Mitte der
Welt. Aufstieg Erst
unter Ugedai Khan, dem Sohn und Nachfolger Dschingis Khans entwickelte
sich Karakorum zur ersten Hauptstadt des Mongolenreiches. Von ihm wurde
die bedeutende Residenz zu einer richtigen Stadt ausgebaut und ab 1235
zusätzlich mit einer Befestigungsanlage versehen. Dieser nachfolgende
Khan wandelte dann die mongolische Raubnation unter anderem auch durch
die Einführung von Staatskanzleien und den Bau eines Khanpalastes in
dieser Stadt (1236 bis 1256) zu einem dauerhaft organisierten
Staatswesen. Für die Mongolen ist Karakorum noch heute die Keimzelle
und Geburtsstätte ihres Nationalstaates. Außerdem wurde die Stadt
auch ein religiöses Zentrum und der Ort des Staatskultes. Nachdem unter
Kublai Khan der Buddhismus zur Staatsreligion erklärt wurde, hatten die
Mongolen alles, was für die Stabilität eines großen Reiches in der
Regel unbedingt erforderlich ist: Eine Hauptstadt, eine verbindende
Schrift und eine Hochreligion. Zur Ausübung der den Nomaden bisher
unbekannten Tätigkeiten holten sich die Großkhane fremde Handwerker und
Künstler in ihr Land, vor allem aber hierher in diese neue Hauptstadt.
Die Mongolen eigneten sich die Kenntnisse der Fremden nicht an, sondern
sie ließen sie für sich arbeiten. Die fremden Handwerker und Künstler
kamen teils freiwillig zu ihnen, teilweise wurden sie jedoch auch
hierher verschleppt. Genau so geschah es auch mit dem Pariser
Goldschmied Guillaume Boucher, der 1241 in der Schlacht bei Muhi in
Ungarn in Gefangenschaft geriet und von den Mongolen nach Karakorum
gebracht wurde. Dort durfte er zwar die Stadt nicht mehr verlassen,
aber er lebte in guten Lebensverhältnissen, neu verheiratet und mit
eigenem Haus. Vom Khan bekam er den Auftrag, für seinen Palast einen
auch später von Wilhelm von Rubruk als großes Kunstwerk ausführlich
beschriebenen Silberbrunnen zu bauen, aus dessen vier großen
Silberarmen zu bestimmten Anlässen jeweils Honigmet, vergorene
Stutenmilch (Airag), Reisbier und Wein sprudelten. Blüte In
Karakorum zeigten auch die Dschinghis Khan nachfolgenden, grausam
kriegerischen und tyrannischen Khane ihr zweites, völlig andersartiges
Gesicht. Durch ihre tolerante Haltung allem Neuen und Unbekanntem
gegenüber wurde ihre Hauptstadt im 13. Jahrhundert nicht nur die
Schaltzentrale der Reichsverwaltung und ein Zentrum des Handels und
Kunsthandwerks, sondern auch zu einem Schmelztiegel unterschiedlicher
Religionen, Kulturen und Völker. Das berichtet auch der flämische
Franziskanermönch Wilhelm von Rubruk, der 1253 im Auftrag Papst
Innozenz’ IV. und König Ludwigs IX. nach Karakorum gereist war und dort
im April 1254 ankam: „Es gibt da zwei Stadtviertel, das der Sarazenen,
wo der Wochenmarkt stattfindet. Das andere ist das Stadtviertel der
Nordchinesen, die durch die Bank Handwerker sind. Ferner sind da zwölf
Götzentempel und zwei Moscheen, sowie am äußersten Ende der Stadt eine
nestorianisch-christliche Kirche.“ Nach weiteren Aussagen dieses
Besuchers stellten die Bevölkerungsgruppe der Muslime in erster Linie
die Händler und die der Chinesen die Handwerker. Außerdem lebten diese
Bevölkerungsgruppen in getrennten Bezirken. Als prächtigstes Gebäude
galt jedoch der große Palast des Khans, in dem sich der schon oben
erwähnte von dem gefangenen Goldschmied Guillaume Boucher für den Khan
geschaffene Silberbrunnen befand. Für die Versorgung der Einwohner
von Karakorum wurde außerhalb der Stadt eine intensive Landwirtschaft
betrieben. Ein von Chinesen angelegtes umfangreiches Bewässerungssystem
machte die Steppe dafür urbar. Über weitverzweigte Handelswege,
insbesondere die Seidenstraße, wurden diejenigen Güter herangeschafft,
mit denen die Bevölkerung sich nicht selbst versorgen konnte. So
entwickelte sich Karakorum auch zu einer mächtigen Handelsmetropole,
wie auch durch archäologische Funde bewiesen ist. Niedergang Den
Status als Hauptstadt des Mongolenreiches verlor sie unter Kublai Khan,
der Peking als Hauptstadt wählte. Als die Chinesen 1368 die mongolische
Yuan-Dynastie stürzten, flohen die Mongolen zurück in die nördliche
Steppe und machten Karakorum wieder zu ihrer Hauptstadt. Für sie
bestand dort die Yuan-Dynastie fort und sie nannten das ihnen nach der
Vertreibung aus Peking und China verbleibende Territorium das
„Nördliche Yuan“. Doch die wiedererstarkten Chinesen setzten in den
darauffolgenden Jahren ihre Angriffe unvermindert fort und 1388 gelang
es ihnen schließlich, auch Karakorum vollständig zu zerstören. Dennoch
behielt die Stadt ihre Bedeutung als nationales Symbol. Im Jahre 1415
beschloss eine mongolische Reichsversammlung den Wiederaufbau. Die
Stadt verfiel endgültig im späten 16. Jahrhundert und wurde zum
Steinbruch für das 1586 errichtete buddhistische Kloster Erdene Zuu,
welches nachweislich zum Teil aus den Steinen der alten Hauptstadt
aufgebaut wurde. Ausgrabungen Von
einer sowjetisch-mongolischen Expedition in den Jahren 1948/49 und in
weiteren Grabungskampagnen unter mongolischer Führung wurden Teile der
Stadt und – wie bislang vermutet – des Khanpalastes Ugedai Khans
ausgegraben. Seit 2000 graben Archäologen u.a. vom Deutschen
Archäologischen Institut Bonn zusammen mit mongolischen
Wissenschaftlern im Bereich des vermuteten Khanpalastes und des
Handwerkerviertels im ehemaligen Stadtzentrum. Mit modernsten
Methoden wurde ein digitales Geländeprofil des gesamten vermuteten
Stadtareals erstellt und nach diesen Ergebnissen ein Modell der
kompletten ehemaligen Stadtanlage erstellt [2]. Handwerkerviertel Bei
Grabungen im Handwerkerviertel wurden jeweils eine Eisenschmiede-, eine
Silber- und Goldschmiedewerkstätte, eine Bronzegießerei und je eine
Werkstätte zur Glasherstellung und Knochenverarbeitung nachgewiesen. In
diesem Areal wurde auch ein Stück der Hauptstraße mit am Rande und
innerhalb der Steinpflasterung befindlichen Dehnungsfugen aus Holz
freigelegt. Diese Fugen sollten die Volumenänderungen des steinernen
Straßenbelags bei den in der zentralasiatischen Steppe üblichen starken
Temperaturschwankungen ausgleichen. Aus Lehmziegeln gemauerte Wasser-
oder Abwasserkanäle hat man ebenfalls entdeckt. Münzfunde Funde
von Münzen der verschiedensten Länder beweisen einen regen
überregionalen Handel, wobei die auffällige Häufung von chinesischen
Münzen im bislang vermuteten chinesischen Handwerkerviertel die Lage
desselben nunmehr recht eindeutig bestätigt.
Khanpalast? Grabungsergebnisse
im Bereich des als Khanpalast vermuteten Areals konnten die bis dahin
in der Archäologie als fundiert angesehen Ausdeutungen von Kiselev
jedoch nicht bestätigen. Neue Grabungsbefunde deuten viel eher darauf
hin, dass man hier vielmehr auf die Reste des ebenfalls außerhalb des
Stadtzentrums gelegenen „Tempels des Aufstiegs der Yuan“ gefunden
hatte. Alle Fundkennzeichen stehen nach heutiger Ansicht viel eher mit
der für diesen Pavillon des Aufstiegs der Yuan Dynastie als dem ersten
Erdene kennzeichnenden sehr langen Bauzeit von 1236 bis etwa 1256 in
Übereinstimmung, deuten aber andererseits auch auf eine viel frühere
Anwesenheit buddhistischer lamaistischer Mönche als bisher vermutet. Gründungsstele Im
Fundament eines anderen alten Tempels fand man einen zweiten
mongolischen Dolmetscherstein, mit einem kurzen Text in chinesischer
Schrift auf der einen und dem gleichen Text in mongolischer Schrift auf
der anderen Seite. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts fand
man bereits weitere acht Fragmente, die alle zusammen zu einer Stele
gehören. Diese Fundstücke insgesamt lassen identische Teile eines
Textes erkennen, der in seiner vollständigen Form schon von den
„Gesammelten Werken“ des Xu Yuren (1287–1364) den Forschern bekannt
ist. Dieser Stelentext beweist erstmalig die Jahreszahl 1220 als das
Datum der Residenzbestimmung von Karakorum durch Dschingis Khan. Diese
Stele wurde dann in späterer Zeit zerschlagen und zum Bau des Klosters
Erdene Zuu in Karakorum verwendet. Kloster Erdene Zuu Das
Kloster Erdene Zuu, auch Erdeni Joo genannt, wurde 1586 vom Fürsten
Abtai Sain Khan erbaut. Innerhalb seiner quadratischen Außenmauer haben
sich auf einem großen Areal im Jahre 1870 etwa 62 Tempel im
chinesisch-mongolischen Mischstil befunden. Das Kloster war damit eines
der bedeutendsten buddhistischen Zentren Asiens. In der Zeit der
kommunistischen Regierung der Mongolei sind jedoch die meisten Tempel
vollständig zerstört worden. Einige Gebäude sind in den letzten Jahren
rekonstruiert worden, die vollständige Wiederherstellung der Anlage
erscheint auf absehbare Zeit jedoch nicht finanzierbar. Der
Innenbereich der Klosteranlage wird aktuell auf Hinweise auf den
ehemaligen Khanpalast archäologisch untersucht. Steinschildkröten In
der Nähe der genannten Klosteranlage wurden drei große steinerne
Schildkröten gefunden. Die Forscher sind sich heute sicher, dass die
Schildkröte damals das Wahrzeichen von Karakorum war. Schon in der
chinesischen Tradition hat die Schildkröte eine große symbolische
Bedeutung. Der gewölbte Panzer symbolisiert das Himmelsgewölbe und die
flache Unterseite andererseits die Erde. Außerdem ist die Schildkröte
ein männliches Symbol, das auch alle vier Himmelsrichtungen verkörpert
und als besonders langlebig angesehen wird. Die Schildkröten gelten als Überreste des Khans-Palastes. Amtssiegel Bei
Ausgrabungen in der Stadt wurde auch ein Amtssiegel mit teils
chinesischer und Phags-pa-Schrift (auch Mongolische Quadratschrift)
gefunden. Dieses Siegel beweist die Existenz der „Nördlichen Yuan“ und
ihrer Administration beispielsweise auch unter Biligtü Khan in
Karakorum vor der Zerstörung der Hauptstadt durch die Chinesen. Literatur H. Roth (Hg.): Qara Qorum-City (Mongolia). Preliminary report of the excavations 2000/2001, Bonn 2002 (englisch) E.
Becker: Die altmongolische Hauptstadt Karakorum - Forschungsgeschichte
nach historischen Aussagen und archäologischen Quellen. Rahden/W. 2007 W. Radloff: Atlas der Alterthümer der Mongolei, St. Petersburg 1892 Rubruk:
Reisen zum Großkhan der Mongolen. Von Konstantinopel nach Karakorum
1253-1255. Herausgegeben von Hans Leicht, Thienemann Edition Erdmann
1984 Juvaini: The History of the World-Conqueror. Translated from
the text of Mirza Muhammad Qazvini by John Andrew Boyle. Manchester
1958 (englisch) Karakorum - Eine historische Skizze. In: Dschingis
Khan und seine Erben. Das Weltreich der Mongolen. Ausstellungskatalog
Bonn/München (München 2005) Einzelnachweise
- ↑ http://www.dainst.de/index_6973_de.html
- ↑ Bericht im ZDF: Die Mongolen: Die Erben des Dschingis Khan, Karakorum als Modell
Text
aus Wikipedia (02.02.2010) |