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Erstes Kapitel: Tschingis Chaans (
Dschingis Khan, Chinggis Khaan, Genghis khan )
Vorfahren
und seine Kindheit
Info: Seidenstraße Als
Seidenstraße (chin.: 丝绸之路 Sichou zhi lu) bezeichnet man ein Netz von
Karawanenstraßen, dessen Hauptroute das Mittelmeer mit Ostasien
verbindet. Auf ihr gelangten nicht nur Kaufleute, Gelehrte und
Armeen, sondern auch Ideen, Religionen und ganze Kulturen von Ost nach
West und umgekehrt. Die Bezeichnung geht auf den im 19. Jahrhundert
lebenden deutschen Geografen Ferdinand von Richthofen zurück, obwohl
bereits die Byzantiner eine ähnliche Bezeichnung verwendeten. Entstehung und Geschichte Verbindungen
zwischen innerasiatischen Gebieten wie auch zwischen China und Europa
hat es seit ältester Zeit, mindestens seit Beginn der Bronzezeit
gegeben. Sie basierten unter anderem auf dem Austausch von Kenntnissen
der Metallgewinnung und -verarbeitung wie auch dem Austausch von
Handelsgütern, ermöglichten diplomatische Kontakte und beförderten auch
das Wissen über die jeweils andere Kultur. Diese Verbindungen bestanden
aber keineswegs kontinuierlich, liefen meist über Mittelsmänner ab und
waren immer wieder längere Zeiträume unterbrochen, in denen Handel,
Verkehr und Austausch von Informationen behindert wurden. Eine
entscheidende politische Voraussetzung für die vollständige Öffnung des
östlichen Endes der Seidenstraße war die chinesische Expansion nach
Westen. Unter dem Kaiser Wudi (141-87 v. Chr.) verdoppelte sich nahezu
die Größe des Han-Reiches. Er reagierte auf Grenzbedrohungen mit der
Eroberung der feindlichen Gebiete. Seine Armeen drangen weit nach
Norden, Süden und Westen vor und unterwarfen zahlreiche angrenzende
Staaten. Der Sieg über die Xiongnu brachte endgültig die Kontrolle über
Zentralasien. Wudis Truppen nahmen Pamir und Ferghana in Besitz und so
konnten die Handelswege zwischen China und dem Westen geöffnet werden.
Der Handel entlang der Seidenstraße florierte und überschwemmte die
Hauptstadt des Han-Reiches mit westlichen Reisenden und Luxusgütern. Während
der Ostteil nun relativ sicher war, drohte der Westen sich in ein
Schlachtfeld zu verwandeln. Lange Auseinandersetzungen der Römer mit
den Parthern konnten erst durch das diplomatische Geschick des ersten
römischen Kaisers Augustus beendet werden, und es gelang, für einige
Zeit Frieden mit den Parthern zu schließen. Dieser Frieden machte auch
das westliche Ende der Seidenstraße sicherer und führte zu einer
Belebung des Handels mit Fernost. In der Spätantike wurde der offene
Handel zwischen Ostrom/Byzanz und dem neupersischen Sassanidenreich
durch die römisch-persischen Kriege teilweise stark behindert. Eine
weitere Blütezeit erlebte die Seidenstraße dann während der
Tang-Dynastie, die die Perser als dominierende Macht über die
Seidenstraße ablöste. Der zweite Tang-Kaiser Taizong brachte große
Teile Zentralasiens sowie das Tarimbecken unter seine Kontrolle. Das
Byzantinische Reich konnte sich zeitweise, nachdem im 7. Jahrhundert
große Teile der asiatischen Besitzungen infolge der arabischen
Eroberungen verloren ging, den Zugang zur Seidenstraße sichern und
blieb lange Zeit ein Hauptumschlagplatz für östliche Waren. Nach der
Tang-Zeit nahm der Handelsverkehr entlang der Seidenstraße ab. Zur Zeit
der Fünf Dynastien konnte die innere Stabilität der Tang-Dynastie nicht
gehalten werden, so dass die Handelswege zunehmend unsicherer wurden. Einen
entscheidenden Beitrag zu einer direkteren Vernetzung von Asien und
Europa leistete die Mongolenherrschaft im 13. Jahrhundert. Die
mongolischen Eroberungen leiteten eine Ära häufigen und ausgedehnten
Kontakts ein. Sobald sie in ihren neuen Besitztümern Ordnung und
Stabilität geschaffen hatten, ließen die Mongolen sich auf Kontakte mit
Fremden ein. In ihrem universalen Machtanspruch waren sie
gastfreundlich zu ausländischen Reisenden, auch wenn deren Herrscher
sich nicht unterworfen hatten. In dieser Zeit kam es erneut zu einer
starken Zunahme des Austausches von Waren und Menschen. Letztlich
war das Mongolenreich jedoch kurzlebig. Bereits 1262 begann der Verfall
des riesigen Imperiums, auch wenn der östliche Teil unter der
Herrschaft Kublai Khans länger stabil blieb. Der chinesische
Nationalismus lebte wieder auf. 1368 wurde die Fremdherrschaft über
China schließlich durch die Installation der Ming-Dynastie beendet,
welche eine aggressive Außenpolitik gegen die Mongolenstämme vertrat.
Trotz des mongolischen Friedens erreichte der Handel entlang der
Seidenstraße nie wieder ein Volumen wie zur Zeit der Tang-Dynastie. Der
nachhaltige Niedergang der Seidenstraße setzte bereits mit der
Song-Dynastie ein und wurde vor allem durch den verstärkten
chinesischen Seehandel, die Entstehung neuer Märkte in Südostasien und
die hohen Zollforderungen der Araber begünstigt. Auf dem Seeweg
hingegen entfielen die Gefahren der langen Reise und die Abgaben an die
Zwischenhändler. Die Seidenstraße verlor im Zuge der weltweiten
Expansion der europäischen Seemächte in der Frühen Neuzeit endgültig an
Bedeutung. Der Handel über die Seidenstraße wurde durch Schiffe
ersetzt, wobei chinesische Händler mit ihren Dschunken bis nach Indien
und Arabien fuhren. Die Europäer waren seit der Song-Zeit in ihrem
China-Handel stark eingeschränkt. Während der Seeexpeditionen war daher
eines ihrer Hauptziele, das sagenumwobene Cathay (China) auf dem Seeweg
wiederzufinden. Erst 1514 erreichten die Portugiesen China und
etablierten schnell einen lebhaften Handel, später besetzt durch
Spanien. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts war das Reich der Mitte
der Hauptprofiteur der europäischen Kolonien in der Neuen Welt. Ein
großer Teil des dort gewonnenen Edelmetalls wurde nach China verbracht,
um dort Waren für Europa einzukaufen. Mit der Zeit ersetzten Schiffe
der Handelskompanien die Seidenstraße als Verbindung nach Ostasien, um
von dort Luxusartikel und Kunstgegenstände für den europäischen Adel zu
besorgen. In jüngster Zeit hat die Seidenstraße wieder an Gewicht
gewonnen. Der Bau von Straßen, der durch die Entdeckung großer
Ölreserven begünstigt wurde, hat den Zugang zu den unwirtlichen
Gegenden erleichtert und die Region wurde industrialisiert. Auch die
Handelswege an sich wurden wieder eröffnet und sind nicht zuletzt für
den Tourismus bedeutend. Der Ausbau des asiatischen Fernstreckennetzes
wird in jüngster Zeit auch durch das Asiatische Fernstraßen-Projekt von
32 asiatischen Staaten und den Vereinten Nationen (ESCAP) voran
getrieben. Seit 2005 wurden bereits 26 Mrd. USD in Renovierung und
Ausbau des Streckennetzes investiert. Verlauf und Natur Älteste
Berichte über den Verlauf der Seidenstraße stammen aus der
griechisch-römischen Antike. Den Verlauf der Nordroute, die nördlich
des Tarimbeckens verlief, hat Herodot um 430 v. Chr. detailliert
beschrieben, wobei er die Stationen der Route mit den Namen der dort
ansässigen Völker bezeichnet. Nach seiner Beschreibung verlief die
Nordroute von der Mündung des Don zunächst nach Norden, ehe sie dann
nach Osten abbog zu dem Gebiet der Parther und von dort weiter über
einen Karawanenpfad nördlich des Tianshan, der in der westlichen
chinesischen Provinz Gansu endete. Eine ähnlich zusammenhängende
Beschreibung der Südroute ist nicht erhalten. Versucht man sie zu
rekonstruieren, dann beginnt diese Route in Mesopotamien. Sie verläuft
über Ekbatana nach Kyreschata und erreicht dann den Fluss Silis. Danach
sind die Angaben widersprüchlich. Ein dritter Weg bestand aus einer
Kombination von See- und Landweg und setzte sich aus einer ägyptischen
und mesopotamischen Route zusammen, die beide nach Bargyzaga, einem
Hafen an der Mündung des Narmada in den Indischen Ozean führten. Alle
drei Routen der Seidenstraße sind das Ergebnis einer sich über mehrere
Jahrhunderte erstreckenden Entwicklung. Dabei war die Seidenstraße
alles andere als eine natürliche Route. Vom Mittelmeer bis nach China
mehr oder weniger durch Wüste verlaufend, ist sie eine der
unwirtlichsten Strecken der Erde, die durch versengtes, wasserloses
Land läuft und eine Oase mit der nächsten verbindet. Hat man – von
Westen kommend – die Taklamakan-Wüste erreicht, ist man umgeben von den
höchsten Gebirgsketten der Erde. Nur ein paar eisige Pässe, die mit
ihren tiefen Schluchten und 5000 zu überwindenden Höhenmetern zu den
schwersten der Welt gehören, führen durch das Gebirge. Auch das Klima
ist rau. Sandstürme sind häufig, im Sommer steigt die Temperatur auf
über 40 °C an und im Winter sinkt sie oft unter -20 °C. Allein die
immense Bedeutung der Strecke für transnationale Kommunikation zwischen
Ost und West hielt diese Verbindung über die Jahrtausende aufrecht. Außer
durch Oasen wurde die Strecke auch durch militärische Stationen wie
Haltepunkte zum Wechseln der Pferde unterbrochen, die den
Durchgangsverkehr sicherten. Gerade durch die geographische
Beschaffenheit bedingt, bildeten sich nur wenige feste Verkehrs- und
Handelswege aus, die höchst verletzlich waren, und so konnten
kriegerische Wirren in nur einem Abschnitt den gesamten
Ost-West-Verkehr unterbrechen. Nur wenige bereisten in der
Geschichte der Seidenstraße die gesamte Strecke von etwa 6000 km. Der
Handel lief immer über mehrere Zwischenstationen und jede Nation, die
von der Strecke tangiert wurde, wollte ihren Profit als Zwischenhändler
maximieren. Und so kam es durch die Konkurrenz untereinander immer
wieder zu Konflikten, die in bewaffneten Auseinandersetzungen endeten.
Allein unter der Mongolenherrschaft im 13. und 14. Jahrhundert war fast
ganz Asien unter einem Herrscher vereint und dies führte zu einem
sicheren und geschützten Handel. Transkontinentaler Austausch durch die Seidenstraße Auf
der Seidenstraße wurden nicht nur Waren wie Gewürze, Seide, Glas und
Porzellan transportiert; mit dem Handel verbreiteten sich auch Religion
und Kultur. So gelangte der Buddhismus über die Seidenstraße bis nach
China und Japan und wurde dort vorherrschende Religion. Auch das
Christentum drang über die Seidenstraße vor bis zur damaligen
Hauptstadt von China, wie eine Steintafel im heutigem Xi'an
dokumentiert. Die Kenntnis von Papier und Schwarzpulver kam entlang der
Seidenstraße in die arabischen Länder und gelangte von dort später nach
Europa. Handel Seide
war für den Westen wohl das außergewöhnlichste Handelsgut, das die
Seidenstraße passierte. Schließlich gab dieser Stoff der Route auch
ihren Namen. Dennoch verzerrt dieser Begriff die Wirklichkeit des
Handels, denn es wurden natürlich viele andere Waren über diese
Handelsstraßen ausgetauscht. Karawanen in Richtung China
transportierten unter anderem Gold, Edelsteine und Glas. In die andere
Richtung wurden vor allem Pelze, Keramik, Jade, Bronze, Lacke und Eisen
getragen. Viele dieser Güter wurden unterwegs eingetauscht und
wechselten so mehrmals den Besitzer bevor sie ihr endgültiges Ziel
erreichten. Neben Seide waren vor allem Gewürze bis in die Neuzeit
wichtige Handelswaren aus Südostasien. Sie wurden nicht nur als
Würzmittel und Aromastoffe, sondern auch als Medikamente, Anästhetika,
Aphrodisiaka, Parfum und für „Zaubertränke“ verwendet. Nichtsdestoweniger
war das begehrteste chinesische Produkt die Seide. Die Entwicklung der
Seidenweberei lässt sich in China bis in das 2. Jahrtausend v. Chr.
zurückführen. Die Herstellung großer Mengen für den Export,
einhergehend mit der Ausbildung von Seidenmanufakturen, erfolgte erst
mit dem Ende der „Zeit der Streitenden Reiche“ im 3. Jahrhundert v.
Chr. Älteste Funde chinesischer Seide in Europa wurden im aus dem 6.
Jahrhundert v. Chr. stammenden keltischen Fürstengrab auf der Heuneburg
(Kreis Sigmaringen) gemacht.[1] Zu dieser Zeit war Seide ein überaus
seltener Stoff im Westen, sie gehörte wie Purpur und Glas zu den
Luxusartikeln im Römischen Reich. Nur die Reichsten konnten sich
bescheidene Mengen des kostbaren Stoffes leisten. In der Zeit der Pax
Augusta, als auch das westliche Ende der Seidenstraße sicher war,
verlangte die römische Oberschicht verstärkt nach östlicher Seide,
Gewürzen und Juwelen. Organisation des Handels Ein
großes Problem war die Sicherheit der Handelsstraßen. Von China bis
Ägypten überfielen Piraten die Karawanen auf den engsten Passagen der
Route, wo sie besonders leicht an ihre Beute gelangen konnten. Das
Han-Reich stattete deshalb seine Karawanen mit speziellen
Verteidigungsarmeen aus und weitete die Große Mauer entlang Teilen der
Route aus. Die Organisation des transkontinentalen Handels war
höchst komplex und schwierig. Hunderttausende Tiere, eine große Anzahl
von Viehtreibern und Tonnen von Handelsgütern mussten versammelt und
bewegt werden. Dabei mussten Mensch und Tier auf der langen Reise unter
schwierigen geographischen und klimatischen Bedingungen am Leben
erhalten werden. Üblicherweise bereisten die Kaufleute aber nicht die
gesamte Strecke, um ihre Waren zu verkaufen. Vielmehr lief der Handel
über mehrere Zwischenhändler ab. Während das westliche Ende der
Seidenstraße lange die Parther, später die Sassaniden, kontrollierten,
waren es in Zentralasien vor allem Nomadenstämme, die den
Warenaustausch dominierten. Eine große Bedeutung als Transportmittel
kam dem zweihöckrigen (bzw. baktrischen) Kamel zu, das in Zentralasien
beheimatet war. Es hat den Vorteil, dass es hitzeresistenter als
einhöckrige Kamele ist und ein Winterfell besitzt, so dass es gut an
die kontinentalklimatypischen, extremen Temperaturschwankungen in
diesen Steppen- und Bergregionen mit großen Höhenunterschieden
angepasst ist. Daher wurden diese Kamele seit Beginn der
Handelsbeziehungen benutzt. Kultur- und Techniktransfer Der
Transfer technischer Errungenschaften, kultureller Güter oder
Ideologien geschah weniger absichtlich und langfristiger als der
Austausch von Waren. Fernreisen aller Art, ob aus kommerziellen,
politischen, diplomatischen oder missionarischen Gründen, stimulierten
den kulturellen Austausch zwischen verschiedenen Gesellschaften.
Lieder, Geschichten, religiöse Ideen, philosophische Ansichten und
wissenschaftliches Wissen kursierten unter den Reisenden. Außerdem fand
durch die Einführung neuer Nahrungsmittel auch ein agrikultureller
Austausch statt. Bedeutende Techniken wie die Papierherstellung und der
Buchdruck, chemische Prozesse wie die Destillation, sowie effizientere
Pferdegeschirre und der Steigbügel wurden über Asien verbreitet. Ausbreitung von Religionen über die Seidenstraße Ein
besonders langlebiges Gut, das über die Seidenstraße transportiert
wurde, waren Religionen. So kam beispielsweise der Buddhismus über die
nördliche Route von Indien nach China und Japan, am stärksten während
der Nördlichen Wei-Dynastie im 4. und 5. Jahrhundert. Dem Christentum
war eine Verbreitung östlich Kleinasiens – abgesehen von wenigen
Ausnahmen – erst mit dem Beginn des Sassaniden-Reiches im 3.
Jahrhundert n. Chr. möglich. Auch wenn es nie zur dominanten Religion
in Zentral- und Ostasien wurde, nutzte man die Seidenstraße, um bis an
die chinesische Grenze vorzustoßen. Zur Zeit des Mongolenreiches war
das nestorianische Christentum, das auf den griechischen Theologen
Nestorius zurückzuführen ist, eine kulturelle Waffe, mit der man
rechnen musste. Die Verbreitung des Christentums war aber eher
bescheiden im Vergleich zu der des Islams, die die anderer Religionen
bei weitem übertraf. Nach dem Tod Muhammads 632 n. Chr. begann sich der
Islam schnell über die arabische Halbinsel zu verbreiten, und in den
nächsten hundert Jahren eroberte er eine alte römische Provinz nach der
anderen: Zuerst Syrien, dann Ägypten und ganz Nordafrika. Bald war auch
der westliche Teil der Seidenstraße und damit der transasiatische
Handel unter islamischer Kontrolle. Nach der Eroberung des Persischen
Reiches setzte sich die Expansion in östlicher Richtung fort. Der Islam
verbreitete sich zunächst in den städtischen Zentren entlang der
Seidenstraße, später in den ländlichen Gegenden. Auch in Zentralasien,
China, Bengalen und später in Indonesien entstanden Moslemgemeinden,
allerdings ohne militärische Eroberung oder politische Absorption. Auch
die Religionen des Zoroastrismus und des Manichäismus − beides Lehren
persischen Ursprungs − wurden über die Seidenstraße verbreitet. Ausbreitung von Krankheiten Genauso
wie religiöse Vorstellungen oder kulturelle Güter, verbreiteten sich
auch immer wieder Krankheiten und Infektionen entlang der Seidenstraße.
Fernreisende halfen den Erregern, sich über ihr Ursprungsgebiet hinaus
zu verbreiten und so Populationen anzugreifen, die weder ererbte noch
erworbene Immunität gegen die Krankheiten, die sie auslösten, besaßen.
So entstanden Epidemien, die zu dramatischen Konsequenzen führen
konnten. Das wohl bekannteste und folgenreichste Beispiel für die
Verbreitung von Krankheiten entlang der Seidenstraße ist die
Ausbreitung der Pest im 14. Jahrhundert: In den 1330er Jahren brach in
China die Beulenpest aus. Die hochansteckende Seuche befiel
hauptsächlich Nagetiere und wurde über Flöhe auf den Menschen
übertragen. Lange Zeit trat sie nur in der südchinesischen Provinz
Yunnan auf. Im frühen 14. Jahrhundert verbreiteten Mongolenheere
infizierte Flöhe von Yunnan aus über weite Teile Chinas. Von dort aus
verbreitete sich die Beulenpest rasch entlang der Seidenstraße und
erreichte über Handelsschiffe aus Kaffa auf der Halbinsel Krim 1348
auch Mitteleuropa. Vor allem der Transport von Pelzen begünstigte ihre
schnelle Verbreitung. Die Bedeutung der Seidenstraße heute Heute
hat die Seidenstraße einen eher romantischen, abenteuerlichen
Stellenwert. Durch Bücher wird die orientalische Mystik der Route dem
Westen näher gebracht und Reisen „auf den Spuren Marco Polos“ ziehen
eine wachsende Zahl von Touristen in diese abgelegenen Regionen. China
erkannte das touristische Potential sehr schnell, nachdem es in den
späten 1970ern seine Türen für ausländische Reisende öffnete. Dies
führte dazu, dass viele Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmäler entlang
der Seidenstraße restauriert wurden und man von offizieller Seite Sorge
für die Erhaltung dieser Monumente trägt. Überdies wurde mit
archäologischen Ausgrabungen dem Leben entlang der Seidenstraße
nachgespürt. Reisende entlang der Taklamakan-Wüste treffen vor allem
auf Stadtruinen und Überreste von Höhlen. Eine Hauptattraktion aber
bildet die Bevölkerung und der bis heute erhalten gebliebene
Lebensstil. Viele Touristen kommen heute aus Japan, um jene Stätten zu
besuchen, die die buddhistische Religion auf ihrem Weg nach Japan
passierte. Eine Reise in das Taklamakan-Gebiet ist trotz einiger
Erleichterungen wegen der klimatischen und geographischen Bedingungen
auch heute immer noch sehr beschwerlich. Die letzte Lücke der
Eisenbahnverbindung entlang der Seidenstraße wurde 1992 geschlossen,
als die internationale Linie Almaty - Urumqi eröffnet wurde. Trotzdem
gibt es entlang der Seidenstraße keine durchgehenden Züge oder zeitlich
abgestimmten Umsteigeverbindungen Peking − Teheran oder Peking − Moskau. Anmerkungen
- ↑
Knefelkamp, U. (1985): Die Handelswege kostbarer Textilien nach
Mitteleuropa vom 10. bis 15. Jahrhundert. In: Bayerisches Landesamt für
Denkmalpflege: Textile Grabfunde aus der Sepultur des Bamberger
Domkapitels. Internationales Kolloquium, Schloss Seehof, 22./23. April
1985. Arbeitshefte 33: 99-106. H. J. Hundt: Über vorgeschichtliche
Seidenfunde. In: Jahrb. des Röm. - Germanischen Zentralmuseums Mainz
16, 1969, 59 - 71.
Literatur
- Bruno
Baumann: Abenteuer Seidenstraße. Auf den Spuren alter Karawanenwege,
National Geographic Taschenbuch, 2. Auflage August 2005, ISBN
3-89405-254-6
- Luce Boulnois: la Route de la soie Éditions Olizane, 3e édition, 1992, Genève. ISBN 2-88086-117-9
- Édouard
Chavannes: Documents sur les Tou-kiue (Turcs) occidentaux. Librairie
d'Amérique et d'Orient, 1900, Paris. Reimpression: Cheng Wen Publishing
Co., Taipei, 1969.
- Édouard Chavannes: les Pays d'Occident d’après le Wei lio. T'oung pao, no 6, 1905.
- Édouard
Chavannes: Trois Généraux Chinois de la dynastie des Han Orientaux.
(Pan Tch'ao (32-102 p.C.); – son fils Pan Yong; – Leang K'in (112
p.C.). Chapitre LXXVII du Heou Han chou), T'oung pao, no 7, 1906, p.
210-269.
- Édouard Chavannes: les Pays d’Occident d'après le Heou Han chou. T'oung pao, no 8, pp. 149-244.
- Jean-Pierre Drège: Marco Polo und die Seidenstraße. Ravensburg 1992 (Abenteuer Geschichte; 30), ISBN 3-473-51030-0
- Richard
C. Foltz: Religions of the Silk Road. Overland trade and cultural
exchange from antiquity to the fifteenth century. London 1999, ISBN
0-312-23338-8
- Irene M. Franck, David M. Brownstone: The silk road. A history. New York [u.a] 1986, ISBN 0-8160-1122-2
- Sven Hedin: Der wandernde See. F.A. Brockhaus, Leipzig 1994, ISBN 3-7653-0180-9
- Uta
Heinzmann, Manuela Loeschmann, Uli Steinhauer und Andreas Gruschke:
Sand und Seide. Faszination der chinesischen Seidenstraße, Freiburg i.
Br. 1990 ISBN 3-89155-095-2
- Thomas O. Höllmann: Die Seidenstraße. München 2004, ISBN 3-406-50854-5 (Rez.)
- Peter Hopkirk: Bouddhas et rôdeurs sur la route de la soie. Philippe Picquier, 1998. ISBN 2-87730-215-6
- Ulrich
Hübner u.a. (Hrsg.): Die Seidenstraße. Handel und Kulturaustausch in
einem eurasiatischen Wegenetz. EB-Verlag, 2. Aufl., Hamburg 2005 (Asien
und Afrika 3), ISBN 3-930826-63-1
- Edith Huyghe,
François-Bernard Huyghe: La route de la soie ou les empires du mirage.
Petite bibliothèque Payot, 2006, ISBN 2-228-90073-7
- Hans-Joachim
Klimkeit: Die Seidenstraße. Kulturbrücke zwischen Morgen- und
Abendland. Köln 1988 (DuMont-Dokumente), ISBN 3-7701-1790-5
- Albert
von Le Coq: Auf Hellas Spuren in Ostturkestan. Berichte und Abenteuer
der II. und III. deutschen Turfanexpedition. J. C. Hinrichs Verlag,
Leipzig 1926
- Folker E. Reichert: Begegnungen mit
China. Die Entdeckung Ostasiens im Mittelalter, Thorbecke, Sigmaringen
1992, ISBN 3-7995-5715-6
- Weihrauch und Seide. Alte Kulturen an der Seidenstraße. Hrsg. von W. Seipel. Wien 1996
- Helmut Uhlig: Die Seidenstraße. Antike Weltkultur zwischen China und Rom. Bergisch Gladbach 1986, ISBN 3-7857-0446-1
- Frances Wood: Entlang der Seidenstraße. Mythos und Geschichte. Theiss, Stuttgart 2007.
- Alfried
Wieczorek, Christoph Lind (Hrsg.): Ursprünge der Seidenstraße.
Sensationelle Neufunde aus Xinjiang, China. Ausstellungskatalog der
Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim. Theiss, Stuttgart 2007. ISBN
3-8062-2160-X
Text
aus Wikipedia (01.02.2010)
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